Olympia 2014 Carina Vogt gewinnt Gold bei Skisprung-Premiere

Sotschi · Carina Vogt schlug nach ihrem historischen Gold-Coup fassungslos die Hände vor das Gesicht und sank völlig überwältigt in den Schnee. Mit einer grandiosen Flugshow hat die WM-Fünfte sensationell bei der olympischen Premiere des Frauen-Skispringens triumphiert und ihre bärenstarke Saison auf dem Bakken in Krasnaja Poljana gekrönt. Nach der Bruchlandung der Männer um Severin Freund sorgte Vogt für die ersehnte erste Medaille der deutschen Weitenjäger – und für einen spektakulären Befreiungsschlag.

Carina Vogt sinkt nach Gold-Sprung zu Boden
9 Bilder

Carina Vogt sinkt nach Gold-Sprung zu Boden

9 Bilder

Carina Vogt schlug nach ihrem historischen Gold-Coup fassungslos die Hände vor das Gesicht und sank völlig überwältigt in den Schnee. Mit einer grandiosen Flugshow hat die WM-Fünfte sensationell bei der olympischen Premiere des Frauen-Skispringens triumphiert und ihre bärenstarke Saison auf dem Bakken in Krasnaja Poljana gekrönt. Nach der Bruchlandung der Männer um Severin Freund sorgte Vogt für die ersehnte erste Medaille der deutschen Weitenjäger — und für einen spektakulären Befreiungsschlag.

Die 22-Jährige aus Degenfeld, die zuvor noch nie einen Weltcup gewonnen hat, siegte völlig überraschend vor Ex-Weltmeisterin Daniela Iraschko-Stolz (Österreich) und Caroline Mattel (Frankreich). Topfavoritin Sara Takanashi (Japan) wurde nur Vierte. Es war die vierte deutsche Goldmedaille in Sotschi. Noch bei der Blumenzeremonie kämpfte Carina Vogt immer wieder mit den Freudentränen, während ein paar Fans auf den Rängen ihre Deutschland-Fahnen schwenkten.

Olympia 2014: Alle Goldmedaillen-Gewinner von Sotschi
100 Bilder

Olympia 2014: Alle Goldmedaillen-Gewinner von Sotschi

100 Bilder
Foto: afp, mlm/rc

"Ich bin sprachlos und kann überhaupt nicht fassen, was hier passiert ist. Diesen Tag habe ich mir nicht vorstellen können", sagte Vogt wenig später: "Ich habe beim zweiten Sprung versucht, alles andere auszublenden. Die Sekunden, bis das Ergebnis kam, waren schrecklich. Ich glaube das alles nicht. Ich habe ja vorher noch kein einziges Mal gewonnen."

Auch Bundestrainer Andreas Bauer konnte den Triumph kaum fassen: "Wir hatten mit dem zweiten oder dritten Platz geliebäugelt, da Takanashi so überlegen war. Aber Olympia und der Sport schreiben immer wieder ihre eigenen Geschichten."

Vogt, die nach acht Podestplätzen im Weltcup als Medaillenkandidatin in den Wettkampf gegangen war, hielt dem Druck eindrucksvoll stand. An dem historischen Tag ging die 22-Jährige aus Degenfeld nach dem ersten Durchgang mit Bestweite von 103 Metern in Führung. Mit dem letzten Sprung des Abends auf 97,5 Meter verteidigte sie nervenstark und abgebrüht ihren Spitzenplatz - hauchdünn mit 1,2 Punkten Vorsprung vor Iraschko-Stolz. Die Österreicherin, die Takanashi zuletzt zweimal bezwungen hatte, war nach einem mäßigen ersten Durchgang (98,5 m) nur Fünfte gewesen. Im Finale erreichte sie mit 104,5 m die beste Weite des Abends, doch Vogt setzte danach die viel bessere Landung in den Schnee und siegte.

Olympia-Küken Gianina Ernst (Oberstdorf) landete auf Platz 28. Die mit 15 Jahren jüngste Teilnehmerin der Winterspiele war nach einem Fieberanfall geschwächt in den Wettkampf gegangen und nach ihrer Olympiapremiere überglücklich: "Das war einfach unglaublich, phanastisch." Für die ehemalige Vize-Weltmeisterin Ulrike Gräßler (Klingenthal) reichte es nach zwei Tagen im Bett nur zum 22. Platz. Katharina Althaus (Oberstdorf) wurde 23.

Überraschend hinterher segelte "Sprung-Floh" Takanashi, die in diesem Winter 10 von 13 Weltcups gewonnen hatte. Die nur 1,51 Meter große WM-Zweite zeigte im wichtigsten Wettkampf ihrer Karriere Nerven und flog von der Normalschanze auf 100,0 und 98,5 Meter.

Weltmeisterin Sarah Hendrickson musste sich bei ihrem Comeback mit dem 21. Platz begnügen. Die Amerikanerin hatte Ende August einen Kreuzbandriss erlitten und bestritt in Sotschi den ersten Wettkampf nach mehr als fünf Monaten. "Ich habe noch immer Schmerzen. Wären es nicht die Olympischen Spiele, wäre ich nicht gesprungen", sagte die 19-jährige Hendrickson.

Frauen-Skispringen hatte 2009 WM-Premiere gefeiert, den Antrag auf Olympia-Aufnahme wies das IOC bis 2011 jedoch mehrfach ab. In Sotschi waren insgesamt nur 30 Teilnehmerinnen am Start, die Hälfte davon Teenager. "Frauen-Skispringen ist eben eine junge Sportart", sagte Bundestrainer Bauer.

Das Springen auf kleinen Schanze war der einzige Wettbewerb von Vogt und Co. bei den Winterspielen. Für Pyeongchang 2018 hoffen die Skispringerinnen auf eine Aufnahme des Mixed-Wettbewerbs ins olympische Programm, bei dem je zwei Männer und zwei Frauen ein Team bilden. Bei der WM gibt es das Mixed bereits, 2013 in Val di Fiemme hatte Deutschland Bronze gewonnen. "Unser Sport steht noch ganz am Anfang", sagte Bauer.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort