Regeländerung sorgt für Aufregung Leichtathleten schließen Behinderte aus

Leverkusen · Amputierte dürfen laut einer Regeländerung nicht mehr gleichberechtigt mit Nicht-Behinderten antreten.

Olympia 2012: Pistorius schreibt Geschichte
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Foto: afp, JOHANNES EISELE

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) war in Eile. "Kein Ausschluss von behinderten Sportlern" stand über einer Mitteilung, die der DLV verbreitete. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass ab dem 1. Januar 2013 nicht-behinderte und behinderte Leichtathleten in Deutschland zwar bei denselben Wettkämpfen antreten dürfen, aber getrennt gewertet werden sollen — bisher wurden sie gemeinsam in Ergebnislisten geführt. Die Regelkommission hatte das beschlossen.

Ausschluss von Behinderten

Anders als vom DLV kommuniziert handelt es sich sehr wohl um einen Ausschluss von Behinderten. Denn: Amputierte zum Beispiel dürfen danach zwar weiter etwa in 100-m-Vorläufen antreten, fallen dann aber aus der Wertung, so dass sie in den Finals nicht dabei sind. In Staffeln können sie überhaupt nicht mehr mit Nicht-Behinderten antreten. Die Regeländerung gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche. Und das bis hinunter auf Kreisebene.

Der DLV präzisiert für seinen Bereich eine internationale Regel, die lautet: Nicht erlaubt ist "der Gebrauch von Technologien oder Geräten, die dem Nutzer einen Vorteil gewähren, den er bei regelgerechter Ausrüstung nicht hätte". In der nationalen Ergänzung steht bislang: "Sind solche Technologien oder Geräte für Behinderte notwendig, um den Sport ausüben zu können, kann ihnen eine Teilnahme an nationalen Wettkämpfen außer Wertung erlaubt werden."

Diskussionen um Pistorius

Hintergrund der Neufassung sind die Diskussionen um Olympia-Starter Oscar Pistorius. Über Jahre bewegte die Frage, ob ihm seine Prothesen einen Wettbewerbsvorteil verschafften, Verbände und Sportgerichte. Aufwendige Untersuchungen ergaben, dass sich seine Vorteile auf der Geraden und die Nachteile bei Start und Kurvenlauf die Waage halten.

Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Behindertensportabteilung von Bayer Leverkusen, kritisiert den DLV: "Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen." In der Praxis gebe es das Problem nicht, dass sich Behinderte durch technische Hilfsmittel wie Prothesen einen Vorteil verschafften. Auf nationaler Ebene sei allein der Leverkusener Weitspringer Markus Rehm bei den Nicht-Behinderten konkurrenzfähig. Mit seinem bei den Paralympics gesprungen Behinderten-Weltrekord von 7,35 Meter wäre er bei den Deutschen Meisterschaften des DLV Achter geworden.

(RP/can/csi)
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