Deutscher Eiskunstlauf-Star Eiskönigin Aljona Savchenko ist aufgetaut

Pyeongchang · Die fünften Winterspiele mit dem dritten Partner: Aljona Savchenko geht mit Bruno Massot lockerer um als mit den Vorgängern. Es darf auch mal gelacht werden. Die fünfmalige Weltmeisterin hat ihr privates Glück gefunden und wirkt gereifter.

Aljona Savchenko und Bruno Massot: Eiskukunstlauf-Traumpaar und Olympiasieger
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Das sind Aljona Savchenko und Bruno Massot

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Zwei ernsthafte Anläufe auf den Olymp nahm Aljona Savchenko schon - beide endeten im Desaster. Nicht sportlich, sondern menschlich. 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi gab es mit Robin Szolkowy Bronze - nur Bronze. Danach ging jedes Mal der Streit los.

Szolkowy bekam stets die Schelte für Fehler, Trainer Ingo Steuer ließ kaum ein gutes Haar an ihm, Savchenko widersprach nicht. So perfekt die fünfmaligen Weltmeister auf dem Eis harmonierten, so schwierig war die Beziehung der Drei abseits der Halle in Chemnitz.

Olympia 2018: Aljona Savchenko und Bruno Massot mit Patzer beim ersten Auftritt
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Savchenko/Massot mit Patzer beim ersten Auftritt

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Steuer pochte darauf, nicht nur Coach, sondern auch Choreograph und Medienberater in einem zu sein. Das Trio isolierte sich immer mehr. Es gab kaum Werbeverträge, die Finanzierung war schwierig. Szolkowy durfte nicht in der Bundeswehr bleiben, weil er sich 2006 nach der Enttarnung für den Stasi-belasteten Übungsleiter entschieden hatte.

Bei der WM vor vier Jahren nach Olympia kam es zum Knall. Szolkowy erfuhr über andere in Saitama, dass es für die damals 30-Jährige bereits einen neuen Partner gab, den Franzosen Bruno Massot. Daraufhin sagte der Sachse lukrative Shows in Japan ab und flog nach Hause - nach Jahren der Zurückhaltung hatte der Athlet endgültig genug. Die auch persönlich verbandelten Savchenko und Steuer waren fassungslos.

Inzwischen kann Szolkowy fast ein wenig über die ungewöhnlichen Jahre lachen. Fragt man ihn nach seiner Handynummer, antwortet er in Anspielung auf die Vergangenheit schlagfertig: "Da muss ich erst den Ingo fragen." Traurig ist der heutige Coach der russischen Europameister allerdings, dass es selten unbeschwert zuging. Andererseits sagt er: "Ich merke jetzt, was zweimal Bronze wert ist."

Steuer wollte auch das neue Gespann unter seine Fittiche nehmen - doch der weniger duldsame Massot machte das nur kurze Zeit mit. Und auch Savchenko zog einen Schlussstrich und ging mit dem fünf Jahre jüngeren Franzosen zu Alexander König nach Oberstdorf. Der dreimalige Olympia-Siebte mit Peggy Schwarz musste seine Rolle als Lehrer der weltbesten Paarläuferin erst finden. Fast schüchtern begann er die Zusammenarbeit, ließ auch Expertise von außen zu. "Herr König ist unser Sonnenschein", sagt Savchenko.

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Sie selbst hat sich geöffnet, im beschaulichen Allgäu ihren britischen Ehemann Liam Cross getroffen und fühlt sich mit 34 Jahren auf dem Gipfel ihrer Leistungsfähigkeit. Die "neue Aljona" lächelt viel mehr und genießt die Freiheiten der Mitgestaltung ihres Weges. Als gebürtige Ukrainerin traute sie sich früher selten, die Autorität des Trainers in Frage zu stellen. Statt zu argumentieren, schmollte sie einfach und gab sich nach außen zickig.

Vor dieser Saison hatte sie die Idee, bei Christopher Dean wegen der Choreographie der Olympia-Kür anzufragen. In einer intensiven Woche in Florida beim legendären Bolero-Olympiasieger von 1984 mit Jayne Torvill saugte Savchenko Deans Kreativität förmlich auf. "Ich habe selten eine Frau getroffen, die so viel Feuer und Willen hat", beschreibt Dean die zierliche Ausnahme-Läuferin.

Er verknotete die Zwei, erfand neue Positionen und Hebungen für den an einen Naturfilm angelehnten Vortrag "La terre vue du ciel" ("Die Erde von oben gesehen") - Savchenko liebt den Eistanz-Ansatz, der 1,84 Meter große Massot tat sich anfangs schwer damit. Bei ihren fünften Spielen will die älteste Eiskunstläuferin auch für die Innovation ihrer Disziplin stehen: mehr Kunst als nur Sprünge. "Wir wollen das Harte mit dem Weichen mixen, die Akrobatik mit der Kunst", sagt inzwischen auch Massot.

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Und wenn die Medaille am Ende nicht golden glänzt, wäre es dieses Mal auch nicht so schlimm. Savchenko hat sich ein Leben abseits des Eises aufgebaut. Die kalten Hallen werden in jedem Fall weiterhin ihr Mittelpunkt bleiben - ob als aktive Läuferin oder Trainerin ist noch nicht entschieden.

(areh/dpa)
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