Olympia-Tagebuch Kaymer und der Kaiman

Fabian Hambüchen bekommt sein Sieger-Reck nach Hause geliefert. Andere Athleten können ihm nacheifern. Wie wäre es mit ein paar Stahlstreben aus der Beachvolleyball-Arena? Oder mit einem Boot aus Plastikflaschen, die die Segler in der Guanabara-Bucht sammeln könnten? Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.

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Die deutschen Medaillen-Gewinner

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Da lässt sich also Fabian Hambüchen das Reck, an dem er hier in Rio das lang ersehnte Olympia-Gold erturnt hatte, nach Hause liefern. Als Andenken. Und dann stellt er es in Wetzlar in der Turnhalle auf und unterschreibt auch noch mal darauf. Für den Nachwuchs. Ich finde, das ist eine Idee, die sollte hier in Rio bei den deutschen Athleten dringend Schule machen.

Wenn die deutschen Segler all die Plastikflaschen, an denen sie dieser Tage in der Guanabara-Bucht vorbeisegeln, im Vorbeifahren aufsammeln würden und mit nach Hause brächten, könnten sie aus dem ganzen Plastik bestimmt ein komplettes Segelboot bauen lassen, auf dem der Nachwuchs anschließend in Kiel trainieren könnte. Das wäre gelebte Nachwuchsarbeit und Umweltschutz in einem. Besser geht es doch nicht.

Oder vielleicht fragt doch mal jemand bei Kira Walkenhorst und Laura Laudwig nach, ob sie nicht wenigstens ein paar der zigtausend Stahlstreben der Beachvolleyball-Arena an der Copacabana mit zurück nach Deutschland nehmen können. Wenn zwei Streben ein Netz halten, könnte man den Strand bei Sankt Peter-Ording mit Beachvolleyballfeldern regelrecht zupflastern. So würde die Sportart über kurz oder lang auch hierzulande zum Volkssport. Jede Wette.

Wasserspringer Patrick Hausding werde ich auf jeden Fall bitten, dass er bei den Verantwortlichen hier in Rio de Janeiro mal nachhakt, wie sie das mit dem grünen Wasser im Becken hinbekommen haben. Wenn er ihnen das Geheimnis aus den Rippen leiern kann, wäre das ja fast eine Geschäftsidee. Ein Start-up-Unternehmen, das einem während der Poolparty siebenmal die Wasserfarbe wechseln kann, findet in Deutschlands Villengegenden bestimmt seine Kunden. Und Hausding hätte sein Auskommen. Endgültig.

Für Martin Kaymer dürfte es dagegen wohl ungleich schwieriger werden, den ansehnlichen Kaiman, der sich so munter und unbeeindruckt von den Sportlern auf dem Golfplatz in Barra tummelte, durch den Zoll zu bekommen. Da sind die Einfuhrbestimmungen dann doch zu streng, als dass er ihn dem Düsseldorfer Aquazoo spenden und gleich noch eine gefeierte Patenschaft übernehmen könnte. Kaymer und Kaiman - so eine Geschichte kann man sich ja nicht mal ausdenken. Schade drum.

Bleibt am Ende die Frage, was ich mir hier eigentlich als Andenken an meine Arbeit in Rio mitnehmen würde. Ich glaube, ich würde einen der W-Lan-Router aus den Shuttlebussen abschrauben und der Linie 36 zwischen Sonsbeck und Xanten spenden. Sie wissen schon, das ist meine alte Schulbuslinie.

Das wäre dann meine Art der Nachwuchsförderung. Ich will auch nicht drauf unterschreiben.

(RP)
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