Kolumne Gegenpressing Kaviar fürs Volk

Ist das Geld, das der Staat in den Spitzensport investiert, gut angelegt? Unser Autor findet: ja. Solange man den Gegenwert nicht rein in Edelmetall bei Großereignissen bemisst.

Bei den Olympischen Spielen kämpfen die Sportler um Gold.

Bei den Olympischen Spielen kämpfen die Sportler um Gold.

Foto: afp, BF/mb

Die große Zeit der Erbsenzähler ist wieder gekommen. Sie rechnen im stillen Kämmerlein anhand aktueller Ergebnisse aus, wie viele Medaillen sie demnächst in Pyeongchang für "ihr" vieles Geld, das ja unseres ist, erwarten dürfen. Das teilen sie dann in der sogenannten Eröffnungspressekonferenz am Vorabend der Olympischen Spiele an Ort und Stelle den Medien mit. Am Tag, an dem das Feuer erlischt, legen sie schließlich dar, ob die Athleten ihre Erwartungen erfüllt haben - und in welchen Bereichen nachgebessert werden muss.

Da kommt es - wie bei den Fechtern, die ja einst führend in der Welt waren - auch schon mal vor, dass den Versagern künftig die Fördermittel gekürzt werden, was bei mir schon immer die Frage hervorgerufen hat, wodurch man eigentlich besser wird. Durch mehr oder durch weniger Förderung? Bei den bevorstehenden Spielen laufen vor allem die Langläufer und eventuell die alpinen Skifahrer Gefahr, herabgestuft zu werden. Alle anderen Sportarten liegen gut im Trend - einige könnten sogar ihr Soll übererfüllen. Wenige wissen jetzt schon, dass alles Trainieren vergebliche Liebesmüh war, zum Beipiel der bedauernswerte Slalom-Artist Christian Neureu-ther.

Es gab Zeiten, da war der sogenannte Bundesausschuss Leistungssport (BAL) zuständig für diese Art von Rechenspielen. Ihr Vorsitzender war jahrelang ein gewisser Helmut Meyer, man nannte ihn auch den BAL-Meyer. Und weil er einen Bauch vor sich hertrug, als hätte er einen Medizinball verschluckt, kreierte ein Kollege einen alten Spruch von Sepp Herberger in nur ganz geringer Abwandlung: Der BAL ist rund.

Aber das nur als kleine Episode am Rande. Generell kann man sagen, dass erfolgreiche Spitzensportler, allen voran Medaillengewinner, uns lieb und teuer sind. Sie werden nach Kräften gehätschelt und getätschelt. Sie werden beruflich abgesichert, ihre teuren Trainingsaufwendungen werden finanziert, die Wettkampfreisen ebenso. Die Entsendung einer ganzen Olympiamannschaft inklusive Trainern, Helfern und natürlich Funktionären lässt der Staat sich eine beträchtliche Summe kosten.

Natürlich lassen es sich hohe Repräsentanten des Staates denn auch nicht nehmen, den Aktiven die besten Wünsche mit auf die Reise zu geben. So wie einst Bundespräsident Heinrich Lübke, der die jungen Leute aufforderte: "Nun siegt mal schön."

Ist der ganze Aufwand angemessen? Da gehen die Meinungen sicherlich auseinander. An dieser Stelle sei nur festgehalten, dass die öffentliche Hand schlechtere Gelegenheiten wahrnimmt, unser Geld zu verpulvern. Man erinnere sich an die Kosten, die voriges Jahr bei den Hamburger Krawallen entstanden sind oder an die sinnlose Verschwendung, die vom Steuerzahlerbund alljährlich angeprangert wird.

Nicht ohne Grund gibt es die Erkenntnis: Große Sportereignisse sind Kaviar fürs Volk. Und Kaviar ist auch nicht billig zu haben.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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