Meilenstein im 5000-m-Rennen? "Diesel" Pechstein läutet Medaillen-Mission ein

Nach dem gelungen Start in ihre siebten Olympischen Winterspiele richtet sich der Fokus von Claudia Pechstein voll auf das 5000-m-Rennen am Freitag. Dort will die fünfmalige Olympiasigerin ihre zehnte Medaille gewinnen. Eine einstige Rivalin hält das für möglich.

Olympia 2018: Claudia Pechstein geht über 3000 Meter leer aus
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Pechstein geht über 3000 Meter leer aus

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Foto: afp

Claudia Pechstein streifte die gold-schwarzen Schlittschuhe über und läutete den Countdown ihrer Medaillen-Mission ein. Um 12.00 Uhr Ortszeit, keine 15 Stunden nach ihrem Rekord-Wettkampf bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, stand Pechstein am Sonntagmittag wieder auf dem Eis im Olympic Oval und drehte emsig ihre Trainingsrunden.

Auf dem Weg zum zehnten olympischen Edelmetall überlässt die fünfmalige Olympiasiegerin nichts dem Zufall. Eine Ruhepause nach dem gelungenen 3000-m-Rennen am Samstag? Stand für Pechstein nicht zur Debatte. Der Olympia-Auftakt war für die 45-Jährige nicht mehr als ein "sehr guter Trainingslauf" gewesen. Ihre große Stunde soll am Freitag schlagen. Dann geht es für Pechstein, die als erste Athletin zum siebten Mal bei Winterspielen startet, in ihrer Spezialdisziplin 5000 m um Edelmetall.

"Ich will eine Medaille gewinnen", sagte Pechstein am späten Samstagabend. Sie wirkte erschöpft und müde nach dem Rennen, das sie in einer achtbaren Zeit von 4:04,49 Minuten auf dem neunten Platz beendet hatte. An ihren Ambitionen ließ sie deshalb aber keine Zweifel aufkommen. "Ich bin mit dem Rennverlauf sehr zufrieden. Ich habe auf den letzten Runden nicht so geschwächelt wie die anderen", sagte Pechstein.

Ob Gold, Silber oder Bronze - die Farbe der Medaille ist ihr letztlich egal. Der Sprung auf das Podest allein wäre in der unvergleichlichen Karriere Pechsteins ein weiterer Meilenstein.

Anni Friesinger-Postma vergleicht Claudia Pechstein mit einem Diesel

Unwahrscheinlich ist ein Erfolg nicht. Sogar eine alte Rivalin traut Pechstein den großen Wurf zu. "Claudia ist dafür bekannt, dass sie gleichmäßig durchläuft. Wenn sie wie ein Diesel Speed aufgenommen hat, kann sie das durchziehen", sagte die dreimalige Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma dem SID: "Claudia hat vom ganzen Starterfeld die meisten 5000-m-Läufe in den Beinen, sie hat sie auch oft genug gewonnen." Pechsteins Zielstellung, auf ihrer Spezialstrecke das Podest zu erreichen, sei legitim.

Einst zermürbten sich Pechstein und Friesinger-Postma, die während der Spiele als Expertin für den TV-Sender Eurosport arbeitet, auf und neben der Eisbahn. Verbissenheit und eiserner Wille, die ihre einstige Gegnerin immer wieder zu spüren bekam, zeichnet Pechstein für Friesinger-Postma noch immer aus. "Wir wissen alle, dass Claudia eine außerordentliche Charakterstärke hat. Wenn sie sich etwas vorgenommen hat, dann verfolgt sie das", sagte sie.

Das gilt nicht nur im Sport. Pechstein hat seit 1992 mit nur einer Ausnahme an allen Olympischen Winterspielen teilgenommen. 2010 in Vancouver musste sie aufgrund einer Sperre wegen erhöhter Blutwerte aussetzen, seit nunmehr neun Jahren kämpft Pechstein nicht nur juristisch gegen die von ihr "Unrechtssperre" genannte Sanktion des Weltverbandes ISU.

Dieser ist Pechsteins größtes Feindbild. Ihr Start in Südkorea und das damit verbundene Unbehagen bei der ISU diene ihr als Ansporn, hatte Pechstein im Vorfeld der Spiele wiederholt gesagt. Die Medaillenübergabe blieb dem ISU-Offiziellen Sergio Anesi aus Italien am Samstag erspart. Über 5000 m könnte sich das ändern. Pechstein wird alles daran setzen.

(sid)
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