"Geben keine Zahlen aus" Olympische Jugendspiele offiziell ohne Leistungsgedanken

Berlin/Nanjing · Mit 84 Sportlern tritt das deutsche Team bei den olympischen Jugendspielen in Nanjing an. Der Leistungsgedanke soll bei der zweiten Austragung aber nicht im Vordergrund stehen.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Der oberste Olympionike Thomas Bach gab gleich bei seiner Ankunft in Nanjing das offizielle Motto vor. "Es geht nicht nur um den Wettbewerb, es geht genauso darum, Freunde zu finden", sagte der IOC-Präsident vor dem Start der 2. Olympischen Jugendspiele (16. bis 28. August) am kommenden Samstag: "Ich hoffe, dass die jungen Athleten die Möglichkeit nutzen, um sich näher kennenzulernen und für die olympischen Werte zu werben."

84 Sportler zwischen 15 und 18 Jahren schickt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in die ostchinesische Millionenmetropole. Und auch beim deutschen Verband spielt man den Leistungssportgedanken herunter, eine Medaillenvorgabe oder gar -zielsetzung gibt es nicht. "Wir geben bewusst keine Zahlen aus. Die Sportler sollen ihr Bestes geben und versuchen, ihre persönlichen Ziele zu erreichen", sagte Deutschlands Chef de Mission Bernhard Schwank.

Den Druck nehmen

Der Leistungsdruck war bereits bei der ersten Austragung 2010 in Singapur einer der Hauptkritikpunkte. Durch die Spiele würden Jugendliche noch früher als ohnehin schon auf Leistungssport getrimmt. Auch mit Blick auf die Dopingproblematik sei dies ein falscher Ansatz. Selbst der Sportausschuss des Deutschen Bundestages hatte dies bei der Analyse der ersten Austragung quer durch alle Parteien kritisiert.

Zu wenig sei vor Ort für die Dopingprävention getan worden - in Singapur vor vier Jahren wurden zwei 17 Jahre alte Sportler aus Usbekistan und Ecuador positiv getestet. Vor dem Start der deutschen Delegation gab es zumindest für die heimischen Teilnehmer noch einmal eine Schulung. Nur wer einen Kurs der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) absolviert hat, durfte nach Nanjing reisen.

Neue Formate sollen Jugend begeistern

Dort stehen insgesamt Wettbewerbe in allen Sportarten des olympischen Programms auf dem Zeitplan, allerdings in teilweise abgewandelter Form. So gibt es beim Basketball beispielsweise Spiele drei gegen drei, in anderen Sportarten gibt es internationale Teams. Das Ziel ist klar: Olympia soll durch die neuen Formate jugendlich frisch ankommen.

Und natürlich die Sportler an Olympia heranführen. "Wir hoffen, dass wir viele von ihnen später in einer deutschen Olympiamannschaft wiedersehen", sagte Schwank. Dies schafften zuletzt in London Schwimmer Christian vom Lehn und Sportgymnastin Jana Berezko-Marggrander. Säbelfechter Richard Hübers, 2010 in Singapur Dritter, holte in diesem Jahr mit dem deutschen Team immerhin EM-Bronze.

Doch ungetrübt ist die zweite Austragung der Jugendspiele nicht. In Nanjing verübten die Japaner 1937 ein blutiges Massaker, Schätzungen gehen von bis zu 300.000 Toten aus. Aufgrund der befürchteten anti-japanischen Stimmung wies die japanische Delegation ihre Sportler an, außerhalb der Sportstätten keine Mannschaftskleidung zu tragen. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind seit Jahrzehnten angespannt.

Insgesamt nehmen an den Jugendspielen mehr als 3700 Athleten aus über 200 Ländern teil. Darunter allerdings nicht mehr die Delegationen aus Sierra Leone, Nigeria und Liberia. Wegen des Ebola-Ausbruchs in Westafrika wurden drei Sportler am Freitag offiziell ausgeschlossen, zwei Teilnehmer aus den Kampfsportarten und einer aus den Schwimmdisziplinen - um "die Sicherheit der Teilnehmer" zu gewährleisten, wie es hieß. Verdachtsfälle habe es im Vorfeld nicht gegeben, das Risiko einer Infektion sei laut den Gesundheitsbehörden "extrem unwahrscheinlich".

Am Freitag wurde bekannt, dass auch die Sportler aus dem ebenfalls von Ebola betroffenen Liberia nicht nach Nanjing reisen werden. Sierra Leone und Nigeria hatten ihre Teilnahme bereits am Donnerstag zurückgezogen - nach eigener Aussage auch auf Druck der chinesischen Behörden.

(sid)
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