Dahlmeier, Wellinger, Peiffer Gold! Gold! Gold!

Düsseldorf/Pyeongchang · Die deutsche Mannschaft startet mit einem goldenen Wochenende in die Olympischen Winterspiele. Die Biathleten Laura Dahlmeier und Arnd Peiffer gewinnen den Sprint, Andreas Wellinger wird Erster beim Springen von der Normalschanze.

 Die drei deutschen Olympiasieger Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Andreas Wellinger.

Die drei deutschen Olympiasieger Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Andreas Wellinger.

Foto: AFP/AP/Reuters

Selbst der Bundespräsident war kaum noch zu halten. Im Auslauf der Skischanze von Pyeongchang feierte Frank-Walter Steinmeier die Goldmedaille von Andreas Wellinger - tief in der südkoreanischen Nacht. Steinmeier hatte auch den Triumph von Laura Dahlmeier im Biathlon-Sprint miterlebt. "Ein unglaublicher Tag", sagte er, "das wird unserem Team Deutschland Rückenwind geben." Er konnte nicht ahnen, wie zutreffend das war. Nach Dahlmeier und Wellinger machte Arnd Peiffer im Biathlon-Sprint das goldene Wochenende perfekt.

Natürlich hat gestern jeder der großen Sieger mal das Wörtchen "Wahnsinn" bemüht, um die Stimmungslage einigermaßen zu beschreiben. Und für alle sind die Olympischen Spiele der mit Abstand größte und wichtigste Wettbewerb in ihrem Sportlerleben. Trotzdem sind die Voraussetzungen der Olympiasieger des ersten Wochenendes sehr unterschiedlich. Dahlmeier und Peiffer stehen in Deutschlands Wintersportart Nummer eins ständig in der Öffentlichkeit, vor allem Dahlmeier ist eine öffentliche Person. Wellinger darf einmal im Jahr bei der Vierschanzentournee für sich in Anspruch nehmen, eine öffentliche Person zu sein. Die Weltcup-Wettbewerbe, selbst die Weltmeisterschaften der Skispringer stehen eindeutig im Schatten des Biathlon. Umso bedeutender ist der Olympiasieg für den Springer aus Ruhpolding. Seit 1994 in Lillehammer (Jens Weißflog) hat kein Deutscher mehr ein Einzelspringen bei Olympia gewonnen.

Die Hauptdarstellerin. Laura Dahlmeier (24) ist als Star zu den Spielen gereist. Sechs Medaillen, darunter fünf goldene, gewann sie bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr. Und trotz einer durch Krankheit und Trainingsrückstand beeinträchtigten Vorbereitung auf das Großereignis in Südkorea wurde sie bei den Experten als eine der Favoritinnen gehandelt. Dass sie dieser Rolle bereits beim ersten Auftritt derart souverän gerecht würde, haben ihr aber nicht einmal besonders zuversichtliche Fans zugetraut. "Die Erwartungen von außen waren mindestens so hoch wie meine eigenen", sagte sie, "trotzdem muss ich versuchen, locker zu bleiben." Das ist ihr beeindruckend gelungen. Sie selbst fand: "Das ist unglaublich." Es ist tatsächlich wie ein großes Märchen. Dazu passt, dass sie als kleines Mädchen einer Freundin auf die Frage nach dem Berufswunsch "Hüttenwirtin oder Olympiasiegerin" ins Poesiealbum schrieb. Ihre erste olympische Goldmedaille sichert sportlichen Ruhm und ein weiterhin gutes Einkommen. Arm sind die Biathleten nicht. Dahlmeiers Monatseinkommen wird auf 50.000 Euro geschätzt.

Der Stille. Arnd Peiffer (30) hat keinem Freund in früher Jugend etwas ins Poesiealbum geschrieben. Zumindest ist darüber nichts bekannt. Während die Kollegin Dahlmeier als das Gesicht der deutschen Vorzeige-Wintersportart und gefragte Gesprächspartnerin gilt, lässt Peiffer Leistungen in der Loipe und am Schießstand für sich sprechen. Darüber hinaus hält er sich im Hintergrund. In Pyeongchang erlebt er seine dritten Winterspiele. Er hat sich in den zurückliegenden acht Jahren beständig gesteigert. In Vancouver 2010 wurde er mit der Staffel Fünfter, im Massenstart belegte er Rang 17. Vor vier Jahren in Sotschi gewann er mit der Staffel die Silbermedaille. Und nun steht er nach einem Einzelrennen ganz oben. Dabei sei es "gar nicht mein Tag gewesen", erklärte er im Zielraum. Beim Einschießen war der Schlagbolzen seines Gewehrs gebrochen, dann stürzte er beim Aufwärmen und prellte sich den Ellbogen. Ungünstige Vorzeichen vor einem Rennen gegen den als nahezu unschlagbar geltenden Franzosen Martin Foucard. Auch deshalb war Peiffers Sieg der Sieg eines großen Außenseiters. Als der Erfolg feststand, schlug er die Hände vors Gesicht. Dann brach er doch zu einem kleinen Freudentänzchen auf.

Der Frühreife. Andreas Wellinger (22) war mal Nordischer Kombinierer. Zum Glück haben ihm seine Trainer vor acht Jahren empfohlen, ganz auf das Springen zu setzen. Den ersten großen Erfolg feierte der hochtalentierte Springer im zarten Alter von 18 Jahren. In Wisla gewann er zum erstenmal bei einem Weltcup-Wettbewerb, und bei den Olympischen Spielen von Sotschi holte er mit Andreas Wank, Marinus Kraus und Severin Freund die Goldmedaille im Mannschaftsspringen. Danach kam die für sein Alter übliche Berg- und Talfahrt im Weltcup und bei den großen Wettbewerben. Seinen zweiten Weltcup-Sieg holte Wellinger vor fast genau einem Jahr in Willingen. Und in den vergangenen zwölf Monaten ist er auch nach Ansicht von Bundestrainer Werner Schuster "gewachsen, er ist zum absoluten Topmann aufgestiegen". Diese Einschätzung bestätigen zwei Silbermedaillen in den Einzelspringen und die goldene im WM-Teamwettbewerb und erst recht die Goldmedaille in Pyeongchang. "Es hat jetzt mal absolut der Richtige gewonnen", erklärte Schuster. Ob der Richtige deshalb auf dem Weg ist, in Fragen der Popularität zu Sven Hannawald, dem Vierschanzentournee-Sieger, oder Martin Schmitt, der Werbefigur für "Lila Pause", aufzuschließen, ist nicht gesagt. Seine Vorgänger auf der Schanze stehen für die Blüte des Skispringens - zumindest, was dessen Bedeutung in den Augen der deutschen Öffentlichkeit betrifft.

Das Springen stand in den späten 1990er Jahren in der Gunst des deutschen Publikums deutlich vor Biathlon. Wellingers Vorstellungen auf der Schanze und als Öffentlichkeitsarbeiter machen der ganzen Sportart Hoffnung. Nicht nur bei Olympia.

(pet)
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