Ski Alpin / Riesenslalom Rebensburg holt Gold

Whistler (RPO). Als die goldene Sensation perfekt war, brach Viktoria Rebensburg fassungslos in Tränen aus. "Unglaublich", sagte die neue Olympiasiegerin im Riesenslalom, "das hätte ich niemals gedacht."

Olympia 2010: Rebensburg bejubelt Gold
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Damit war sie nicht alleine: Während Weltmeisterin Kathrin Hölzl und Kombi-Olympiasiegerin Maria Riesch schwächelten, fuhr die 20 Jahre alte Rebensburg das Rennen ihres Lebens. Noch nie hatte sie im Weltcup gewonnen, als erster Deutscher seit 54 Jahren gelang ihr nun völlig überraschend der Sieg in einem Olympia-Riesenslalom. "Das ist der Wahnsinn, da kann man zunächst gar nicht dran glauben", sagte Cheftrainer und "Goldschmied" Mathias Berthold.

Im Nebel von Whistler behielt die zunächst sechstplatzierte Rebensburg am zweiten Tag des Rennens den Durchblick und folgte der legendären Rosa "Ossi" Reichert auf den Olymp. Die im Juli 2006 verstorbene Reichert war 1956 in Cortina d'Ampezzo als bislang einzige deutsche Alpine zu "Riesen"-Gold gefahren.

"Marias Gold hat motiviert"

Ihre Nachfolgerin ist die zwölfte deutsche Olympiasiegerin bei den Alpinen. Fünf Tage zuvor hatte Maria Riesch die Kombination gewonnen. "Marias Gold hat mich extrem motiviert", sagte Rebensburg und Alpindirektor Wolfgang Maier betonte nach der erhofften zweiten Medaille der Ski-Rennläufer: "Jetzt kann man von uns nichts mehr verlangen, wir müssen niemandem mehr etwas beweisen." Dabei kommen sogar noch die beiden Slaloms.

Während Hölzl als Sechste und Riesch auf Platz zehn hinter den Erwartungen zurückblieben, stürzte Rebensburg mit ihrem knappen Sieg vor Tina Maze aus Slowenien (0,04 Sekunden zurück) und er nach dem ersten Durchgang führenden Elisabeth Görgl aus Österreich (0, 14) das ganze Team ins Gefühlschaos. "Die Endorphine spielen verrückt, damit konnte keiner rechnen", sagte Alpindirektor Maier. "Super, einfach Wahnsinn", ergänzte Maria Riesch und auch Hölzl vergaß kurz ihre große Enttäuschung: "Ich freue mich für die Viki. Der erste Sieg, und dann gleich Olympiasiegerin. Das ist schon geil."

Eltern im Flugzeug

Nur die Eltern von Viktoria Rebensburg verpassten den großen sportlichen Augenblick: Als die Tochter zu Gold raste, saßen Dagmar und Wolfgang Rebensburg schon im Flugzeug zurück nach Deutschland. Dass das Rennen am Mittwoch nach dem ersten Lauf abgebrochen und der zweite Durchgang auf Donnerstag verschoben wurde, hatte nicht nur sie überrascht. Und Umbuchen war nicht mehr möglich.

Die Tochter wird viel zu erzählen haben. Nach dem ersten Lauf habe sie abends im Bett gelegen "und über eine Medaille nachgedacht, aber dass es Gold wird hätte ich mir nie vorstellen können", sagte Viktoria Rebensburg. Nach einem fast perfekten zweiten Lauf musste sie im Ziel erst zittern, ob es überhaupt zur Medaille reicht: "Es war schrecklich, da unten zu stehen", berichtete Rebensburg. Als sie Bronze sicher hatte, ballte sie vor Freude die Faust, als daraus Gold wurde, schien sie kurz die Welt nicht mehr zu begreifen.

Noch kein Weltcup-Sieg

Die "Viki", wie die Rebensburg im Team nur genannt wird, wiederholte mit ihrem Olympiasieg Hölzls Coup, die vor einem Jahr zu WM-Gold fuhr, ohne zuvor ein Weltcup-Rennen gewonnen zu haben. Und sie bescherte den deutschen Alpinen die beste Olympiabilanz seit 1998: Damals hatten in Nagano die "Golden Girls" Katja Seizinger (Abfahrt und Kombination) und Hilde Gerg (Slalom) sogar dreimal Gold gewonnen. "Katja Seizinger war mein Idol, ich habe nie gedacht, dass ich mal auf einer Stufe mit ihr stehen würde als Olysiegerin", bekannte Rebensburg.

Insider hatten ihr schon länger den ganz großen Wurf zugetraut. Die dreimalige Junioren-Weltmeisterin gilt als größtes Talent im DSV. Als Zweite bei der Olympia-Generalprobe Mitte Januar in Cortina d'Ampezzo hatte sie erstmals im Weltcup auf dem Podium gestanden. Beim WM-Riesenslalom vor einem Jahr lag Rebensburg zur Halbzeit auf Rang drei, stürzte dann aber auf Rang neun ab. "Nach der WM habe ich gedacht, ich lerne daraus und mache es bei Olympia besser - das habe ich gemacht", sagte Rebensburg.

Cheftrainer Berthold sagt über Rebensburg: "Die Viki ist ein echtes Rennpferd" - allerdings eines, das er zügeln musste. Rebensburg riskierte oft zu viel und verpasste so größere Erfolge. "Jetzt ist sie endlich konstanter geworden", sagte Berthold vor wenigen Wochen - nicht ahnend, wohin die Konstanz führen würde.

Gold: Viktoria Rebensburg (Kreuth) 2:27,11 Minuten

Silber: Tina Maze (Slowenien) 0,04 Sekunden zurück

Bronze: Elisabeth Görgl (Österreich) + 0,14

4. Fabienne Suter (Schweiz) 0,41
5. Kathrin Zettel (Österreich) 0,42
6. Kathrin Hölzl (Bischofswiesen) 0,47
7. Eva Maria Brem (Österreich) 0,51
8. Julia Mancuso (USA) 0,55
9. Taina Barioz (Frankreich) 0,68
10. Maria Riesch (Partenkirchen) 0,86
11. Anemone Marmottan 0,89
12. Olivia Bertrand (beide Frankreich) 1,02
13. Tania Poutiainen (Finnland) 1,06
14. Sarah Schleper (USA) 1,25
15. Michaela Kirchgasser (Österreich) 1,29

(SID/born)
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