Umstrittene Schwimmerin aus Russland Dopingsünderin Jefimowa lächelt Buh-Rufe eiskalt weg

Rio de Janeiro · Der Empfang der Schwimmfans und Kollegen für die umstrittene Olympiastarterin Julia Jefimowa war ungemütlich, doch das störte die Russin nicht.

 Dopingsünderin Julija Jefimowa darf in Rio starten.

Dopingsünderin Julija Jefimowa darf in Rio starten.

Foto: afp

Die Pfiffe und Buh-Rufe steckte Julia Jefimowa mit dem Gleichmut einer skandalerprobten Athletin locker weg. Lächelnd und ohne das geringste Anzeichen von Verunsicherung spazierte die russische Schwimm-Weltmeisterin durch die Interviewzone des Olympic Aquatics Stadium. Dass das Publikum ihr bei ihrem umstrittenen Start in die olympischen Schwimmwettbewerbe einen ungemütlichen Empfang beschert hatte, focht Jefimowa zumindest äußerlich überhaupt nicht an.

"Ich bin glücklich, hier zu sein. Ich denke nur von Rennen zu Rennen", sagte die Russin, die am Sonntag als Halbfinal-Zweite über 100 m Brust mit glänzenden Medaillenaussichten in den Endlauf am späten Montagabend eingezogen war. Die frühere Dopingsünderin hatte erfolgreich ihr Startrecht in Rio de Janeiro eingeklagt und die Sanktionen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegen das russische Team wegen des offenbar staatlich gelenkten Dopingsystems ad absurdum geführt.

Ihre Konkurrentinnen im Kampf um die Medaillen waren dagegen weniger glücklich, Jefimowa auf dem Startblock zu sehen. Vor allem Olympiasiegerin Ruta Meilutyte würdigte Jefimowa keines Blickes. Die Litauerin schoss zudem verbal gegen die Gold-Rivalin, die ihre Dopingsperre mit einem Strafzettel für zu schnelles Autofahren verglichen hatte.

"Nicht mit einem Strafzettel vergleichbar"

"Es ist ein Regelbruch, klar und unmissverständlich. Du kannst das doch nicht mit einem Strafzettel vergleichen, das macht die Sache viel zu klein, verharmlost sie", sagte Meilutyte der Welt am Sonntag. Die 19-Jährige ergänzte: "Stell dir mal vor, Kinder hören das und denken: 'Ah, okay, es ist also keine wirklich schlimme Sache'. Aber nein, das ist nicht okay."

Das fand auch ein Teil der Schwimmfans, die Jefimowa am Sonntag mit Pfiffen und einigen Buh-Rufen begrüßt hatten. Noch verheerender ist das Echo in der Szene selbst. "Ich verstehe die Welt nicht mehr", sagte Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz dem SID: "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Sportler, die sauber arbeiten." Auch der frühere US-Schwimmstar Kristy Kowal kritisierte via Twitter: "Wollt ihr mich veräppeln, FINA? Ihr habt keinen Mut."

Jefimowas Fall ist besonders pikant, weil er die Regel des IOC kippte, wonach einmal gesperrte russische Athleten in Rio nicht starten dürfen.

Im Oktober 2013 war Jefimowa positiv auf ein Steroid getestet worden. In einem umstrittenen Urteil beschränkte sich der Schwimm-Weltverband FINA seinerzeit auf eine 16-monatige Sperre, sodass sie bei der Heim-WM 2015 in Kasan antreten konnte. Vom Vorwurf des Meldonium-Dopings wurde die Brustschwimmerin jedoch im Juli freigesprochen.

(sid)
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