Pyeongchang 2018 als Ziel Claudia Pechstein will auch mit 45 noch zu Olympia

Sotschi · Claudia Pechstein blieb in Sotschi ohne Medaille, das lässt sie nicht auf sich sitzen. Pyeongchang 2018 lautet nun ihr Ziel. Dann ist Pechstein fast 46 Jahre alt.

 Claudia Pechstein und ihr Freund Matthias Große.

Claudia Pechstein und ihr Freund Matthias Große.

Foto: dpa, fux

Das schönste Geburtstagsgeschenk hätte sich Claudia Pechstein gern selbst gemacht. Bei den Winterspielen in Sotschi griff die Eisschnellläuferin nach ihrer zehnten Medaille, es sollte auch über 5000 m und damit im zweiten Anlauf nicht sein. Grund zum feiern wird Pechstein an ihrem 42. Ehrentag am Samstag dennoch genug haben.

Die streitbare Berlinerin war in Sotschi die mit Abstand beste unter den ansonsten enttäuschenden Kufenflitzern und wird es auf absehbare Zeit bleiben. Nicht unverständlich begründete sie auch damit die Fortsetzung ihrer Karriere. Sie denke weiter olympisch, sagte Pechstein, "nämlich an Pyeongchang 2018."

Manch einer nahm es kopfschüttelnd zur Kenntnis. Nach über drei Jahrzehnten auf dem Eis ist Pechstein noch immer von einem enormen sportlichen Ehrgeiz angetrieben, der sie unter anderem zu fünf Olympiasiegen und zahlreichen Rekorden trug. Dennoch erscheint es fraglich, ob sie wirklich einen weiteren Olympia-Zyklus fast täglich Runde um Runde auf den Eis-Ovalen in aller Welt drehen wird.

International werden die deutlich jüngeren Athletinnen wie Olympiasiegerin Martina Sablikova (26) oder Ireen Wüst (27) auch weiter kaum zu schlagen sein. Und ob Pechstein ihr Niveau mit zunehmendem Alter halten kann, darf zumindest angezweifelt werden.

Doch die Berlinerin hat seit jeher ihren eigenen Kopf, vielen gilt sie als egoistisch. Ihre Angriffslust, die sie auf dem Eis beflügelt, bekam einst Anni Friesinger-Postma zu spüren, die sich im Gegensatz zur sensiblen Stephanie Beckert immerhin zu wehren wusste. Es verwunderte nicht, dass Pechstein in Moment des größten Debakels des deutschen Verbandes den Finger öffentlich in die Wunde legte und ihre eigene Bedeutung für das deutsche Team hervorhob. Die Leistungen von Bente Kraus und der Dauerrivalin Beckert seien "dramatisch" gewesen.

Pechstein spaltet die Öffentlichkeit und Medien in Unterstützer und Gegner. In ihrem Kampf um Rehabilitation nach ihrer auf Indizien beruhenden Dopingsperre gibt es nur schwarz oder weiß, für Graubereiche ist kein Platz. Am persönlichen Tiefpunkt angelangt, will sie einst sogar an Selbstmord gedacht haben. Dieses Gefühl der Unrechtsbehandlung trieb sie zu den Winterspielen nach Sotschi - ob es sie bis 2018 und im Alter von dann fast 46 Jahren noch anspornt, bleibt abzuwarten.

Denn möglicherweise hat sich Pechstein bis dahin längst auf anderem Wege für ihre "Unrechtssperre" entschädigt. Schon am 26. Februar befasst sich etwa das Landgericht München mit ihrer Schadensersatzklage gegen den Eislauf-Weltverband ISU in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro.

(sid)
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