Letzter Stimmungstest vor Olympia-Entscheidung Hamburg setzt auf Euphorie, Berlin auf "Marathon"

Berlin/Hamburg · Wenig Euphorie in Berlin, Aufwind in Hamburg: Mit Spannung und Bangen wartet man an Spree und Elbe auf die Ergebnisse des letzten Stimmungstests in der Bevölkerung vor dem Finale der beiden Olympia-Bewerberstädte.

Binnenalster leuchtet für Olympia
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Foto: dpa, ahe vfd

"Wenn wir uns sehr deutlich von Berlin unterscheiden, wird das ein entscheidender Faktor sein", sagte Jürgen Mantell, Präsident des Hamburger Sportbundes, der Deutschen Presse-Agentur. Wenn die Differenz in beiden Metropolen sehr groß sei, werde das den Ausschlag geben.

Das Brandenburger Tor erstrahlt für Olympia in Berlin
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Bei der mitentscheidenden Meinungsumfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dessen Ergebnisse bis Dienstag veröffentlicht werden sollen, erwartet er ein Votum der Hamburger von "70 Prozent plus X". Zuletzt hatte die Stimmung im Februar nach einer Umfrage bei 68 Prozent gelegen. Berlin könne er nicht so gut einschätzen, sagte Mantell, fügte aber hinzu: "Nach dem, was ich mitbekomme, ist die Stimmung dort vielleicht nicht ganz so begeistert wie in Hamburg."

Trotz fehlender olympischer Hochstimmung der Bürger sieht sich aber auch Berlin im Zweikampf um die Kandidatur für die Olympische Spiele 2024 gut im Rennen. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass Berlin einen etwas späteren Start hingelegt hat. Für einen Dauerlauf reicht es, für einen 100-Meter-Lauf hätte es nicht gereicht. Aber Olympia ist eine Marathonstrecke", erklärte Klaus Böger, der Präsident des Landessportbundes Berlin, der Deutschen Presse-Agentur.

Laut einer aktuellen Umfrage unter 1006 Bundesbürgern findet Berlin hingegen mehr Unterstützung als Hamburg. Während sich 34 Prozent der Befragten für die Bundeshauptstadt aussprachen, unterstützten 30 Prozent die Hansestadt. Bei der Befragung des Meinungsforschungs-Instituts infratest dimap im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg RBB und der "Berliner Morgenpost" lehnten 20 Prozent Spiele in Deutschland generell ab, 15 Prozent wollten sich nicht entscheiden und ein Prozent nannte eine andere Stadt.

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Mögliche Defizite gegenüber Hamburg beim letzten Stimmungstest vor der DOSB-Entscheidung bringen Berlins Sportchef nicht aus der Fassung. "Umfragen sind immer eine Kurzzeitpulsmessung. Und bekanntermaßen verändert sich ein Puls. Ich hoffe auf ein positives Votum von über 50 Prozent", meinte er und relativierte den Wert der Umfrage: "Eine Pulsmessung ist interessant, aber nicht die absolute Entscheidung für Spiele 2024 und 2028."

Das DOSB-Präsidium wird am 16. März eine Empfehlung für eine der beiden Metropolen aussprechen. Fünf Tage später wird der deutsche Kandidat für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 dann bei einer DOSB-Mitgliederversammlung gekürt.

"Die eigentliche Herausforderung, das Plebiszit, steht am 15. September an. Es geht jetzt nicht um einen innerdeutschen Schönheitswettbewerb", sagte Böger, "sondern darum, mit einer Stadt anzutreten, die 2017 Chancen hat gegen gewichtige Konkurrenten". Eine Entscheidung im März 2015 sei ein Indikator, kein Nein-oder-Ja-Indiz. "Ich kann verstehen, dass der DOSB die Bevölkerung mitnehmen will. Wir dürfen uns keinen Fehlschuss mehr erlauben, weil dann auf Jahrzehnte für Deutschland die Sache gegessen ist."

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Böger hat auch eine Begründung parat, warum die Olympia-Akzeptanz in Berlin eher mau ist. "In einer Welt, in der es jeden Tag ein anderes Aufregerthema gibt, ist es klar, dass Olympia nicht automatisch ein aktuelles Thema ist." Es gelte, "weit vorauszudenken und ein Olympisches Feuer zu entfachen, das könnte ein Strohfeuer sein."

Ein positives Fazit des Bewerberduells zieht der hanseatische Sportchef Mantell. "Ich habe mittlerweile das Gefühl, die Hamburger haben kapiert, dass die Spiele für den Sport und die Stadt insgesamt ein wunderbares Ereignis wären", sagte der 70-Jährige.

(dpa)
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