Langlauf / 50 km Teichmann sprintet zu Silber im Ski-Marathon

Whistler (RPO). Stehaufmännchen Axel Teichmann hat nach einer unglaublichen Aufholjagd Silber über 50 Kilometer gewonnen und den ersten deutschen Skilanglauf-Olympiasieg der Geschichte nur um eine Skilänge verpasst. Im Zielsprint zog der Norweger Petter Northug wie schon im Teamsprint auf den letzten Metern vorbei und schnappte die schon sicher geglaubte Goldmedaille weg. Teichmann bekam die 30. und letzte deutsche Medaille in Vancouver bei der Schlussfeier überreicht.

 Bei der Generalprobe nur auf Rang zwölf: Axel Teichmann.

Bei der Generalprobe nur auf Rang zwölf: Axel Teichmann.

Foto: AP, AP

"Ich habe überhaupt keine Klamotten für die Siegerehrung dabei. Aber ich bin überglücklich", sagte Teichmann, der zwischenzeitlich schon eine halbe Minute zurückgefallen war: "Zwischen Kilometer 30 und 40 hatte ich eine Saftlatte am Fuß. Aber dann ging es umso besser und ich hab es tatsächlich geschafft. Das war erst der dritte 50iger, den ich durchgelaufen bin." Der zweimalige Weltmeister hatte nach der Marathondistanz winzige 0,3 Sekunde Rückstand auf Doppel-Olympiasieger Northug.

Bundestrainer Jochen Behle war trotzdem glücklich: "Sensationell. Axel war schon weg und hat sich unheimlich rangekämpft. Das war ein gelungener Abschluss der Spiele." Tobias Angerer verpasste als Vierter hinter dem Schweden Johan Olsson nur um 0,5 Sekunden eine zweite deutsche Medaille. Jens Filbrich mit der Deutschland-Flagge auf der Wange wurde 16., Rene Sommerfeldt landete in seinem letzten großen Rennen auf Platz 21.

"Ich bin nicht unzufrieden, wir wollten einen aufs Podium bringen und das ist gelungen", sagte Angerer, ergänzte aber: "Für mich persönlich überwiegt natürlich die Enttäuschung. Da läufst du 50 Meter durch die Gegend und wirst Vierter." Filbrich war dagegen sichtlich geknickt: "Das war heute einfach nicht mein Tag. Ich hatte schon ab Kilometer 25 mit Krämpfen zu tun."

Teichmann holte das fünfte Silber der Geschichte für die deutschen Skilanglauf-Männer. Zuvor hatte es vier Mal Platz zwei gegeben: Angerer sowie das Teamsprint-Duo Teichmann/Tim Tscharnke in Vancouver, Peter Schlickenrieder 2002 in Salt Lake City und Gert-Dietmar Klause 1976 über 50 km in Innsbruck.

"Das war ein grandioser Abschluss für starke Olympische Spiele. Das ist eine Bestätigung für die Führungscrew mit Sportdirektor Thomas Pfüller und Bundestrainer Jochen Behle", sagte Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV). Behle selbst sah "eine sehr gute Teamleistung. Mit Platz zwei sind wir natürlich sehr zufrieden. Für Tobi ist es aber natürlich etwas unglücklich."

Nach der überraschenden Medaillenpleite in der Staffel hatten sich alle vier deutschen Routiniers zum Start im Marathonrennen entschlossen. Pünktlich zum Start der letzten Langlauf-Entscheidung begann es kräftig zu regnen, was den ohnehin nassen Schnee noch tiefer machte.

Vorn machten zunächst die frenetisch angefeuerten Kanadier, die den Blinden Brian McKeever doch nicht aufgeboten hatten, das Tempo. Doch das war gemächlich, so dass Teichmann nach 10 Kilometern problemlos seine Ski wechseln und in die große Spitzengruppe zurückkehren konnte. Bei Kilometer 14 zeigte sich in Angerer erstmals ein Deutscher an der Spitze, wenig später holte er sich neues Material und Sommerfeldt übernahm die Führung.

Bei Kilometer 36 verschärfte der schwedische Doppel-Olympiasieger Marcus Hellner das Tempo. Axel Teichmann verlor bei dem brutalen Ausscheidungsrennen als erster Deutscher den Anschluss. Dann folgte die Attacke des Russen Alexander Legkow und Sommerfeldt musste abreißen lassen. Bei Kilometer 47 schloss plötzlich Teichmann wieder zum deutschen Duo mit Angerer und Filbrich auf. "Ich hatte Krämpfe in den Armen, deshalb hab ich das Heil in der Flucht gesucht", sagte er: "Ich hab aber die zweite oder dritte Luft bekommen und dann muss man das Ding eben beim Schopf packen."

Im letzten Anstieg attackierte Teichmann am letzten Anstieg plötzlich, kam als Spitzenreiter ins Stadion, aber wurde auf der Zielgerade doch noch überholt. Am Ende freute er sich aber über die fünfte Olympia-Medaille für die deutschen Skilangläufer, die damit ihr Ziel übertrafen.

Insgesamt gewann der DSV in den Sparten Ski Nordisch, Ski Alpin und Biathlon 15 Medaillen und damit genau die Hälfte für das gesamte deutsche Olympiateam. Als Ziel waren genau diese 15 ausgegeben worden. Hörmann: "Das haben wir punktgenau erreicht. Mit sechsmal Gold wie in Turin hat der DSV entscheidend zum deutschen Olympiaerfolg beigetragen."

Gold: Petter Northug (Norwegen) 2:05:35,5 Stunden

Silber: Axel Teichmann (Lobenstein) 0:00,3 Minuten zurück

Bronze: Johan Olsson (Schweden) 0:01,0,

4. Tobias Angerer (Vachendorf) 0:01,5
5. Devon Kershaw (Kanada) 0:01,6
6. Andrus Veerpalu (Estland) 0:06,1
7. Daniel Richardsson (Schweden) 0:09,7
8. Maxim Wylegschanin (Russland) 0: 10,9
9. Anders Södergren (Schweden) 0:11,6
10. Dario Cologna (Schweiz) 0:12,0
11. Giorgio di Centa (Italien) 0:13,5
12. Lukas Bauer (Tschechien) 0:13,9
13. Vincent Vittoz (Frankreich) 0:14,1
14. Alexander Legkow (Russland) 0:17,8
15. Martin Johnsrud Sundby (Norwegen) 0:22,2
16. Jens Filbrich (Frankenhain) 0:32,3
...
21. Rene Sommerfeldt (Oberwiesenthal) 1:17,0

(SID/born)
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