Überragende Leistungen bei deutschen Meisterschaften Dressurreiter reisen als Gold-Favorit nach Rio

Die deutschen Dressurreiter haben die Goldspur Richtung Rio gelegt. Bei den deutschen Meisterschaften in Balve erreichten die Wettkämpfe ein Niveau, das in der Geschichte der Sportart seinesgleichen sucht. "Ich werte seit 40 Jahren auf internationaler Ebene, aber so eine Leistungsdichte von absolutem Weltklasseformat habe ich noch nie erlebt", sagte Chef-Preisrichterin Katrina Wüst.

 Dorothee Schneider lässt nach ihrem Triumph die Sektkorken knallen.

Dorothee Schneider lässt nach ihrem Triumph die Sektkorken knallen.

Foto: dpa, frg nic

Zum Abschluss gewann Dorothee Schneider (Frankfurt) auf dem Hengst Showtime den Grand Prix Kür mit hervorragenden 86,725 Prozentpunkten. Auf Platz zwei folgte die Weltranglistenerste Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage/86,075) mit Desperados vor der fünfmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg/84,075) mit dem erstmals in einer Kür vorgestellten Emilio. Auch der viertplatzierte Sönke Rothenberger (Bad Homburg/84,050) lag mit dem erst neunjährigen Wallach Cosmo noch deutlich über der 80-Prozent-Marke.

"Die hier gezeigten Leistungen waren sensationell", sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu, "vor allem unsere jungen Pferde wie Emilio und Cosmo haben unglaubliches Potenzial." Werths Emilio ging seine erste, Rothenbergers Cosmo seine zweite Kür mit Musik überhaupt.

Nicht hundertprozentig zufriedenstellend verlief das Wochenende in Balve für die Weltranglistenerste Kristina Bröring-Sprehe. Angereist als große Favoritin, gehörte die 29-Jährige am Ende sowohl im Grand Prix Special als auch in der Kür zu den Geschlagenen. Im Special verlor sie kurz die Kontrolle über Desperados, als der Hengst plötzlich scheute. In der Kür kostete sie ein Fehler vor den Zweierwechseln den Sieg.

Für Monica Theodorescu kein Grund zur Sorge. "Desperados musste sich hier nicht beweisen, es ist wichtig, dass er im August in Topform ist", sagte die Bundestrainerin. Bröring-Sprehe versicherte, mit "unseren Leistungen sehr zufrieden" zu sein.

Das war auch Isabell Werth, die nach dem verletzungsbedingten Aus ihrer bisherigen Toppferde Bella Rose und Don Johnson ihre Olympia-Hoffnungen schwinden sah. Mit Emilio und vor allem mit der hochveranlagten Stute Weihegold zählt die 46-Jährige nun auf einmal wieder zu den olympischen Topfavoriten. Und obwohl sich Werth offiziell noch nicht festgelegt hat, deutet alles auf einen Olympiastart mit Weihegold hin.

Werth, Bröring-Sprehe, Schneider und Rothenberger bilden die offizielle deutsche Equipe beim CHIO im Juli in Aachen. Zurzeit ist es außerdem kaum vorstellbar, dass dieses Quartett nicht auch das für Rio sein wird. Für den Platz des Ersatzreiters wären nach Lage der Dinge möglicherweise Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) und Hubertus Schmidt (Borchen) die ersten Anwärter, die beide in Balve ebenfalls überzeugten.

Für die deutschen Toppferde ist nach Balve zunächst eine kollektive Erholungspause angesagt. Weder Desperados noch Showtime, Weihegold oder Cosmo werden vor Aachen noch einen Wettkampf gehen. Lediglich Emilio ist möglicherweise für eine kleine Prüfung vorgesehen. "Der Junge muss noch ein bisschen Wettkampfluft schnuppern", sagte Werth. Olympische Luft dürfte der junge Hengst wohl erst 2020 in die Nüstern bekommen.

(sid)
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