Wellinger jubelt über Silber "Was hier abgeht, das ist der absolute Wahnsinn"

Pyeongchang · Nach Gold nun Silber: Andreas Wellinger ist der überragende Skispringer der Spiele von Pyeongchang. Der Deutsche kann es selbst kaum fassen - und gönnt sich erstmal ein Weißbier.

Olympia 2018: Andreas Wellinger fliegt zu Silber
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Andreas Wellinger fliegt zu Silber

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Foto: rtr, DAM

Andreas Wellinger wollte die ganze Welt umarmen: Nach seinem zweiten Medaillencoup fiel der erfolgreichste Skispringer von Pyeongchang jedem Teamkollegen einzeln um den Hals, dann stürzte er freudestrahlend auf Bundestrainer Werner Schuster zu. Seinen zweiten Olympiasieg hatte Wellinger zwar um lausige 1,9 Meter verpasst, war diesmal "nur" zu Silber auf der Großschanze geflogen. Aber das war Wellinger im grenzenlosen Freudentaumel schnurzpiepegal.

"Was hier abgeht, das ist der absolute Wahnsinn. Diese Spiele sind unbeschreiblich", jubelte der 22-Jährige und verlangte sogleich nach seiner gewohnten Belohnung: "Auch wenn wir hier übermorgen noch ein Mannschaftsspringen haben - ein Weißbier geht schon." Und das hatte er sich redlich verdient.

Es brauchte nämlich am Samstagabend schon einen anderen Wahnsinns-Kerl wie den polnischen Volkshelden Kamil Stoch, der nach seinem Doppel-Gold von Sotschi erneut triumphierte, um Wellingers zweiten Olympiasieg in Südkorea zu verhindern. Doch auch so herrschte im Lager der DSV-Adler angesichts der neuerlichen Schanzen-Party schiere Euphorie.

"Das ist riesig", fand Schuster, für den die koreanischen Festspiele schon vor der abschließenden Teamentscheidung am Montag (21.30 Uhr OZ/13.30 Uhr MEZ) Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn sind: "Andi hat es wieder auf den Punkt gebracht, es ist so toll mit ihm zusammenzuarbeiten."

Natürlich durfte Wellinger seinen zweiten Platz hinter Stoch und vor dem Norweger Robert Johansson wie einen Sieg feiern. Schließlich hatte er einen Wettkampf abgeliefert, in dem er absolut am oberen Limit agierte. Nach zwei tadellosen Sprüngen auf 135,5 und 142,0 m lag Wellinger 3,4 Punkte hinter Stoch, der 135,0 und 136,5 m flog, aber von Bonuspunkten aufgrund der schlechteren Windunterstützung profitierte.

"Es ist echt geil. Ich habe mich von Sprung zu Sprung gesteigert", sagte Wellinger, der nur schwer die Umstellung auf die Großschanze gepackt hatte, dann aber auf einmal wieder ganz vorne dabei war: "Wie ich das geschafft habe? Gute Frage, nächste Frage."

Das Glück Wellingers sorgte auch bei den am Samstag teils etwas unglücklichen Kameraden für aufrichtige Freude. "Es ist so schön, ihm zuzuschauen. Andi ist wahnsinnig cool", sagte Richard Freitag. Eine große Reaktion des Sachsen, zumal sein Traum von einer olympischen Medaille gerade geplatzt war: Erneut nur Platz neun.

Freitag, der im zweiten Durchgang Windpech hatte, nahm es gefasst. "Die Sprünge hätten aber auch so nicht gereicht. Es muss jetzt einfach weitergehen", sagte er. Freitag erhält eine neue Chance auf Edelmetall am Montag - 2014 in Sotschi war der formschwache Sachse aus dem Team geflogen, das danach Gold holte.

Mit dem am Samstag als Siebter glänzend positionierten Karl Geiger und Markus Eisenbichler (14.) ist für das DSV-Quartett auch in Pyeongchang der Griff nach dem Olympiasieg möglich. "Um die Medaillen wollen wir auf jeden Fall kämpfen", sagte Wellinger - für ihn wäre es die Kirsche auf dem Sahnehäubchen seiner Olympia-Bilanz.

Nach seinem Teamerfolg von Sotschi und seinem Gold in Südkorea hat er nun als zweiter deutscher Skispringer nach Jens Weißflog Edelmetall in allen drei olympischen Wettbewerben geholt. Weißflog war bei seinem Olympiasieg 1994 auch der zuvor letzte deutsche Springer, der eine Medaille auf der Großschanze gewonnen hatte.

In den Kreis der Allergrößten stieg unterdessen Stoch auf, der nach dem "Grand Slam" bei der Vierschanzentournee eine überragende Saison krönte. Zweimal in Folge Großschanzen-Sieger bei Olympia - das hatte vor "König Kamil", der im ersten Wettkampf von Pyeongchang noch leer ausgegangen war, nur der legendär-berüchtigte Finne Matti Nykänen geschafft.

(sid)
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