Hamburger Bewerbung Wer zahlt die Zeche? Olympia-Kosten sorgen für Zündstoff

Hamburg · Hamburg ist stolz auf sein Finanzkonzept für die Olympischen Spiele 2024, doch der Bund lehnt die von der Stadt gewünschte Kostenbeteiligung offenbar ab.

Hamburg präsentiert Olympia-Konzept
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Zoff um die Zeche: Im Feilschen um die Olympia-Milliarden lehnt die Bundesregierung die von der Stadt Hamburg gewünschte Kostenbeteiligung für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 offenbar ab. Der Bund will die im Hamburger Finanzkonzept veranschlagten 6,2 Milliarden Euro angeblich nicht zahlen. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, habe Berlin dies dem rot-grünen Senat der Hansestadt deutlich signalisiert.

"In den bisherigen Gesprächen wurden Hamburg großzügige Angebote des Bundes unterbreitet, die weit über die in der Vergangenheit zugesagten Beteiligungen hinausgingen", heißt es seitens des Innenministeriums. Eine Einigung "konnte bisher noch nicht erreicht werden", zitiert das Abendblatt weiter: "Die Gespräche zwischen Bund und Hamburg laufen weiter." Zuvor hatte bereits die Tageszeitung Die Welt berichtet, dass der Bund die von Hamburg gewünschte finanzielle Beteiligung ablehnt.

Die Hamburger Olympia-Macher gaben sich sechs Wochen vor der alles entscheidenden Bürgerbefragung derweil alle Mühe, die aufkommenden Wogen um das zentrale Streitthema der Bewerbung zu glätten. "Ich bin optimistisch, dass wir über die Aufteilung der Kosten zu einer Einigung mit dem Bund kommen werden", sagte Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann dem Abendblatt. In die veranschlagten 7,4 Milliarden Euro Gesamtkosten seien bereits viele Risiken und Eventualitäten einkalkuliert worden.

Zankapfel ist der Finanzreport, den Bürgermeister Olaf Scholz vor einer Woche veröffentlicht hatte. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten auf 11,2 Milliarden Euro. Abzüglich der zu erwartenden 3,8 Millionen Euro Einnahmen (vor allem durch Garantiezahlungen des IOC) würden auf den Steuerzahler rund 7,4 Milliarden Euro zukommen. Davon sollen eigentlich 6,2 Milliarden vom Bund beigesteuert werden, die restlichen 1,2 Milliarden kämen von der Stadt Hamburg.

"Da scheint mancher in Berlin einen Schreck bekommen zu haben, weil wir in Hamburg so ehrlich gerechnet haben", sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) nun auf einer Parteiveranstaltung. Sie werbe um Verständnis dafür, "dass sich der Bund jetzt erst einmal von diesem Schreck erholen muss". Hamburg habe ein faires Angebot gemacht. Nun müsse Berlin entscheiden, "ob Olympische Spiele in Deutschland gewollt sind oder nicht".

Hamburgs Olympia-Konkurrenten im Kurzporträt
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Foto: dpa, isl cv

Der Streit um das liebe Geld kommt für Hamburg mit Blick auf das Referendum am 29. November zur Unzeit. Zuletzt hatten schon hochrangige Hamburger Wissenschaftler die Olympiapläne der Hansestadt in einem Positionspapier scharf kritisiert. Die Akademiker wiesen in acht Thesen auf die Risiken der Bewerbung hin und geißelten die Planungen des rot-grünen Senats als "manipulativ".

Gegenwind für die Hamburger Olympiabewerbung gab es am Donnerstag auch von den Naturschützern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sprach sich klar gegen die Kandidatur aus und forderte die Bevölkerung ausdrücklich auf, bei der Bürgerbefragung mit "Nein" zu stimmen.

"Sowohl aus finanzieller als auch aus ökologischer Sicht bleiben zu viele Fragen unbeantwortet", erklärte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Den Umweltschützern ist besonders die Umsiedlung mehrerer Hafenbetriebe ein Dorn im Auge. Braasch: "Das wirbelt den gesamten Hafen durcheinander. Gravierende ökologische Auswirkungen sind bereits jetzt absehbar."

Das Referendum ist die letzte Hürde für die deutsche Olympiabewerbung mit Hamburg. Es muss eine einfache Mehrheit für die Austragung der Spiele her, zudem müssen 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit "Ja" stimmen - das wären etwa 260.000 Menschen. Werden die Zahlen nicht erreicht, muss der Deutsche Olympische Sportbund die bereits eingereichte Bewerbung zurückziehen.

(sid)
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