Protest bei Paralympics Weißrussen ziehen mit Fahne Russlands ein

Rio de Janeiro · Solidarität unter Nachbarn oder geplante Provokation? Wegen Dopings muss Russland bei den Paralympics zuschauen. Doch die Weißrussen laufen in Rio für ihre russischen Kameraden mit.

 Aus Protest gegen den russischen Ausschluss zogen die weißrussischen Sportler bei der Paralympics-Eröffnungsfeier mit russischer Fahne ins Stadion ein.

Aus Protest gegen den russischen Ausschluss zogen die weißrussischen Sportler bei der Paralympics-Eröffnungsfeier mit russischer Fahne ins Stadion ein.

Foto: rtr, HB

Aus Protest gegen den Ausschluss Russlands von den Paralympischen Spielen ist das weißrussische Team zur Eröffnung mit einer russischen Fahne ins Stadion von Rio de Janeiro eingezogen. In Moskau und Minsk wurde dies am Donnerstag als Geste der Solidarität gefeiert, während das Internationale Paralympische Komitee (IPC) nach Medienberichten mit Konsequenzen drohte. Wegen Vorwürfen von staatlich gesteuertem Doping hatte das IPC Russland von den Spielen ausgeschlossen.

"Das Zeigen der Fahne bei der Eröffnungszeremonie war eine Initiative der weißrussischen Delegation", sagte die Sprecherin des autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko in Minsk. Weißrussland und auch Lukaschenko lehnten den Ausschluss des Nachbarlandes Russland ab, sagte Sprecherin Natalja Ejsmont der Agentur Interfax zufolge.

Beim Einzug in das Maracana-Stadion lief der Sportfunktionär Andrej Fomotschkin am Ende der weißrussischen Mannschaft und breitete die weiß-blau-rote Flagge mit beiden Armen aus. Er schaffte auf der Tartanbahn mehrere Meter, bevor Offizielle ihm die russische Fahne abnahmen. Fomotschkin (53) leitet das Olympia-Zentrum der weißrussischen Leichtathleten. Die eigene weißrussische Fahne hatte Speerwerfer Alexander Trypuz ins Maracana getragen.

"Das war fraglos eine Großtat, was die weißrussischen Paralympiker gemacht haben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Auch der Präsident des russischen Paralympischen Komitees, Wladimir Lukin, dankte den Nachbarn. Sportminister Witali Mutko sagte, russische Behindertensportler seien von vielen Verbänden zu deren Wettkämpfen eingeladen worden. Der paralympische Verband in Weißrussland hatte sich schon vor Wochen mit den Russen solidarisiert.

In der Nähe von Moskau finden seit Mittwoch eigene Wettkämpfe für die russischen Paralympiker statt. Das Internationale Paralympische Komitee hatte Russland am 7. August ausgeschlossen, nachdem der Sonderermittler Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA viele Belege für Doping aufgelistet hatte. Russland war vor Gericht vergeblich gegen die Sperre vorgegangen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) war nach dem McLaren-Bericht einen anderen Weg gegangen: Es beschloss keinen Totalausschluss, sondern stellte die Teilnahme russischer Sportler in das Ermessen der Fachverbände. Deshalb konnte Russland bei den Sommerspielen in Rio mit einer reduzierten Mannschaft antreten, nur Leichtathleten und Gewichtheber blieben gesperrt.

(dpa)
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