Kampf um Gold und gegen den Verdacht Dafne Schippers tief gekränkt: "Frustrierender geht es kaum"

Sprinterin Dafne Schippers greift nach zwei Goldmedaillen. In den Niederlanden ist die schnellste weiße Frau der Welt ein Megastar - doch ihre rasante Entwicklung Kritiker auf den Plan.

Dafne Schippers: Schnelle Niederländerin
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Das ist Dafne Schippers

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Auf das böse D-Thema reagiert die schnellste weiße Frau der Welt nur noch mit Achselzucken. "Klar, die Doping-Fragen nerven", sagt Dafne Schippers, "aber sauberer Sport ist wichtiger. Und wenn Du ein sauberer Athlet bist, weißt Du auch, dass Du nichts falsch gemacht hast."

Seit zwei Jahren ist die Vorzeige-Leichtathletin der Niederlande in Europa praktisch konkurrenzlos, und auch bei den Olympischen Spielen in Rio gehört Schippers zu den großen Favoritinnen. "Es ist absolut möglich, hier zu gewinnen", sagt die 24-Jährige vor dem Vorlauf über 100 m am Freitag (22.40 Uhr OZ/3.40 MESZ). Eine Kampfansage an die bisherigen Branchenführerinnen aus den USA und Jamaika.

Bei der WM 2015 in Peking wurde Schippers zum Weltstar: Silber holte sie über 100 m in 10,81 Sekunden - sie war schneller als einstige DDR-Vorzeige-Athletinnen wie Gladisch, Koch oder Drechsler zu besten Zeiten. Über 200 m stürmte sie zum Titel und zum Europarekord (21,63) - nur die längst verstorbene Weltrekordlerin Florence Griffith-Joyner (21,34 und 21,56) und Doperin Marion Jones (21,62/beide USA) waren je schneller.

Die großen Leichtathletik-Duelle in Rio
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Die Blondine aus Utrecht sei zu schnell, um sauber zu sein, so die breite Meinung - die Schippers kränkt: "Frustrierender geht es doch kaum. Du läufst ein tolles Rennen, gewinnst, es ist einer der größten Momente im Leben. Dann siehst Du Dich diesen Anschuldigungen ausgesetzt", sagt Schippers.

Kritiker wollen bei ihr Hinweise auf unlauteren Wettbewerb entdeckt haben: Sie habe seit ihrem Umstieg vom Siebenkampf auf den Sprint mächtig Muskeln zugelegt, ihre Haut sei unreiner. "Gerade das Gerede über meine Haut schmerzt", sagt Schippers: "Ich mag es nicht, dass sie so aussieht, gerade für eine Frau ist es ein Problem."

Schippers' Werdegang bis Rio ist höchst bemerkenswert: Als Siebenkämpferin war sie auf dem Sprung nach ganz oben, holte bei der WM 2013 mit 21 Bronze. 2014 wagte sie sich an den Spezialsprint, wurde in Zürich prompt Doppel-Europameisterin. Das Ganze lief als trainingsmethodisches Experiment, freilich mit Hintergedanken: Für eine europäische, ansehnliche Weltklasseprinterin - Katrin Krabbe lässt grüßen - liegen Ruhm und Geld näher als für eine Mehrkämpferin.

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Nach Rio kann Schippers Multimillionärin werden, vor allem als Olympiasiegerin - über 200 m (Finale: Mittwoch, 17. August, 22.30 Uhr OZ/3.30 MESZ) führt der Sieg nur über sie. Schon jetzt gehört sie dank der Gelder eines Sportartikel-Multis und fünf niederländischer Sponsoren zu den Großverdienern der Branche.

In der Heimat wird Schippers längst als legitime Nachfolgerin der legendären Fanny Blankers-Koen gesehen. Die "fliegende Hausfrau" gewann 1948 vier olympische Goldmedaillen im Sprint - als Belohnung gab es von der Stadt Amsterdam ein neues Fahrrad.

(sid)
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