Absturz auf Platz fünf Uhrmann ertränkt Frust mit Weißbier

Whistler (RPO). Als der Schweizer Simon Ammann stolz die Goldmedaille in die Höhe reckte, schaute Michael Uhrmann neidisch zu. Der deutsche Adler hat beim Springen von der Normalschanze trotz eines tollen ersten Durchgangs einen Platz auf dem Podium verpasst und wurde am Ende Fünfter.

 Michael Uhrmann will auf der Großschanze wieder angreifen.

Michael Uhrmann will auf der Großschanze wieder angreifen.

Foto: AP, AP

Uhrmann ertränkte seinen Frust mit bayerischem Weißbier und schwor sich mit Martin Schmitt auf einen Großangriff ein. "Ich war knapp dran, aber vor vier Jahren war es noch schlimmer für mich", sagte Uhrmann tapfer.

Bei den Winterspielen in Turin hatten Uhrmann als weinendem Vierten auf der Normalschanze umgerechnet 25 Zentimeter auf Bronze gefehlt, diesmal waren es 2,75 Meter. Und obwohl er als Zweiter nach dem ersten Durchgang noch das Podest vor Augen gehabt hatte, wollte er seinen fünften Platz nicht als Niederlage empfinden: "Ich kann aufrecht rausgehen, schließlich habe ich viel durchgemacht. Wer hätte gedacht, dass ich die Besten noch einmal kitzeln kann?"

Nach einem schweren Sturz bei der WM 2007 in Sapporo samt Mittelfußbruch hatten ihn die Psychologen schon auf ein Karriereende vorbereitet, doch Uhrmann kämpfte sich zurück.

"Deshalb muss ich mich nicht schämen. Die da oben stehen, sind halt einen Tick besser." Besonders der Schweizer Ammann, der nach Bestweiten in beiden Durchgängen mit 276,5 Punkten überlegen sein drittes Olympiagold vor Adam Malysz (Polen/269,5) und Gregor Schlierenzauer (Österreich/268,0) holte.

"Gerade nach gestern weiß ich, dass man jeden Moment des Glücks genießen sollte", sagte Ammann und dachte im Moment des Triumph damit an den tragischen Tod des Rodlers Nodar Kumaritaschwili: "Das ist für mich ein unglaublicher Tag. Vor acht Jahren war alles vollgeil, jetzt wird es extrem." 2002 war Ammann in Salt Lake City sensationell Doppel-Olympiasieger geworden - und Uhrmann hatte damals mit Deutschland Teamgold geholt.

Vielleicht ein gutes Omen für den weiteren Verlauf der Spiele, denn mit Uhrmann und Schmitt unter den Top Ten plus Michael Neumayer auf Platz 16 zeigten die deutschen Skispringer eine der stärksten Leistungen des gesamten Winters. "Wir können hier mit erhobenem Haupt rausgehen. Und Uhri und Martin sind auf der Großschanze noch stärker", sagte Bundestrainer Werner Schuster mit Blick auf die zweite Entscheidung am kommenden Samstag.

Seinem Vorflieger Uhrmann empfahl er, nicht sentimental zu werden: "Das letzte Mal Vierter, diesmal Fünfter. Das Leben ist halt nicht gerecht. Aber es ist doch ganz toll, dass er nachweisen konnte, was er für eine Klasse er hat." Bei Martin Schmitt freute ihn besonders der perfekte zweite Sprung, der den Vizeweltmeister noch um sechs Plätze nach vorn katapultierte.

"Ich kann mit diesem Platz leben. Jetzt hoffe ich, dass es mir auf der Großschanze gelingt, perfekte Sprünge in Serie zu zeigen", sagte Schmitt. Seinen Kumpel Michael Uhrmann musste er nicht lange trösten: "Der trägt das mit Fassung. Er soll das Gefühl mitnehmen, dass er mit allen mithalten kann. Mit einem so starken Uhrmann ist im Team alles möglich."

In den nächsten Tagen will sich der Halbzeit-Silbermann als Zuschauer bei der deutschen Medaillen-Domäne Biathlon entspannen - und spätestens beim Teamspringen am 22. Februar dann wirklich auf dem Podest auftauchen: "Eine Einzel-Medaille wird für alle aus dem deutschen Team schwer. Aber nach dem Teamspringen wollen wir feiern. "

(SID/seeg)
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