Revolution bei Olympia Ab 2018 keine Entscheidungen mehr im Free-TV?

Düsseldorf · Es ist eine TV-Revolution. Wenn in zwei Jahren der Startschuss für Winter-Olympia in Pyeongchang/Südkorea (9. bis 25. Februar 2018) fällt, wird sich der TV-Konsument in Deutschland die Augen reiben. Nicht mehr ARD und ZDF sitzen dann in der ersten Reihe, sondern Eurosport/Discovery. Von den Verhandlungen über mögliche Kooperationen dringt bislang nichts nach außen. Die Unruhe wächst.

Die neuen Disziplinen bei den Olympischen Winterspielen
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Foto: AP

"Wir wollten wissen, ob der deutsche Zuschauer in Zukunft nur noch Vorläufe oder auch die Endläufe im Free-TV zu sehen bekommt", sagte Dagmar Freitag. Die SPD-Politikerin hatte daher Vertreter der TV-Sender in den Sportausschuss des Deutschen Bundestages geladen und gewann einen ersten Eindruck. Es seien "schwierige Verhandlungen", die da zwischen den Sendern wegen der Beteiligungen an Olympia-Bildern laufen, doch es deuteten sich auch "gute Lösungen" an.

Genaueres konnte Freitag nicht berichten. Schließlich sei noch nicht klar, wie viele Pakete ZDF und ARD von Eurosport/Discovery übernehmen und wie teuer diese sein werden. "Wir haben über die Gespräche Stillschweigen vereinbart", sagte Dieter Gruschwitz, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport. Aber alles verlaufe so, wie es bei Verhandlungen über internationale TV-Rechte üblich sei.

Freitag konnte es sich als Politikerin nicht verkneifen, den neuen Rechteinhabern von Eurosport/Discovery einen Auftrag mit auf den Weg zu geben. "Die Frage ist, ob auch investigativ ermittelt und entsprechend berichtet wird", sagte die Vorsitzende des Sportausschusses. Die reine Abbildung des Geschehens sei gerade bei Olympia zu wenig. Die neuen Rechteinhaber müssten beweisen, dass sie in der Berichterstattung "die Qualität der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland" erreichten.

Freitag stellte auch klar, dass die Politik kein Druckmittel gegen die neuen Programmmacher in der Hand habe, zumal die Pressefreiheit in Deutschland ein hohes Gut sei. "Doch Hinweise können wir geben, und das haben wir auch getan", sagte die SPD-Politikerin.

"Wir sind voll im Thema"

Werner Starz, Direktor Produktentwicklung bei Eurosport/Discovery, wollte auf die Forderung der Politik nicht direkt eingehen, sagte aber: "Eurosport hat von 1992 bis 2012 zwölf Mal in Folge Olympische Spiele übertragen. Wir sind voll im Thema. Alle Sportarten des olympischen Kanons, ob Tennis, Gewichtheben oder Kanu, finden bei Eurosport statt." Sein Sender hatte 2015 überraschend vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Übertragungsrechte für die Spiele von 2018 bis 2024 erhalten.

ARD und ZDF waren bei der Vergabe leer ausgegangen und bemühen sich derzeit um so genannte Sub-Lizenzen, um ihren Zuschauern zumindest phasenweise Olympia zu bieten. "Wir haben den Anspruch, umfangreich über die Olympischen Spiele zu berichten", sagte Axel Balkausky, ARD-Koordinator Sport. Balkausky versprach ein weitreichendes Engagement: "Wir wollen die Breite von Olympia abbilden und nicht auf einzelne Sportarten verzichten."

Keiner der Beteiligten wollte den Eindruck vermitteln, dass die Zeit drängt. Dabei sind es auf den Tag fast genau nur noch zwei Jahre, und die Planungen müssten schon Monate vorher abgestimmt sein. "Ja natürlich, es gibt technische Dinge, die geklärt werden müssen. Welcher Berichterstatter wann wo vor Ort ist", gab Starz zu. Derzeit durchforsche man aber den Markt noch nach weiteren Beteiligungen. Das kostet Zeit, immerhin sicherte sich sein Sender die Lizenzen für 50 Länder.

(seeg/sid)
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