Olympische Spiele Das war die Nacht in Rio

Rio de Janeiro · Die deutschen Tischtennis-Damen haben eine Medaille sicher, die deutschen Hockey-Herren stehen nach einem Krimi gegen Neuseeland im Halbfinale. Und Usain Bolt ist noch immer der schnellste Mann der Welt. Wir haben die Ereignisse der vergangenen Nacht zusammengefasst.

Deutsche Hockey-Herren nach Krimi im Halbfinale bei Olympia 2016
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Deutsche Hockey-Herren nach Krimi im Halbfinale

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Foto: dpa, msc

+++ Usain Bolt klopft sich schon kurz vor dem Zielstrich auf die Brust — der König der Sprinter ist einfach nicht zu schlagen. Allerdings muss der Jamaikaner bei seinem dritten Olympiasieg über 100 m in Serie in 9,81 Sekunden kämpfen, erst kurz vor Ende des Rennens rückt er an die Spitze — und schreibt Geschichte: Der 29-Jährige ist der erste Sprinter, der bei Olympia dreimal nacheinander auf der Königsstrecke triumphiert. "Jemand hat gesagt, ich kann unsterblich werden. Ich brauche noch zwei Goldmedaillen, dann kann ich's unterschreiben: Unsterblich!", sagt er.

+++ Wayde van Niekerk schlägt nach dem Rennen seines Lebens die Hände vors Gesicht, der soeben als Weltrekordler entthronte frühere Superstar Michael Johnson stammelt wenige Meter entfernt nur ein fassungloses "Oh my God": Der Weltmeister über 400 m aus Südafrika löscht einen der großen Rekorde der Leichtathletik aus und holt mit phänomenalen 43,03 Sekunden Gold über die Stadionrunde. Der 24-Jährige bleibt bei seinem Traumlauf 15 Hundertstelsekunden unter der alten Bestmarke, die Johnson mit 43,18 Sekunden 1999 bei der WM in Sevilla erzielt hatte. "Ich habe derartiges noch nicht erlebt. Er hat ein Massaker unter seinen Konkurrenten angerichtet", sagt Johnson.

+++ Valentin Altenburg wählt schon die Siebenmeterschützen aus, als Unglaubliches passiert: Florian Fuchs schießt die Hockey-Männer mit der Schlusssirene zum 3:2. Bis 4:33 Minuten vor Schluss lag Deutschland gegen Neuseeland 0:2 zurück. Dann trifft Moritz Fürste nach einer Strafecke. 43,2 Sekunden Sekunden vor dem Ende: Wieder ist der Ball drin, wieder war es Fürste, wieder nach einer Strafecke. Und dann, verrückt: 1,6 Sekunden vor dem Penaltyschießen knallt die Kugel hinten ans Brett im neuseeländischen Tor. Ein Jahrhundertspiel.

+++ Die Tischtennis-Frauen stehen völlig überraschend im Finale des Team-Wettbewerbs. Die Mannschaft von Bundestrainerin Jie Schöpp gewinnt im Halbfinale gegen den klar favorisierten Vize-Weltmeister Japan 3:2 und hat die erste Olympia-Medaille bei den Frauen überhaupt sicher. Gegner im Endspiel am Dienstag (19.30 Uhr OZ/0.30 MESZ) ist China oder Singapur.

+++ Christoph Harting sagt in der Nach nach seinem Diskus-Olympiasieg: "Ich möchte mich bei allen, die sich auf den Schlips getreten fühlen, entschuldigen". Über die Hampeleien des 25-Jährigen nach dem Gold-Wurf hatten sich viele Athleten und Fans empört. "Es war nicht toll, es ist falsch angekommen", meint Harting.

+++ Sophie Scheder weint Tränen des Glücks und kann gar nicht mehr aufhören. Bronze am Stufenbarren — damit hätte die Chemnitzerin in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. Doch im Augenblick ihres größten Triumphes vergisst Scheder ihre Freundin Elisabeth Seitz nicht. Sie umarmt und tröstet die Teamkollegin, die sie in einem dramatischen olympischen Finale um 0,033 Punkte auf Platz vier verweist. "Das ist ein absoluter Traum", sagt Scheder, "aber ich hätte es Elli genauso gegönnt."

+++ Die deutschen Tischtennis-Männer greifen am Dienstag nach ihrer dritten olympischen Team-Medaille. Die Mannschaft um Fahnenträger Timo Boll setzt sich in der Runde der letzten Acht gegen Europameister Österreich souverän mit 3:1 durch und steht im Halbfinale. Dort wartet am Montag Vize-Weltmeister Japan.

+++ Die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst stehen nach dem soveränen 2:0 (21:14, 21:14) gegen Sarah Pavan und Heather Bansley aus Kanada als erstes deutsches Duo überhaupt im Halbfinale. "Es ist atemberaubend. Ich konnte es erst gar nicht fassen", sagt Ludwig. Nächster Gegner am Dienstag sind die topgesetzten Larissa/Talita (Brasilien).

Der 9. Tag in Rio — die anderen Deutschen

+++ Die Springreiter kommen zum Auftakt fast einwandfrei über die Runden. Lediglich der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum mit Casello leistet sich einen Abwurf.

+++ Medaillenhoffnung Artem Harutyunyan beschert den deutschen Boxern den ersten Sieg. Der EM-Dritte aus Hamburg setzt sich im Halbweltergewicht gegen den Kanadier Arthur Biyarslanow durch. Im Viertelfinale trifft er auf Batuhan Gozgec (Türkei).

+++ Toni Wilhelm belegt im RS:X-Windsurfen Platz sechs. "Ich war die ganze Woche erkältet", sagt der Olympia-Vierte von London.

+++ Martin Kaymer beendet das Golf-Turnier auf einem versöhnlichen 15. Platz. "Olympia war eine wundervolle Erfahrung", sagt er, "ich freue mich jetzt schon auf Tokio!" Alex Cejka kommt auf Rang 21.

+++ Wasserspringerin Nora Subschinski belegt vom 3-m-Brett den neunten Platz.

+++ Horst Hrubesch verzichtet beim Fußball-Turnier auf eine Nachnominierung für den verletzten Kapitän Leon Goretzka. Das deutsche Aufgebot für die letzten beiden Begegnungen besteht somit nur noch aus 17 Akteuren.

+++ Karin Schnaase scheidet als letzter deutscher Badminton-Profi aus. Die 31-Jährige aus Lüdinghausen unterliegt der Weltranglistenzweiten Wang Yihan 11:21, 16:21.

+++ Eike Onnen verpasst das Hochsprung-Finale mit 2,26 m ebenso wie Mateusz Przybylko (2,22 m).

+++ Kristin Gierisch, Hallen-Vizeweltmeisterin, kommt im Dreisprung mit 13,96 m nur auf den elften Platz.

+++ Ruth Sophia Spelmeyer scheidet im Halbfinale über 400 m in 51,61 Sekunden aus.

+++ Konstanze Klosterhalfen, deutsches Mittelstrecken-Talent, verpasst den Einzug ins Finale über 1500 m in 4:07,26 Minuten ebenso wie Diana Sujew (4:10,15).

(sid)
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