Antike 394 n.Chr. Mindestens 1200 Jahre Olympia-Geschichte

Neuss (rpo). Die Geschichte der Olympischen Spiele reicht deutlich weiter zurück als bis 1896, als Pierre de Coubertin die Ära der Moderne begründete. Das Ursprungsdatum und das Ende der antiken Festspiele, die im alten Olympia auf dem Peloponnes ausgetragen wurden, hat sich allerdings bis heute nicht eindeutig ermitteln lassen.

Wir kennen als ersten Olympiasieger Koroboisos, der 776 v.Chr. den Stadionlauf gewann, und als letzten der Antike den armenischen Faustkämpfer Varazdates aus dem Jahr 385 nach Christi. Eine Kette von bald 1200 Jahren, die wahrscheinlich noch länger war.

Die erste Aufzeichnung stammt nämlich aus dem 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende, als schon rund 300 Jahre seit der angeblichen Premiere vergangen und die Erinnerung daran bereits verblasst war. Bereits im Altertum gab es wenig Zweifel daran, dass die Spiele weit früher als 776 begonnen haben mussten. Und da sie 394 n.Chr. durch Kaiser Theodosius verboten wurden, spricht viel dafür, dass sie erst 393 endeten, nicht schon 385.

Begonnen hatte es in grauer Vorzeit, als Olympia bereits ein Platz zur Anbetung der Götter war. Nach Einführung der Festspiele zog es alle vier Jahre mehr und mehr griechische Stämme dorthin. Der Ort lag abseits der Machtzentren Sparta (150 km südlich) und Athen (300 km östlich); man traf sich somit auf neutralem Boden.

In einem der Tempel befand sich der Diskus, in den das Gesetz des olympischen Friedens eingemeißelt war; es gewährte jedem freies Geleit. Nur selten wurde dagegen verstoßen - wer wollte schon den Zorn der Götter auf sich ziehen. Auch dieser Hintergrund erklärt, weshalb die Spiele die Antike so lange in den Bann gezogen haben.

Olivenzweige für die Gewinner

Zu Beginn hatte es nur einen einzigen Wettkampf gegeben, den Stadionlauf über 192 Meter. Nach seinem Sieger wurde die Olympiade benannt. Ab 720 v.Chr. traten die Athleten nackt an. Frauen hatten mit Ausnahme der obersten Priesterin keinen Zutritt. Nach und nach wurde das Programm erweitert, ab 680 v.Chr. auch durch Wagenrennen in einer eigenen Arena, dem Hippodrom.

Höchstes Prestige versprachen in der Blütezeit die Siege im Stadionlauf und Pentathlon (Fünfkampf). Zum feierlichen Abschluss nach einer Woche wurden die Gewinner mit Olivenzweigen gekränzt, die bei Vollmond geschnitten wurden. Ein zweiter Platz zählte nichts, nur der Sieg versprach Ruhm und vermehrt auch Reichtum.

Schon früh gab es Trainingslager und Profis mit Mäzenen, doch erst in römischer Zeit verkam das Fest zum Rummelplatz für Gladiatoren. Weil auch Nero unbedingt Olympiasieger werden wollte (im Wagenrennen), aber durch andere Verpflichtungen verhindert war, wurden die Spiele einmal sogar verschoben, von 65 auf 67 n.Chr. Der Niedergang hatte begonnen.

Das Christentum bezog gegen die heidnischen Bräuche und alten Götter immer mehr Front. Dem Verbot folgten Erdbeben und die Horden der Völkerwanderung. Was sie von Olympia übrig ließen, versank unter hohem Schutt und Schlamm. Eine alte Welt war untergegangen.

In ihrem Mittelpunkt hatte der Tempel des Zeus gestanden. Das um 430 v.Chr. entstandene 12 Meter hohen Abbild des Göttervaters aus Gold und Elfenbein galt als eines der sieben Weltwunder. Davor lag der Tempel seiner Göttergattin Hera. Dort durfte in alten Zeiten der Sieger des Stadionlaufes das olympische Feuer entzünden; am selben Platz wird auch diesmal wieder die Flamme entfacht.

Einen Fackellauf aber hat es in Olympia nie gegeben - wohin hätte er auch gehen sollen. Er wurde für die Sommerspiele 1936 in Berlin von Carl Diem erdacht, dem großen deutschen Olympier, und zieht seitdem immer wieder die Welt in den Bann.

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