Fehlstart für deutsche Schwimmer Heidtmann nach Rekordzeit disqualifiziert

Rio de Janeiro · Mit Tränen in den Augen flüchtete Jacob Heidtmann aus dem Schwimmstadion von Rio de Janeiro. Der WM-Fünfte hatte gerade bei seinem Olympia-Debüt für einen spektakulären Fehlstart der deutschen Schwimmer gesorgt.

 Jacob Heidtmann haderte mit seinem Schicksal.

Jacob Heidtmann haderte mit seinem Schicksal.

Foto: dpa, nic

Der 21-Jährige aus Elmshorn schlug im Vorlauf über 400 m Lagen zwar nach 4:11,85 Minuten in deutscher Rekordzeit an, doch das Aus folgte Sekunden später: Wegen zwei Delfinkicks bei der Brustwende wurde er disqualifiziert.

"Wir haben uns alle gefreut, aber als wir auf die Anzeigetafel geschaut haben, gab es lange Gesichter", berichtete Freistilschwimmer Clemens Rapp. Besonders ärgerlich: Die Zeit hätte für Platz fünf und den Einzug ins Finale am späten Samstagabend (22.03 Ortszeit/3.03 Uhr MESZ) gereicht. Leistungssportdirektor Lutz Buschkow kündigte gegenüber dem SID zunächst einen Protest des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) an, ruderte dann aber zurück: "Wir konnten den Fehler in der Videoanalyse selbst erkennen."

Heidtmann war nicht der Einzige, der wortlos und weinend nach draußen stürmte. Wie vor vier Jahren beim Debakel von London verpassten alle deutschen Schwimmer am ersten Tag die Endläufe. "Wie der erste Wettkampftag läuft, so läuft es in der Regel weiter", meinte Rapp: "Aber unsere starken Leute kommen ja noch." Am Sonntag geht Weltrekordler Paul Biedermann mit Medaillenchancen über 200 m Freistil an den Start, Weltmeister Marco Koch beginnt am Dienstag seine Goldmission über 200 m Brust.

Auch für Hoffnungsträgerin Alexandra Wenk, die bei der DM im Mai gleich vier deutsche Rekorde aufgestellt hatte, war Olympia bereits nach einem Rennen beendet. Die 21-jährige Münchnerin schwamm als 22. über 100 m Schmetterling am Halbfinale vorbei. Damit war sie sogar noch einen Platz schlechter als 2012, als sie bei den ersten medaillenlosen Spielen seit 80 Jahren mit ihren Teamkollegen regelrecht untergegangen war.

Groß war die Enttäuschung auch bei Olympia-Debütant Johannes Hintze. Der erst 17-jährige Potsdamer blieb über 400 m Lagen als Vorlauf-18. fast vier Sekunden über seiner Bestzeit. Mit knapp 50 Altersrekorden gilt er als größtes deutsches Talent, aufgrund seiner starken Zeiten in frühen Jahren wurde er schon mit Superstar Michael Phelps verglichen.

Den Fehlstart perfekt machten Florian Vogel und Rapp über 400 m Freistil. Sechs Hundertstelsekunden fehlten Vogel (München) auf Platz neun zum Finaleinzug, der WM-Siebte Rapp (Neckarsulm) landete wie in London auf Rang 24. Franziska Hentke (Magdeburg) schied wie erwartet auf ihrer Nebenstrecke über 400 m Lagen aus, allerdings blieb sie als 21. fast fünf Sekunden über ihrer Bestzeit. Die Europameisterin rechnet sich über 200 m Schmetterling Medaillenchancen aus.

Immerhin ins Halbfinale schaffte es Christian vom Lehn (Essen) als 15. über 100 m Brust. Für den ersten Weltrekord sorgte Weltmeister Adam Peaty (Großbritannien), der im selben Wettkampf in 57,55 Sekunden seine eigene Bestmarke aus dem Vorjahr um fast vier Zehntel verbesserte. Zuvor hatte Doppel-Weltmeisterin Katinka Hosszu (Ungarn) in der Europarekordzeit von 4:28,58 Minuten den 400-m-Lagen-Weltrekord nur um 25 Hundertstel verpasst.

(sb/dpa/sid)
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