Olympia Nach den Spielen ist vor den Spielen – Tokio rückt in den Blick

Rio de Janeiro · Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, hat Sepp Herberger gesagt. Nach den Spielen ist vor den Spielen, lautet die olympische Abwandlung seines bekannten Spruchs. Denn nachdem die kontrovers bewerteten Spiele von Rio zu Ende gegangen sind, richtet sich der Blick auf den Olympiagastgeber von 2020: Tokio.

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Japans Premierminister Abe tritt als Super Mario auf

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Und nicht wenige blicken dieser Tage nach den vielen Pannen von Rio schlichtweg mit der Erwartungshaltung nach Fernost, dass dort in vier Jahren schlichtweg perfekte Spiele über die Bühne gehen. Doch die Japaner haben ihre ganz eigenen Probleme.

"Wir wollen so viel wie möglich von Rio lernen", sagte Toshiro Muto, Vorsitzender des Organisationskomitees von Tokio 2020, als er am vorletzten Tag der Spiele am Zuckerhut schon einmal die Aufmerksamkeit auf die zweiten Olympischen Spiele in Japans Metropole nach 1964 lenken durfte. Er tat dies gemeinsam mit Yuriko Koike, die seit 1. August Gouverneurin der Präfektur Tokio ist. Auch sie übte sich mit Blick auf die zwei Wochen in Rio in landestypischer Höflichkeit. "Wir haben viel gelernt über Sicherheit, Transport und die Mobilisierung von Freiwilligen", sagte die 64-Jährige. Beide sagten natürlich nicht, dass sie in Brasilien an manchen Stellen vor allem gelernt hatten, wie man es auf keinen Fall machen sollte. Das verbot sich einfach.

安倍マリオ見逃した方どうぞ! #Olympics2016 #RiotoTokyo pic.twitter.com/wv4NNUFyx3

— IT☺︎︎ (@agn6323space1) 22. August 2016Aber es wäre auch nicht ratsam gewesen, mit dem Finger auf Rio zu zeigen, denn perfekt läuft beim japanischen Prestigeprojekt wahrlich nicht alles. So hatte der Architekt des Olympiastadions schlicht vergessen, einen Platz für die Olympische Flamme zu berücksichtigen. Das offizielle Logo ist schon das zweite, weil beim ersten Entwurf Vorwürfe laut geworden waren, es sei abgekupfert. Es gibt eine Untersuchung wegen möglicher Schmiergeldzahlungen bei der Vergabe der Spiele. Und die Kosten sollen gewaltig aus dem Ruder laufen, dabei sollten die Spiele von Tokio doch die ersten sein, die sich an der Agenda 2020 des IOC orientieren. Und diese Agenda sieht neben Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch ein Eindämmen der Kosten vor.

Es solle 2020 nicht nur um "höher, schneller, weiter" gehen, sagte Gouverneurin Koike. "Wir wollen auch sauberer und transparenter sein." Transparenz beinhalte, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass nicht alles perfekt läuft, sondern dass es Hürden gibt, für die man sich in den nächsten vier Jahren Lösungen überlegen muss. Wie die Hitze zum Beispiel. Die Spiele werden vom 24. Juli bis 9. August ausgetragen, wenn Temperaturen von mehr als 30 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen machen. Oder die Verkehrssituation in Tokio mit seinen 9,3 Millionen Einwohnern und knapp drei Millionen Pendlern, die täglich von außerhalb einfallen. "Wir haben enge Straßen, und die werden wir auch nicht erweitern können", räumte Koike ein. Man werde sich etwas einfallen lassen müssen.

Dabei setzt man vor allem auf Spitzentechnologie. Aber Hightech ist teuer und schlägt aufs Budget. Es ist ein Balanceakt. Eines indes steht fest: Die Spiele 2020 werden ein klares Zentrum haben und nicht wie in Rio über vier Zonen im riesigen Stadtgebiet verteilt sein. Zwar müssen entgegen ersten Plänen manche Sportler (Badminton, Rugby, Moderner Fünfkampf, Golf, Basketball) weitere Wege zu ihren Wettkampfstätten zurücklegen, aber ein Großteil der Sportstätten liegt innerhalb eines Radius' von gut zehn Kilometern. Mit diesem Konzept hatte sich Tokio 2013 gegen Buenos Aires, Madrid und Istanbul durchgesetzt.

2016 muss es sich vor allem gegen die eigenen Probleme durchsetzen.

(klü)
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