Geisenberger gegen Hüfner Das letzte große Duell im Eiskanal

Pyeongchang · Lange herrschte Eiszeit, doch der Kalte Krieg zwischen den besten Rodlerinnen ist Vergangenheit. In der Eisbahn heißt es aber noch immer: Geisenberger gegen Hüfner. Zum letzten Mal auf großer Bühne.

 Natalie Geisenberger im Abschlusstraining im Eiskanal.

Natalie Geisenberger im Abschlusstraining im Eiskanal.

Foto: dpa, hpl jbu

Das Eis ist geschmolzen zwischen Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner, das kann jeder sehen. Wo noch vor vier Jahren in Sotschi viel Missgunst war, herrscht heute Respekt zwischen Deutschlands besten Rodlerinnen.

Der Eklat der vergangenen Winterspiele ist beigelegt so gut es eben geht. Gerade rechtzeitig vor dem letzten großen Duell um Olympia-Gold in Südkorea.

"Wir werden nie mehr die allerbesten Freundinnen, aber Fairness ist wichtig", sagte Hüfner im Gespräch mit dem SID, "und da haben wir eine gute Ebene gefunden." Auch Geisenberger sieht eine "Stimmung, in der man sich akzeptiert. Keiner schenkt dem anderen etwas, das ändert sich nicht. Aber die Kämpfe werden auf der Bahn ausgetragen."

Es wird noch genau einen dieser ganz großen Kämpfe geben, am Montag (19.50 Uhr OZ/11.50 Uhr MEZ) und Dienstag (19.30 Uhr/11.30 Uhr) im Olympic Sliding Centre von Pyeongchang. Für die 34-jährige Hüfner sind es die letzten Winterspiele.

In vier Läufen von jeweils rund 46 Sekunden wird damit eine Geschichte zu Ende erzählt, die das internationale Frauen-Rodeln in den vergangenen zehn Jahren geprägt hat. Geisenberger geht als Favoritin an den Start, das war nicht immer so.

Zu Beginn der gemeinsamen Zeit auf internationaler Bühne war noch Hüfner die Frau, die es zu schlagen galt. Sie fuhr reihenweise WM-Titel ein und krönte sich 2010 zur Olympiasiegerin.

Doch irgendwann wurde sie überholt von ihrer vier Jahre jüngeren Gegnerin. Geisenbergers Aufstieg fand bei den Winterspielen in Sotschi 2014 seinen vorläufigen Höhepunkt. Gold vor Hüfner - und aus dieser brach kurz nach dem Rennen etwas heraus, was schon eine Weile gegärt hatte.

In den Jahren vor Sotschi seien ihr vom deutschen Verband "viele Steine in den Weg gelegt" worden, klagte sie, "eine Natalie Geisenberger" habe in dieser Phase "deutlich mehr Unterstützung" erhalten. Und trotz des olympischen Doppelsieges herrschte Eiszeit bei Deutschlands Rodel-Elite.

Das Tauwetter setzte dann nur langsam ein. Das nötige Vertrauen musste mühsam wieder aufgebaut werden, aber es gelang, weil Strittiges über die verbandsinternen Abläufe ausgeräumt wurde. "Wir können jetzt zusammensitzen, gemeinsam lachen", sagt Hüfner, "das ist wichtig, weil ich es noch anders kenne. Spannungen in der Mannschaft machen es keinem einfacher."

In Pyeongchang soll es nun nur um den Sport gehen. Die Bahn ist schwierig, in Sekundenbruchteilen kann man alles verlieren. Geisenberger hat daher eher "ein Okay-Gefühl", sagt sie: "Ich bin gut aufgestellt, aber hier kann ein kleiner Fehler zum großen Verhängnis werden."

Auch Dajana Eitberger, der dritten deutschen Starterin, sowie Summer Britcher (USA) und Alex Gough (Kanada) werden Chancen eingeräumt. Aileen Frisch, die für den Start in Pyeongchang ihre deutsche gegen die südkoreanische Staatsbürgerschaft eintauschte, schreibt ebenfalls eine wichtige Geschichte.

Doch alle Augen werden auf Geisenberger und Hüfner gerichtet sein. So, wie es fast immer war.

(sid)
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