Olympia-Tagebuch Was auf den Tisch kommt

Rio de Janeiro · Die Nahrungsaufnahme während der Olympischen Spiele ist für Medienvertreter eine echte Herausforderung. Die Auswahl ist mickrig, die Preise gehoben. Das Frühstück wird so zur wichtigsten Mahlzeit des Tages.

Olympia 2016: die Splitter
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Foto: ap, DC

Ich hatte im Vorfeld ja so einige Vorstellungen, was meine Tage hier in Rio betrifft. Aber ganz bestimmt nicht die, dass das Frühstück hier die wichtigste Mahlzeit meines Tages sein würde. Ich befinde mich schließlich südlich des Vollkornbrotäquators, und da sind die Erwartungen an den täglichen Ernährungsauftakt eher gering.

Dass ich nun hier im Hotel inzwischen der größte Frühstücks-Fan bin, liegt auch nicht daran, dass hier etwa ein ausgewanderter Deutscher Roggen-Dinkel-Sesam-Laibe backt, es liegt vielmehr an dem, was der Rest des Tages für meinen Magen zu bieten hat. Und das ist, nett ausgedrückt, bescheiden. Denn mit dem Einsteigen in den Shuttlebus begebe ich mich frühmorgens ins olympische System, und aus diesem werde ich mich bis spätabends nicht mehr herausbegeben. Für ausgedehnte Ausflüge abseits der Sportstätten fehlt erstens die Zeit und zweitens irgendwie das letzte Sicherheitsgefühl.

Also sind wir alle hier dem olympischen Versorgungs-Monopol ausgeliefert. Und da sind Sandwiches innen drin schon mal gefroren, die Pizza von der rudimentären Karte gibt es leider gerade nicht, und für frittierte Überraschungsbällchen mangelt es meinem Magen an der nötigen Toleranz.

Die tollste Erfindung zur Bewältigung der brasilianischen Wirtschaftskrise ist dabei der Food-Court im Medienzentrum. Zigtausende Kollegen strömen hier allmittäglich zur Auffüllung der Energievorräte hinein und leisten so vermutlich einen gewichtigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Bisher hatte ich dieses riesige Zelt gemieden, weil mir die Schlangen zu lang waren, aber jetzt habe ich es mit meinem Kollegen mal getestet. Es läuft hier nach dem Buffet-Prinzip ab, ich entschied mich also für Reis mit Geschnetzeltem, ein bisschen Brokkoli, ein Stückchen Quiche und eine Cola. Hat alles zusammen umgerechnet nur 29 Euro gekostet. Ein Schnäppchen, oder? Ok, nehme ich halt beim nächsten Mal das belegte Baguette - für acht Euro. Nein? Na dann den kleinen Obstsalat - für acht Euro. Auch nicht? Wie wäre es mit einem Klatsch Kichererbsensalat - für acht Euro? Na gut, Erdnüsse und Kekse aus dem Supermarkt des Internationalen Olympischen Komitees müssen es dann eben mal wieder richten. Dieser Supermarkt auf dem Mediengelände führt übrigens an Essbarem nur Nüsse, Chips, Schokolade und Kekse. Für richtiges Essen soll man ja schließlich nebenan bescheidene 29 Euro auf den Tisch legen.

Deswegen setze ich hier also voll aufs Frühstück. Auf zwei bis fünf Tassen Kaffee, Orangensaft, Rührei, Pancakes und Obstsalat. Wer hätte das gedacht?

(RP)
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