Fünfter Doping-Fall in Sotschi Österreicher Johannes Dürr positiv auf Epo getestet

Der österreichische Skilangläufer Johannes Dürr hat für den fünften Dopingfall bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi gesorgt. Dem 26-Jährigen wurde die Einnahme des Blutdopingmittels Epo nachgewiesen. In Österreich weckte der Fall dunkle Erinnerungen.

 Der Österreicher Johannes Dürr ist in Sotschi positiv auf Epo getestet worden.

Der Österreicher Johannes Dürr ist in Sotschi positiv auf Epo getestet worden.

Foto: ap, FO

Das österreichische Olympia-Team ist acht Jahre nach dem Skandal von Turin erneut von einem Dopingfall erschüttert worden. Als erstem Athleten bei den Spielen in Sotschi wurde dem Skilangläufer Johannes Dürr die Einnahme des Blutdopingmittels Epo nachgewiesen - damit setzte sich eine traurige österreichische Doping-Tradition bei Winterspielen fort.

Der 26-jährige Dürr hat nach Aussagen von Karl Stoss, dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Österreich (ÖOC), sein Vergehen zugegeben. "Das ist wirklich ein trauriges Kapitel und ein schwarzer Sonntag für uns. Mir persönlich tut das wirklich unglaublich weh und auch sehr leid, weil wir ja tolle Spiele erlebt haben", sagte Stoss auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Krasnaja Poljana.

Man sei über diese Meldung schockiert und habe umgehend die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet. "Die tollen und großartigen Leistungen der anderen Athletinnen und Athleten sollten dadurch nicht in den Hintergrund gerückt werden", sagte Stoss. In Sotschi war es der insgesamt fünfte Dopingfall.

Die positive Probe war am 16. Februar in Obertilliach in Osttirol genommen worden. Zuvor hatte Dürr in Sotschi am 9. Februar im Skiathlon über 30 km den achten Platz belegt. Danach flog er in die Heimat und kehrte am vergangenen Freitag (21. Februar) nach Russland zurück. In Sotschi wollte er am Sonntag am 50-km-Lauf teilnehmen — beim Klassiker zählte er ursprünglich zu den Mitfavoriten.

Dürr habe betont, dass kein anderer Athlet involviert gewesen sei und er allein gehandelt habe, sagte Stoss. Für das abschließende Rennen wurde er von der Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aus der Startliste gestrichen. Auf einer Pressekonferenz Ende Januar hatte der 26-Jährige noch gesagt: "Ich gehe davon aus, dass der Langlauf-Sport jetzt sehr sauber ist."

Dürr zog den Zorn des Langlauf-Zirkus auf sich. "Das ist einfach nur traurig, aber Gott sei Dank greift das System, und es werden solche erwischt und überführt", schrieb Tobias Angerer bei Facebook. Der zweimalige Olympiasieger Petter Northug sagte der norwegischen Adresseavisen ironisch: "Man kann ihm nur gratulieren, das ist sicher ein großer Tag für ihn."

Dürr hatte in der laufenden Saison mit überraschend starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und sich zum ersten österreichischen Topläufer seit Jahren entwickelt. Die Tour de Ski schloss er überraschend auf dem dritten Rang ab. Die letzte Etappe des mehrtägigen Rennens, den schwierigen Schlussanstieg auf die Alpe Cermis, absolvierte Dürr sogar als schnellster Teilnehmer im Feld.

Der Fall Dürr weckt in der Alpenrepublik dunkle Erinnerungen an den Skandal von 2006. Bei den Spielen in Turin war eine groß angelegte Razzia im Quartier der österreichischen Langläufer und Biathleten erfolgt. Der italienische Staatsanwalt Raffaele Guariniello erklärte, dass dabei über 100 Spritzen, 30 Schachteln mit Medikamenten und diverse Apparate für Bluttests und Transfusionen gefunden wurden.

Ein Jahr später annullierte das IOC die von den Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann sowie den Langläufern Roland Diethart, Johannes Eder, Jürgen Pinter und Martin Tauber in Turin erzielten Ergebnisse. Alle sechs Athleten wurden zunächst auf Lebenszeit von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, Dietharts Sperre später bis einschließlich 2010 reduziert. Unter dem damaligen Chef der Disziplinarkommission, dem heutigen Präsidenten Thomas Bach, belegte das IOC das ÖOC mit dem bis dato höchsten Bußgeld der Olympiageschichte: eine Million Dollar.

Bereits bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City war es zur "Blutbeutel-Affäre" gekommen. Nach der Abreise der österreichischen Sportler wurden im Haus der Langläufer mehrere Spritzen und Blutbeutel gefunden. Achim Walcher und Marc Mayer wurden daraufhin aus den Ergebnislisten gestrichen.

Das Hormon Epo, das vermehrt rote Blutkörperchen bindet, zählt zu den effektivsten Dopingmitteln für Ausdauersportler. Je höher der Anteil roter Blutkörperchen im Blut ist, desto mehr Sauerstoff steht den Zellen zur Verfügung. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit deutlich erhöht. Trotz mittlerweile guter Nachweisbarkeit gehen Experten davon aus, dass Epo noch immer ein häufig genutztes Dopingmittel ist. In kleinen Mengen dosiert, ist die Substanz nur sehr kurz nachweisbar.

(sid)
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