Dirk Schimmelpfennig Dieser Rheinländer soll den deutschen Sport retten

Düsseldorf · Dirk Schimmelpfennig hat am Wochenende seinen Vertrag als Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund unterschrieben. Er will den Erfolg zurückbringen.

 Dirk Schimmelpfennig aus Hürth hat in Köln Sport und Wirtschaftswissenschaften studiert.

Dirk Schimmelpfennig aus Hürth hat in Köln Sport und Wirtschaftswissenschaften studiert.

Foto: imago

Dirk Schimmelpfennig (52) hat Spuren hinterlassen. Eine unübersehbare unterhalb des Grafenberger Waldes in Düsseldorf. Dort steht seit acht Jahren das Deutsche Tischtennis-Zentrum. Dort zeigt der deutsche Sport, was er leisten kann. Dort sind Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov zu Weltklasse-Athleten gereift, die zu den wenigen gehören, die die großen Meister aus China das Fürchten lehren.

"Der Stützpunkt trägt in großen Teilen Dirk Schimmelpfennigs Handschrift", schreibt der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB). Das Sprachbild ist zwar etwas schräg, macht aber die großen Verdienste des scheidenden Sportdirektors deutlich. Der Verband weint dem aus Hürth stammenden Schimmelpfennig manche Träne nach, weil der am 1. März kommenden Jahres "übergeordnete nationale Verantwortung" übernimmt. Er wird Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund und soll den Abwärtstrend des deutschen Sports stoppen, ihn am besten umkehren. Schimmelpfennigs Pendant auf ehrenmatlicher Seite wird Diplom-Volkswirt Ole Bischof (35) sein, den die DOSB-Mitgliederversammlung zum Vizepräsidenten erhob. Bischof holte 2008 in Peking (Gold) und 2012 London (Silber) Medaillen im Judo.

Dringlichkeit besteht. Mit Schimmelpfennigs Dienstantritt beginnt schon die "Endphase vor Rio", wie er sagt. In Brasilien finden 2016 die nächsten Spiele statt. Angesichts der Olympia-Bewerbung Berlins oder Hamburgs für 2024 will und muss sich der deutsche Sport auf Topniveau präsentieren, um im eigenen Land für Begeisterung zu sorgen. Zudem macht Innenminister Thomas de Maizière Dampf.

"Wir stehen am Scheideweg. Entweder wir gehen Schritt für Schritt ins Mittelmaß, das von einigen Spitzensportlern kaschiert wird, oder wir gehen mutig den Weg in die Weltspitze zurück", sagte er in Dresden - auch im Rückblick auf das mittelmäßige Abschneiden vor zwei Jahren in London und die Enttäuschungen der Olympischen Winterspiele in Sotschi, als das deutsche Team weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und nur Nummer sechs im Medaillenspiegel geworden war. Seit 1992 hält - trotz gelegentlicher Ausschläge nach oben - der Abwärtstrend an. De Maizière drohte indirekt mit einer Kürzung der Fördermittel: "Es muss einen Zusammenhang zwischen Geld und Erfolg geben." Der Minister kündigte eine deutlichere Differenzierung der Förderung an, das Gießkannenprinzip hat ausgedient.

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Schimmelpfennig schlug frühzeitig die Trainerkarriere ein. Bundestrainer der Herren, Bundestrainer der Damen, Cheftrainer für alle, Sportdirektor - seit 23 Jahren arbeitet er für den DTTB. Eine systematische Talentsichtung und -förderung, das klare Bekenntnis zu Olympia-Medaillen als Ziel, die Zentralisierung der Besten in Düsseldorf sind Erfolgsfaktoren des Tischtennis. Diese Ideen soll er nun in den gesamten Sport einbringen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann verlangt ihm eine Menge ab: "Er hat sich sieben Tage in der Woche und täglich 24 Stunden gedanklich und zu weiten Teilen auch körperlich seiner Aufgabe zu widmen."

Schimmelpfennig weiß, dass er unbequem sein muss, wenn er sich durchsetzen will im Gestrüpp von Kompetenzen (und Eitelkeiten), das den deutschen Sport belastet. "Ich werde in meinem Job nie wieder so beliebt sein wie an diesem Wochenende", sagte er den Delegierten in Dresden. Das Wort "Herkulesaufgabe" machte die Runde.

(RP)
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