Sommerspiele 80.000 Sicherheitskräfte bei Olympia in Rio

Rio · Die Behörden in Brasilien setzen vor allen Dingen auf optische Präsenz. Das soll abschreckend wirken.

Olympia 2016: Rio probt den nuklearen Ernstfall
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Rio probt den nuklearen Ernstfall

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Foto: afp, va

de Janeiro Mario Beltrame zuckt mit den Schultern. "Natürlich muss niemand Angst haben", sagt er. "Wir geben alles dafür, dass die Olympischen Spiele in Rio sicher sein werden." Beltrame, 58, ist der für Sicherheit zuständige Minister des Bundesstaates Rio de Janeiro. Rund um die Wettkämpfe im August (5. bis 21.) sind insgesamt mehr als 80.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. Die Zahl klingt zunächst gigantisch. Doch wer einmal am Zuckerhut war, kommt schnell zur Erkenntnis, dass es nicht überdimensioniert erscheint. Denn Rio ächzt seit Jahren unter hoher Kriminalität - die hohe Präsenz der Sicherheitskräfte kann den Bewegungsradius von Verbrechern eindämmen, ihre Taten aber nicht nachhaltig bekämpfen. Ist an der einen Stelle Ruhe, flammt anderswo ein Konflikt auf.

Olympia ist für die Behörden vor allem ein logistisches Problem. An zwölf verschiedenen Standorten fallen die 306 Entscheidungen. Deshalb hätte Beltrame auch sehr gerne Unterstützung von Elite-Einheiten bekommen. Doch die sind plötzlich gestrichen worden. Statt ursprünglich 9000 wird nun wohl nur die Hälfte eingesetzt. "Ich habe mit deutlich mehr Personal gerechnet", sagt Beltrame der brasilianischen Tageszeitung "O Globo". "Es scheint so, als ob die Regierung deutlich weniger entsendet. Es wird eine Herausforderung, aber wir sind bereit." Brasilien befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise und muss sparen. Ein Resultat sind abgespeckte Sicherheitsmaßnahmen.

Beltrame setzt vor allem auf optische Präsenz. Um die Sichtbarkeit zu erhöhen, sind bei den Streifenwagen im Stadtgebiet quasi ständig die roten Blinklichter an. An jeder größeren Kreuzung, an öffentlichen Plätzen und wichtigen Haltepunkten des Nahverkehrs sind Polizisten positioniert. Dementsprechend sicher ist es für Touristen - solange sie nicht die Hauptwege verlassen und sich mit sichtbaren Luxusgegenständen als leichte Beute anbieten. Rio sorgt sich vor allem um negative Bilder. Olympia ist für die Stadt eine gigantische Marketingveranstaltung. Die Stadt besitzt nur noch einen echten Wirtschaftsfaktor - und das ist der Tourismus.

Für Beltrame gilt es, die Touristen zu schützen. Es ist aber noch eine weitere Bedrohung dazugekommen. Es gibt vereinzelte Hinweise, die Terrorgruppe IS könne einen Anschlag bei den Sommerspielen planen. In den vergangenen Monaten sind ein paar hundert Syrer als Kriegsflüchtlinge auch nach Brasilien gereist. "Wir beobachten die Entwicklung ganz genau. Brasilien war bislang noch nicht Ziel von derartigen Terroranschlägen. Aber wir werden nach den Vorkommnissen in Paris und Brüssel noch wachsamer sein", sagt der Sicherheitschef. "Bei uns wird aber niemand unter Generalverdacht gestellt. Jeder ist als Gast bei uns im Land willkommen - wenn er sich an die Regeln hält." Sicherheitsexperten aus Europa sind in Rio eingebunden.

Das Internationale Olympische Komitee schafft sich eigene Regeln. Und an die hat sich auch Beltrame mit seiner Einsatztaktik zu halten. "Das IOC möchte keine sichtbaren Polizeikräfte innerhalb der Stadien haben", sagt er. "Wir werden deshalb verschiedene Zonen um die Wettkampforte ziehen. Aber natürlich wird es in den Stadien verdeckte Beamte geben. Mir wäre aber lieber gewesen, auch dort Präsenz zeigen zu können. Es macht vieles komplizierter, aber es gibt Vorgaben, denen muss ich gehorchen."

(gic)
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