Neues Konzept steht Förderung des deutschen Spitzensports soll sich ändern

Berlin · Das neue Konzept zur Förderung des Spitzensports in Deutschland steht. Nach dem schlechten Abscheiden in einigen Disziplinen in Rio sei eine Neuausrichtung erforderlich.

Die wichtigsten Punkte der Leistungssport-Reform
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Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

Entschlossen hielt Bundesinnenminister Thomas de Maizière das fertige Konzept zur Spitzensportförderung in den Händen und lächelte in die Kameras. Auch Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) neben ihm wirkte erleichtert. Nach fast zweijährigen Beratungen und unzähligen Diskussionen ist das Papier, das dem deutschen Sport mehr Medaillen bringen soll, am Donnerstag in Berlin vorgestellt werden. Ein Scheitern darf es trotz aller Kritik nicht geben.

"Wir brauchen die Reform, um uns zielstrebiger nach oben zu orientieren. Rio hat gezeigt: Stillstand oder ein bloßes 'weiter so' wäre ein Rückschritt", sagte de Maizière (CDU): "Mein Ziel ist es, dass sich Deutschland als Sportnation noch besser präsentiert - erfolgreicher, aber zugleich fair und sauber."

Die entscheidende Neuerung liegt darin, dass nicht mehr die Erfolge bei vergangenen Olympischen Spielen für den Geldfluss an die Verbände entscheidend sind, sondern das Potenzial, die Perspektive, die ein Sportler oder eine Disziplin hat. Zu mehr Effizienz im Sport soll das neue Förderprogramm der Reform verhelfen - mit teils drastischen Einschnitten.

Von den bisher 204 Bundesstützpunkten soll es in Zukunft nur noch etwa 165 geben. Die Olympiastützpunkte sollen von 19 auf 13 gekürzt werden, konkrete Standorte wurden noch nicht genannt. "Wir streben eine wesentlich bessere und engere Kooperation der Stützpunkte an", sagte Hörmann und schob hinterher: "Es geht aber nicht darum, Erfolg um jeden Preis herzustellen."

Allerdings soll es bei Olympia künftig wieder mehr Edelmetall geben und der Anschluss an den Rest der Welt nicht verpasst werden, das sind zentrale Ziele der Bemühungen. Das werde jedoch erst mittelfristig in vier, acht oder zwölf Jahren wie geplant funktionieren, sagte Hörmann.

De Maizière sprach von einer "perspektivischen, potenzialorientierten Förderstruktur, die den Athleten mit seinem Trainer im Fokus hat". Seit Beginn des Jahres 2015 wurde unter Beteiligung des DOSB, des Bundesministeriums des Inneren, von Vertretern der Länder und der Spitzensportverbände sowie von Athleten und Wissenschaftlern an dem Konzept gearbeitet. "Die Länder unterstützen das Vorhaben, wir wissen, wir wichtig dieser Prozess und das Konzept sind. Wir müssen enger zusammenarbeiten", sagte auch Christina Kampmann, die Vorsitzende der Sportministerkonferenz (SMK) der Länder.

De Maizière gab im Regierungsviertel der Hauptstadt ein klares Bekenntnis "zum sauberen Sport mit eindeutiger Zielorientierung auf Exzellenz, Leistung, Förderung und Forderung, Transparenz und Konsequenz" ab. Nun müsse die Reform gemeinsam umgesetzt werden: "In einem konstruktiven Miteinander und in gemeinsamer Verantwortung für den Spitzensport in Deutschland."

Kritik gab es derweil von der Opposition. "Eine überzeugende Lösung zur neuen Spitzensportreform ist auch der überarbeitete Entwurf weiterhin nicht", sagte Özcan Mutlu, Sportpolitischer Sprecher der Grünen: "Das Bürokratiemonster wird eher ausgefeilter und durch Präzisierungen ergänzt." André Hahn von der Partei Die Linke bezeichnete die Fokussierung auf "Medaillen als entscheidendes Kriterium für die Förderung" als "viel zu kurz gedacht".

Die Leistungssportreform hatte in den vergangenen Wochen bereits vielfach für Kritik gesorgt. Besonders das neu eingeführte Berechnungsmodell "PotAS" (Potenzialanalysesystem) kommt nicht gut an. "Wir wollen die Sportlandschafts Deutschlands auf jeden Fall erhalten, weil wir sie als hohes Gut sehen", sagte Hörmann.

"PotAS" ermittelt die Zukunftschancen der Athleten und deren Disziplinen, die im Anschluss mit Hilfe von Attributen (Erfolg, Perspektive, Strukturen, etc.) in drei unterschiedliche Fördergruppen (Cluster) eingeteilt werden. Wer im dritten Cluster landet, hat nur wenig Perspektiven für die Zukunft. Das solle jedoch kein Todesurteil für die jeweiligen Sportarten sein, betonte Hörmann. Die PotAS-Kommission soll recht bald ihre Arbeit aufnahmen, die gesamte Reform greift nach zwei Übergangsjahren wohl erst 2019.

Im nächsten Schritt soll die Reform am 3. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Magdeburg verabschiedet werden. Anschließend wird sie dem Bundeskabinett vorgelegt und soll dann 2017 auch Thema im Bundestag werden.

(dpa)
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