Olympia 2016 Bahnradfahrerin Vogel sprintet zu Gold

Rio de Janeiro · Ihr schwarz-rot-goldener Sattel flog krachend auf die Bahn, doch auch dieses Missgeschick konnte Kristina Vogel nicht stoppen: Die Erfurterin ist in Rio de Janeiro in den Olymp gesprintet. Als ihr Sieg mit nur vier Tausendstelsekunden Vorsprung auf die Britin Rebecca James nach bangen Momenten des Wartens feststand, ließ sie sich hinterrücks aufs Holz fallen, kurz darauf vergoss sie in den Armen ihres Freundes Michael Seidenbecher Tränen des Glücks.

Olympia 2016: Kristina Vogel sprintet zu Gold und verliert ihren Sattel
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Vogel sprintet zu Gold und verliert Sattel

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Foto: dpa, mr

"Ich habe einfach meinen scheiß Sattel verloren. Ich dachte: Okay das war's", sagte Vogel: "Dann hab' ich gemerkt, ich habe gewonnen. Ich hatte kurz das Gefühl, auf die Fresse zu fallen. Der Sprint ist die Königsdisziplin, das macht mich so, so stolz."

Vogel hat doch noch geliefert - und wie! Die 25-Jährige wendete nicht nur ein historisches deutsches Radsport-Debakel ab, sondern schnappte sich selbst endlich die ersehnte "Kirsche auf der Torte", von der sie in diesen Tagen in Brasilien immer wieder gesprochen hatte.

"Ich muss jetzt noch eine Stunde seriös sein, dann wird die Sau rausgelassen", sagte Vogel kurz bevor ihr die Goldmedaille um den Hals gehängt wurde. Nach dem Triumph im Teamsprint mit Miriam Welte 2012 sowie Bronze an deren Seite in Rio war es für sie die Krönung. Im Keirin hatte Vogel als Sechste nur die "goldene Ananas" gewonnen, wie sie meinte.

Eilers verpasst Bronze um 0,025 Sekunden

Johannes Eilers verpasste eine knappe Stunde nach ihr den erhofften Doppelschlag, als er in einem nervösen, gleich drei Mal gestarteten Keirin-Rennen Platz vier belegte. Der 26-Jährige aus Chemnitz verpasste Bronze im sogenannten Kampfsprint um 0,025 Sekunden — da nutzten auch seine grünen Glückssocken nichts.

Viel deutete bereits auf das schlechteste Abschneiden bei Sommerspielen seit 60 Jahren hin, als es in Melbourne nur einmal Bronze für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gegeben hatte. Doch dann versetzte Vogel den deutschen Radsport in Brasilien doch noch in Partystimmung. Und zwar in beeindruckender Manier.

Die Mitfavoritin schaltete zunächst im Halbfinale mit 2:0 Läufen die relativ unbekannte Britin Katy Marchant aus, die Bronze gewann. Dann zog sie sich schnell die Kühlweste über und ging nach kurzer Analyse mit Bundestrainer Detlef Uibel wieder auf die Bahn.

Dort wartete in James die nächste Britin, die Keirin-Olympiasiegerin Elis Ligtlee (Niederlande) ebenfalls mit 2:0 ausgeschaltet hatte. Doch Vogel, das nur 1,60 m große Kraftpaket, war zu stark für James. Sie raste mit einem weiteren 2:0 zu Gold. Es war ein geschichtsträchtiger Triumph für die siebenmalige Weltmeisterin - der erste deutsche Einzel-Olympiasieg im Frauen-Sprint.

Die bis dahin einzige BDR-Medaille war Teamsprint-Bronze von Welte/Vogel gewesen. Auf der Straße gab es für Ex-Weltmeister Tony Martin und Co. nur Enttäuschungen. Erst Vogel, erst der letzte Wettkampftag im Velodromo da Barra sorgte beim erfolgsverwöhnten Verband für zufriedene Gesichter. Obwohl Eilers' Pech ein Wermutstropfen war.

(ems/sid)
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