Skispringen von der Normalschanze Freund stürzt bei Stochs haushohem Sieg

Eilmeldung Sotschi · Als der neue Olympiasieger Kamil Stoch auf den Schultern seiner Kollegen durch das Stadion getragen wurde, waren die deutschen Skispringer längst von der Bildfläche verschwunden. "Das ist extrem bitter", sagte Severin Freund frustriert. Die deutsche Gold-Hoffnung stand sinnbildlich für den enttäuschenden Auftritt der DSV-Adler. Nach einem selbst verschuldeten Sturz im ersten Durchgang hatte Freund nichts mehr mit dem Ausgang zu tun.

Stoch holt als zweiter Pole Skisprung-Gold
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Stoch holt als zweiter Pole Skisprung-Gold

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"Nichts hat auf dieses Ergebnis hingedeutet. Es war nicht vermessen, hier um eine Medaille springen zu wollen, wenn nicht gar um den Sieg. Doch am Ende sind wir natürlich enttäuscht", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Für den einzigen Lichtblick sorgte Andreas Wellinger. Der erst 18 Jahre alte Schüler sprang bei seinem olympischen Debüt auf Platz sechs.

Vor allem für Freund war es mit Platz 31 ein extrem bitterer Abend. Nachdem er im Auslauf nach seinem ohnehin mäßigen Sprung gestürzt war, fasste er sich kosterniert mit beiden Händen an den Helm und ging abgeschlagen in den zweiten Durchgang. "Immerhin bin ich unverletzt und merke gar nichts von dem Sturz", sagte Freund. Er war restlos bedient.

Severin Freund stürzt auf der Normalschanze
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Severin Freund stürzt auf der Normalschanze

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Während im DSV-Lager Ratlosigkeit herrschte, feierten die zahlreichen polnischen Fans ihren ersten Olympiasieger von der Normalschanze. Kamil Stoch, Weltmeister vom großen Bakken, dominierte die Konkurrenz in beiden Durchgängen und gewann nach Sprüngen auf 105,5 und 103,5 Metern mit 278 Punkten klar vor Peter Prevc (Slowenien/265,3) und Anders Bardal (Norwegen/264,1).

Der 26-jährige Stoch, der als Top-Favorit dem Druck scheinbar spielend Stand hielt, geht nun am kommenden Samstag mit glänzenden Chancen auf Doppel-Gold ins Springen von der Großschanze. Er übertrumpfte mit seinem Coup sogar den Nationalhelden Adam Malysz. Das polnische Skisprung-Idol war bei Olympia nie über einen zweiten Platz hinausgekommen. Stoch ist erst der zweite polnische Skisprung-Olympiasieger, 1972 in Sapporo hatte Wojciech Fortuna Gold von der Großschanze geholt.

Wellinger gelang nach einem 14. Platz im ersten Durchgang ein exzellenter zweiter Sprung auf 101,5 Meter und damit noch eine Aufholjagd. "Der erste Durchgang war etwas enttäuschend, aber ich hab im zweiten Sprung das Beste daraus gemacht. Im allerersten olympischen Wettkampf Sechster zu werden, ist grandios", sagte der Youngster aus Ruhpolding.

Andreas Wank (Oberhof), nach dem ersten Durchgang als Fünfter sogar noch mit Medaillen-Chancen, fiel auf den zehnten Rang zurück. Richard Freitag (Aue) belegte nach einem Blackout bei der Landung im ersten Durchgang nur den 20. Platz.

Bundestrainer Schuster war spätestens nach dem verkorksten ersten Sprung von Freund klar, dass es nicht der Abend seiner Springer werden würde: "Es hat sehr gut begonnen mit Andi Wank, dann ist nicht mehr viel zusammengelaufen."

Auch die übrigen Favoriten konnten Stoch nicht mehr attackieren - inklusive der hoch gewetteten Österreicher: Gregor Schlierenzauer muss nach Rang elf weiter auf sein erstes Einzel-Gold bei Olympia warten, Vierschanzentournee-Sieger Thomas Diethard segelte als Vierter ebenso knapp am Podest vorbei wie Geheimfavorit Michael Hayböck auf Rang fünf.

Nur als Zuschauer dabei war Marinus Kraus (Oberaudorf). Der 22-Jährige hatte im Training das interne Duell um den vierten deutschen Startplatz gegen Wank verloren und muss nun auf die Entscheidung auf der Großschanze am 15. Februar hoffen. "Es geht für alle wieder bei Null los", sagte Schuster.

Das galt freilich auch für den maßlos enttäuschten Severin Freund. "Wir sind schon oft hingefallen und noch öfter wieder aufgestanden", sagt der Bruchpilot und schlich mit hängenden Schultern aus der Arena.

(sid)
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