"Kann mir keinen Vorwurf machen" Rebensburg redet sich ihre Spiele schön

Pyeongchang · Viktoria Rebensburg war die große Medaillenhoffnung der Alpinen in Pyeongchang. Sie enttäuschte die Erwartungen - und irritierte mit eigenartigen Rechtfertigungen.

Olympia 2018: Viktoria Rebensburg in der Abfahrt ohne Chance
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Rebensburg in der Abfahrt ohne Chance

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Viktoria Rebensburg klang trotzig. So, wie sie oft klingt, wenn sie nicht einsehen mag, dass da etwas schlecht gewesen sein soll. "Ja", sagte sie nach dem womöglich letzten olympischen Rennen ihrer Karriere, "es ist natürlich schade, definitiv, es ist immer schön, von Olympischen Spielen was heimzubringen, aber ..." Dieses "Aber" geriet Rebensburg (28) danach sehr, sehr lange, es war eine einzige Rechtfertigung dafür, warum sie eben nichts heimbringen wird aus Pyeongchang.

Rebensburg, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, habe in Südkorea "zwei Medaillen auf dem Silbertablett serviert" bekommen - eine im Riesenslalom, eine im Super-G. Beide hat sie liegen lassen. Im Riesenslalom, in dem sie angesichts ihrer bislang grandiosen Saison sogar Goldanwärterin war, wurde sie Vierte: nach einem Anfängerfehler im ersten und etwas zu wenig Mut im zweiten Lauf. Im Super-G war sie auf Medaillenkurs, ehe sie in Sichtweite des Ziels bremste, um sich nicht zu verfahren. Resultat: Rang zehn.

In der Bemerkung von Maier, der seine einzige Sportlerin von Weltklasse zum wiederholten Male bis zur Selbstverleugnung verteidigte, sah Rebensburg wohl eine nicht gerechtfertigte Kritik. Sie konterte nach der Abfahrt, in der sie Rang neun belegte: Im Riesenslalom "kann ich mir keinen Vorwurf machen, ich habe mir die zwei Läufe noch mal angeschaut, das war höchstes Niveau". Ja, gut, der Fehler im ersten Lauf sei ein "Faktor" gewesen, "aber man muss auch riskieren, um vorne mitzufahren."

Was der Trotzkopf Rebensburg verschwieg: Besagter Fehler war vermeidbar, von den Weltklasseläuferinnen unterlief er nur ihr. Und ähnlich war es auch im Super-G: Außer ihr sah sich keine gezwungen, jenen aberwitzigen Haken zu schlagen. Rebensburg behauptete freilich auch nach diesem Rennen, ihr sei ein "sehr guter Lauf" gelungen. Sie sei nach Pyeongchang gekommen, um hier "technisch gut Ski zu fahren", betonte sie, und bis auf die beiden Fehler könne sie deshalb zufrieden sein.

"Die Vicky muss immer alleine im Wind stehen"

Ob es bei diesem unbefriedigenden Ende einer olympischen Karriere, die gekrönt ist von Gold 2010 in Vancouver und Bronze 2014 in Sotschi, bleiben wird, ist offen. "Man soll niemals nie sagen", erklärte Rebensburg, aber 2022 werde sie wohl nicht mehr fahren. Maier widersprach: "Das letzte Wort ist da überhaupt noch nicht gesprochen." Klar sei Rebensburg enttäuscht, "aber bei richtigen Rennfahrern brennt dann doch wieder die Flamme, und sie sagen: So leicht gebe ich mich dann doch nicht geschlagen."

Maier weiß, wie es ist, eine Vorfahrerin zu verlieren. Nach Sotschi trat Maria Höfl-Riesch zurück und hinterließ ein großes Loch bei den deutschen Frauen. Rebensburg war die Einzige, die es einigermaßen füllen konnte. "Die Vicky muss immer alleine im Wind stehen", sagte Maier, "deswegen ist das umso heftiger für sie." Aber: Es war nichts Neues und deshalb nur die halbe Wahrheit, als Maier ergänzte, er sehe eine "gewisse Ungerechtigkeit", dass Rebensburg bei Olympia leer ausging.

Das mit der Ungerechtigkeit bezog Maier auch auf die Männer um Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen (Abfahrt) und Gröden-Gewinner Josef Ferstl (Super-G). "Wenn man sich den Verlauf dieser Saison anschaut, was wir geleistet haben", dann sei das, was bei Olympia passiert ist, "der Hammer". Aber eben zum Teil selbstverschuldet.

(sid)
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