Footballer Adjei im Eiskanal erfolgreich "Düsseldorfer Jong" holt Silber

Whistler (RP). Als Anschieber im Zweierbob von Thomas Florschütz triumphiert der ehemalige Footballer Richard Adjei im Eiskanal. Die Goldmedaille gewann Andre Lange mit seinem Bremser Kevin Kuske. Der vierte Sieg des Duos.

 Jubel über Silber: Richard Adjei.

Jubel über Silber: Richard Adjei.

Foto: AP, AP

Den Hinweis auf seine Hautfarbe weist Richard Adjei höflich, aber bestimmt zurück. Er sei ja nun der erste dunkelhäutige Deutsche, der im Bobsport eine Medaille gewonnen habe, hatte ein Journalist festgestellt. "Das sollte bei uns kein Thema mehr sein", sagt der Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers.

Etwas anderes, was ihn ein wenig abhebt von den Kollegen im Olympiateam, kehrt der Anschieber von Thomas Florschütz (Riesa) aber heraus. Seine Heimat, die nicht in den Bergregionen Bayerns, Sachsens oder Thüringens liegt. "Hallo Düsseldorf! Hallo Niederrhein!", brüllt Adjei nach dem Gewinn der Silbermedaille im Zweierbob-Rennen in die Fernsehkameras.

"Ne Düsseldorfer Jong", wie er sich selbst nennt, ein Flingerner, holt eine Olympiamedaille. Bei den Winterspielen. "Unglaublich oder?", fragt der 27-Jährige, der früher bei Rhein Fire und Berlin Thunder als Footballprofi unter Vertrag stand, ehe ihn Bob-Altmeister Chrisoph Langen für seinen Sport entdeckte. Adjei spielt eine bedeutende Rolle an diesem feucht-kalten Nachmittag im Whistler Sliding Center.

Dennoch bleibt es nur eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht Andre Lange, der in seinem vierten Olympiarennen zum vierten Mal zu Gold fährt. Und immer sitzt Kevin Kuske im Heck. Mit einem weiteren Erfolg im großen Schlitten am Freitag und Samstag würde er nach Goldmedaillen mit der gesperrten Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, der erfolgreichsten deutschen Wintersportlerin, gleichziehen. Kampflos geschlagen geben will sich Adjei jedoch nicht. "Jetzt habe ich Bock auf den Vierer", sagt er, "mal gucken, was wir da reißen können. Vielleicht können wir Andre ein bisschen ärgern."

Doch Lange, genannt "Bärchen", ruht in sich. "Ich weiß nicht, warum ich so ein Typ bin", sagt der Oberhofer, der sich wie kein anderer auf den Punkt konzentrieren kann, "für mich ist das eine historische Medaille. Es war eine lange Karriere, viele Jahre des Kämpfens und Hoffens, mit Rennen und Medaillen. Jetzt ist sie bald vorbei." Nach den Olympischen Spielen beendet der 36-jährige Thüringer seine Laufbahn. Er hat bereits signalisiert, dass er dem Verband erhalten bleiben wird.

Doch vorher stehen Feierlichkeiten an. Nach dem Zweiergold wollte er es jedoch noch nicht übertreiben: "Es wird nicht bis zum Delirium führen. Aber eine Hopfenkaltschale darf's schon sein." Das "Schädelfluten", wie er in Turin 2006 das ausgiebige Gelage nannte, kommt wohl später.

"Es ist schön, dass wir diese Medaille jetzt im Sack haben", betont Lange, "was den Vierer anbelangt, ist das für mich aber noch einmal eine ganz besondere Situation." Weil er kurzfristig einen verletzten Anschieber ersetzen musste. Die Generalprobe für Olympia sei "richtig beschissen" gewesen. Den Weltcup im vergangenen Winter in Whistler musste er abbrechen. Beim Training auf der spätestens seit dem Tod des georgischen Rodlers höchst umstrittenen Bahn kippte er um. Und dann war da auch noch der Adduktorenriss, der ihn zu Saisonbeginn außer Gefecht setzte. "Es ist alles richtig auf Grün gestellt", sagt er mit einem Lachen, das die Ironie verrät.

Drei Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen im Bob, auf dem Rodeln oder dem Skeleton haben die deutschen Sportler bislang in den olympischen Rennen von Whistler gewonnen. Genau die Hälfte der dort vergebenen Medaillen. Die Diskussion um die Sicherheit beschäftigt sie weiterhin. "Gefahren bestehen auf jeder Bahn. Ihr dürft nicht vergessen, das hier ist ein Rennsport", betont Lange, der für die Rennen mit dem Viererbob allerdings noch ein paar Modifikationen anmahnt.

Adjei lehnt in der Öffentlichkeit jeden Kommentar zu dem Thema ab. Nur so viel: "Ich bin ein Speed-Junkie. Ich liebe diese Bahn."

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