Wasserspringer Hausding Sprung ins Ungewisse

London · Wasserspringer Patrick Hausding hofft, in Rio eine Medaille zu ergattern. Schmerzen in Knie und Schulter bereiten aber Sorgen.

Hausding jubelt über Gold vom Ein-Meter-Brett
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Foto: dpa, ebe hak

An das Schwimmstadion der Olympischen Spiele in London hat Patrick Hausding keine guten Erinnerungen. Angeschlagen enttäuschte der zwölffache Europameister bei den Sommerspielen 2012, landete mit Synchron-Partner Sascha Klein nur auf Platz sieben. In Rio will das Duo jetzt einen erneuten Anlauf starten. Doch Hausding hat Schmerzen. Wieder einmal. Wie schon vor vier Jahren muss der Hoffnungsträger des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) Schmerztabletten nehmen, um überhaupt teilnehmen zu können. Das Knie und die Schulter machen erneut Probleme. "Wir sind wieder an dem Punkt angekommen, an dem wir vor vier Jahren waren", sagt er. Allen Verletzungssorgen zum Trotz gehört Hausding zum zwölfköpfigen Wassersprung-Aufgebot des DSV, das seit gestern an den Schwimmeuropameisterschaften in London (bis 22. Mai) teilnimmt. Die Wasserspringer nutzen die Wettkämpfe als Generalprobe vor dem Saisonhöhepunkt bei den Olympischen Spielen in Rio.

Bundestrainer Lutz Buschkow weiß um die Sorgen seines Athleten. Nichtsdestotrotz hofft er, von der Europameisterschaft "fünf bis sechs Medaillen" mitbringen zu können. Doch auch sein Blick geht selbstverständlich schon in Richtung Rio. "Entscheidend ist, dass wir von Olympia mit ein bis zwei Medaillen zurückkommen", sagt er. "Wir wissen, dass sie nicht mit der Postwurfsendung kommen. Die EM ist für uns ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der individuellen Olympiaqualifikation der Leistungsträger des Verbandes." Für Hausding wird es ein Wettlauf gegen die Zeit.

Noch vor wenigen Monaten war die Situation beim deutschen Ausnahmespringer wesentlich zufriedenstellender. Er fühle sich "besser als noch vor vier Jahren", sagte er im Februar. In Rio hatten er und Klein eine überzeugende Olympia-Qualifikation bestritten. Nur das chinesische Weltmeister-Duo Chen Aisen/Lin Yue war besser. Hausding zeigte sich optimistisch. "Ich kann mit Stolz verkünden, dass ich kurz vor Weihnachten die letzte Schmerztablette genommen habe", sagte er damals.

Vier Monate später hat sich das Blatt gewendet. Die Schmerzen sind zurück, die Tabletten ebenso. Ein richtiges Training war nur sporadisch möglich. Der Sportsoldat weiß, dass er mit der Teilnahme an der EM ein Risiko eingeht. "Es ist eine ordentliche Gratwanderung", sagte der Berliner vor dem EM-Auftakt. "Aber ich wollte nicht darauf verzichten. Ich habe ohnehin sehr wenige Wettkämpfe vor Rio." Vor dem Hintergrund, dass der 27-Jährige am Donnerstag gemeinsam mit Klein vom Turm den neunten EM-Titel in Serie gewinnen kann, wirken diese Äußerungen nur verständlich. "Das ist natürlich eine besondere Motivation", betont der Berliner. Das große Ziel bleibt jedoch Olympia. Ob er noch einmal eine Medaille vom Brett oder Turm holt, sei ihm aber völlig egal, erklärte er zuletzt.

Mit seinen Schmerzen ist Hausding beim DSV nicht allein. Nicht nur der Silbermedaillengewinner von Peking 2008 reist angeschlagen zum Wettbewerb nach London. Auch Martin Wolfram, der voriges Jahr in Rostock überraschend Europameister im Turm-Einzel wurde, kann wegen Schulterproblemen seinen EM-Titel nicht verteidigen und wird nur am Drei-Meter-Wettbewerb teilnehmen. Noch schlimmer hat es jedoch Stephan Feck getroffen. Hausdings Synchron-Partner vom Drei-Meter-Brett fällt wegen Rückenproblemen komplett aus.

Während sich die Männer der DSV-Wasserspringer zum Teil mit großen Verletzungssorgen herumplagen, gibt es bei den sieben für die EM nominierten Frauen keine Schwierigkeiten.

(sb)
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