Computerspiele Politik fordert "eSport"-Wettbewerbe bei Olympia

Berlin · Frankfurt im Juni: Trotz Sommerpause in der Fußball-Bundesliga pilgern Zehntausende in Richtung Stadion. Keine Eintracht-Anhänger, sondern Fans des "eSports" (elektronischer Sport). Ihr Ziel ist das "ESL One", eines der weltweit wichtigsten Turniere für Computerspieler.

 eSport soll Olympisch werden. Das jedenfalls fordern deutsche Politiker.

eSport soll Olympisch werden. Das jedenfalls fordern deutsche Politiker.

Foto: dpa

Die Größenordnung des Turniers lässt sich mit einem Bundesligaspiel durchaus vergleichen. Tickets waren innerhalb von Minuten vergriffen, an heimischen Bildschirmen fieberte mehr als eine Million Zuschauer via Livestream mit.

"Die gesellschaftliche Akzeptanz und Begeisterung für Wettkämpfe mit Computer- und Videospielen wächst stetig", sagt die Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Dorothee Bär (CSU), unserer Redaktion. Daher fordert sie nun die offizielle Anerkennung des elektronischen Sports als Sportart. Doch nicht nur das: "Ich mache mich dabei auch stark für die Einordnung als Olympiadisziplin."

Computer-Olympioniken mit Maus und Tastatur? Was derzeit noch abwegig klingt, könnte laut Bitkom-Umfrage bald Realität werden. Inzwischen kann sich jeder vierte Deutsche vorstellen, dass elektronischer Sport in naher Zukunft olympisch wird, in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 38 Prozent. Bitkom-Bereichsleiter Marc Lutter sagt: "Mittlerweile begeistern sich weltweit 131 Millionen Menschen für den eSport, weitere 125 Millionen schauen gelegentlich zu." 750 Millionen Dollar setzt die Branche jährlich um. Dieses Potenzial haben auch schon große Fußballklubs wie Schalke 04 und der VfL Wolfsburg erkannt und unterhalten eigene "eSport"-Teams.

Vor der Aufnahme ins olympische Programm steht allerdings die offizielle Anerkennung als Sportart. Doch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mauert in dieser Thematik bereits seit Jahren. Seine Argumentation: "eSport" sei keine Sportart, da hier keine eigenmotorische Aktivität der Athleten erkennbar sei. Von dieser Position scheint der DOSB derzeit auch nicht abzurücken - gerne stehe man nach den Olympischen Spielen in Rio wieder für andere Themen zur Verfügung, heißt es auf Anfrage.

Als Sportler gilt laut DOSB also nur, wer sich ausreichend bewegt. Das sieht man beim "Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware" (BIU) allerdings anders. Geschäftsführer Maximilian Schenk weist darauf hin, dass professionelle Spieler bis zu zehn Stunden am Tag trainieren - nicht nur am Bildschirm. Denn Profi-Spieler müssten zudem über ausreichend Fitness verfügen. Laut Sporthochschule Köln entspricht die Herzfrequenz eines Spielers während einer Partie mit 160 bis 180 Schlägen fast dem Puls eines Marathonläufers.

Daher kann auch Netzpolitikerin Bär der Argumentation des DOSB nicht folgen: "Es werden sensorische und motorische Fähigkeiten gebraucht. Gerade die neuen Virtual-Reality-Spiele ähneln bei Bewegung und Geschick durchaus olympischen Sportarten wie zum Beispiel Tischtennis." Die offizielle Anerkennung sei für sie nur noch ein logischer Schritt. Maximilian Schenk begrüßt Bärs Forderungen ebenfalls: "eSports erreicht Zielgruppen, die sich sonst kaum noch für Olympia interessieren. Für das IOC wäre das eine Chance, die Olympischen Spiele für die Zukunft fit zu machen."

(p-m)
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