Kolumne: Gegenpressing Die dubiosen Gastgeber der Olympischen Spiele

Düsseldorf · Noch steht nicht fest, wo die Olympischen Winterspiele 2022 stattfinden. Es steht allerdings fest, dass sie in einem Land stattfinden, in dem ein rigide geführtes hierarchisches System die Menschenrechte missachtet: Medien dürfen dort nicht frei publizieren, Oppositionelle werden unterdrückt, wer aufbegehrt, wird zur Ruhe gebracht.

Oslo zieht Bewerbung zurück: Fragen und Antworten
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Foto: dpa, fux nic

Seit sich Norwegen mit seiner Hauptstadt Oslo diese Woche aus dem Bewerbungsverfahren verabschiedet hat, bleiben nur noch China mit Peking und - leicht favorisiert - Kasachstan mit Almaty als Kandidaten übrig. Bei der Vergabe im kommenden Jahr geht es also um die Antwort auf die Frage nach Pest oder Cholera.

Sämtliche Kandidaturen aus demokratischen Ländern - München, Stockholm, Graubünden - sind am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Nach den Sommerspielen 2008 in Peking und den Winterspielen in diesem Jahr im russischen Sotschi bekommen die Spiele damit schon wieder einen dubiosen Gastgeber. Der passt übrigens auch zu Russland und Katar als Ausrichtern der kommenden Fußball-Weltmeisterschaften. Und nach Pyeongchang 2018 und Tokio 2020 findet mit Peking/Almaty 2022 dann zum dritten Mal hintereinander Olympia in Asien statt. Das konterkariert den globalen Gedanken der Spiele.

IOC-Chef Thomas Bach betont, dass sich niemand Sorgen um Olympia machen müsse. Tatsächlich ist die wirtschaftliche Lage des IOC dank langfristiger TV- und Sponsorenverträge so gut, dass das Olympia-Aus trotz der zahlreichen Rückzieher möglicher Kandidaten nicht zu befürchten ist. Anfang der 1980er-Jahre war die Lage prekärer, als rund um die Boykottspiele von Moskau und in Folge wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Fortbestand der Spiele in Gefahr geriet. Olympias Ruf leidet unter Spielen in Almaty oder Peking mit einer 200 Kilometer entfernt gelegenen Wintersportregion weiter.

Es ist kein Geheimnis, dass sich maßgebliche Personen im IOC Spiele in Oslo gewünscht hätten. Die Wiege des nordischen Wintersports hätte - wie es auch München gelungen wäre - endlich mal wieder das klassische Bild des Sports auf Schnee und Eis präsentiert. Mit traumhaften, nicht in der Retorte entwickelten Schauplätzen und einem begeisterten Publikum. Schade drum.

Zuletzt gab es eine Initiative der Nationalen Olympischen Komitees aus Österreich, Deutschland, Schweden und der Schweiz, die dem IOC im Rahmen seiner Reformagende Vorschläge für neue Vergabeverfahren, geringere Kosten und eine kleinere Dimension der Spiele gemacht hatte. Alle vier NOKs waren mit Bewerbungen bei ihrer eigenen Bevölkerung durchgefallen. Das Papier beinhaltet den Ruf nach Nachhaltigkeit auch auf dem Feld der Menschenrechte. China und Kasachstan wären hier durchgefallen. Für 2022 kommt die Initiative der vier europäischen Länder zu spät.

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