Nachfolger von Keller und Nowitzki Bürger und Olympiamannschaft wählen den Fahnenträger

Der deutsche Fahnenträger bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro wird erstmals per Wahl unter Sportlern und der Bevölkerung ermittelt.

Olympia: Die deutschen Fahnenträger bei Sommerspielen
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Foto: AP/Morry Gash

Vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro heißt es erstmals "Deutschland sucht den Fahnenträger": Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat am Dienstag beschlossen, über die ehrenvolle Aufgabe nicht mehr selbst zu entscheiden, sondern den Fahnenträger der Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier am 5. August durch Sportler und Bürger wählen zu lassen.

Der Beschluss des DOSB-Präsidiums fand auch unter einigen aussichtsreichen Kandidaten viel Anklang. "Gute Sache - gesellschaftliche Verschränkung", twitterte Diskus-Riese Robert Harting etwas holprig. "Es wird ein Repräsentant für Deutschland gesucht. Warum sollte die Öffentlichkeit da nicht mitstimmen?", sagte Dressur-Queen Isabell Werth dem SID, und auch Sportlerin des Jahres Christina Schwanitz (Kugelstoßen) meinte: "Ich finde es immer gut, wenn das Volk entscheidet." Moritz Fürste teilte mit: "Wow! Ich finde das richtig gut!"

Auch der Hockey-Olympiasieger von London und Peking, der in Rio das Triple anstrebt, dürfte zum Kreis möglicher Kandidaten gehören, die der DOSB für die Wahl zulassen wird. Aus insgesamt fünf Kandidaten soll der Nachfolger von Hockey-Queen Natascha Keller gewählt werden, die 2012 in London die deutsche Fahne getragen hat.

Man habe beschlossen, "bei der Wahl der Fahnenträgerin oder des Fahnenträgers der Deutschen Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am 5. August in Rio de Janeiro den Auswahlmodus zu ändern, um sowohl die Olympiamannschaft als auch ganz Sportdeutschland an der Entscheidung teilhaben zu lassen", hieß es in der DOSB-Mitteilung: "Abgestimmt wird über fünf vorher vom DOSB benannte Athletinnen und Athleten, wobei das Votum der Olympiamannschaft mit 50 Prozent zählt."

Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl sei es, dass die Vorbereitung auf den sportlichen Wettbewerb nicht gestört würde. Dies könnte bei zahlreichen potenziellen Kandidaten der Fall sein. Turner Fabian Hambüchen, der in Rio seine vierten und letzten Spiele bestreitet, muss beispielsweise schon am Samstag, ein paar Stunden nach Ende der Party, auf der Matte stehen.

Bei weiteren Sportlern ist noch nicht klar, ob sie am 5. August überhaupt schon vor Ort sind. Dazu zählen auch Harting und die übrigen Leichtathleten, die in Rio traditionell erst in der zweiten Woche dran sind. Zur Zeit ist angedacht, dass die Leichtathleten erst nach der unmittelbaren Vorbereitung in Deutschland vier, fünf Tage vor dem Beginn der Wettkämpfe (12. August) ins Olympische Dorf einziehen. Auch die Kanuten um den möglichen Fahnen-Kandidaten Sebastian Brendel könnten erst später anreisen.

Sollte Harting, einer der populärsten und medial präsentesten deutschen Sportler der vergangenen Jahre, nicht zur Wahl stehen, würde das die Chancen der übrigen Kandidaten schlagartig vergrößern. Isabell Werth, Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber, Vorzeige-Schwimmer Paul Biedermann, Handball-Torwart Andreas Wolff oder Tischtennis-Star Timo Boll könnten dazu gehören. Für Werth ist das Tragen der Fahne "nach wie vor eine unglaublich große Ehre".

Ebenso wie das Casting ist auch das Wahl-Prozedere noch nicht klar. Die öffentliche Wahl werde mit Medienpartnern umgesetzt, teilte der DOSB mit. Nach FAZ-Informationen sind dies ARD und ZDF sowie die Bild-Zeitung. Bisher waren die Fahnenträger von der Delegationsleitung der Olympiamannschaft in Abstimmung mit den Fachverbänden bestimmt worden. Der Sieger von "Deutschland sucht den Fahnenträger" soll am 4. August, 24 Stunden vorher, bekannt gegeben werden.

Dirk Nowitzki, dem 2008 die Ehre zuteil wurde, begrüßt die Idee. "Wenn gewählt wird, finde ich das gut. Die Fans werden den Richtigen finden", sagte der NBA-Superstar dem SID am Dienstag. Seine Erinnerungen an Peking verdeutlichen den Stellenwert der Aufgabe: "Es war für mich eine der größten Ehren meines Lebens, unsere Nation ins Stadion reinzuführen. Das werde ich nie vergessen."

(sid)
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