Olympische Winterspiele in Sotschi Langlauf-Team stürzt am Sieg vorbei

Sotschi · Tim Tscharnke lief auf sicherem Medaillen-Kurs, und auch die Frauen wurden im Zielsprint abgefangen.

Sturz vor dem Ziel kostet Tscharnke/Dotzler Medaille
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Das Sturzpech verfolgt die deutschen Sportler in der Loipe. Einen Tag, nachdem sich die Nordischen Kombinierer im Schluss-Spurt gegenseitig über den Haufen gerannt hatten, traf es am Mittwoch die Langläufer im klassischen Stil. Tim Tscharnke hatte im Teamsprint eine sichere Medaille vor Augen, vielleicht sogar den Sieg, als er bei der letzten Abfahrt noch mal so richtig antrat. Besser: antreten wollte, denn aus dem Spurt zum Sieg wurde nichts. Der Finne Sami Jauhojaervi trat ihm auf den Ski, Tscharnke stürzte und büßte alle Chancen ein. Als Siebter fuhr er über die Ziellinie, Jauhojaervi sicherte für die Finnen Gold vor Russland und Schweden. Ein Protest der deutschen Mannschaft wurde abgewiesen. Der Finne habe keinen Regelverstoß begangen, hieß es. "Das", sagte Tscharnkes Partner Hannes Dotzler, "ist bitter." Er hatte den Kollegen in Führung liegend auf die Schlussrunde geschickt.

Tscharnke hatte vor vier Jahren an der Seite von Axel Teichmann noch überraschend Silber in Vancouver geholt. Diesmal war er also kein unbeschriebenes Blatt mehr. Und die beiden Deutschen wiesen im Rennen nach, dass sie in guter Form sind. "Wir wussten, dass wir gut sind, wenn das Material gut ist", sagte Tscharnke nach dem Halbfinale, "und heute ist das Material top." Auch deshalb bestimmte das deutsche Duo das Finale.

In der letzten Runde konnten nur Russen und Finnen Tscharnkes Tempo mitgehen. Der Sturz raubte ihm allerdings die Energie. "Hätte ich gewusst, dass wir so viel Vorsprung haben, hätte ich mir beim Aufstehen mehr Mühe gegeben. Aber ich war total blau", erklärte er. Sein Kollege erlebte das Unglück nur akustisch mit. "Ich habe nichts gesehen", sagte Dotzler, "aber ich habe ein Raunen gehört und gedacht, da hat es einen erwischt. Als die anderen beiden auf die Zielgeraden kamen, da wusste ich, dass es Tim getroffen hat."

Olympia 2014: Alle Goldmedaillen-Gewinner von Sotschi
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Foto: afp, mlm/rc

Zuvor waren Denise Herrmann und Steffi Böhler in der Frauen-Entscheidung Vierte geworden, Gold sicherte sich Norwegens Superstar Marit Björgen an der Seite von Ingvild Östberg. Nach einem schwachen Halbfinale galt das deutsche Duo, das schon vier Tage zuvor großen Anteil an der Bronzemedaille mit der Staffel gehabt hatte, nur noch als Außenseiter, lag aber bis zur Zielgeraden auf Bronzekurs.

Auf den letzten Metern musste die Sprintweltcup-Führende Herrmann aber die Schwedin Stina Nilsson passieren lassen. "Ich finde, wir haben den vierten Platz gewonnen und nicht Bronze verloren", sagte Böhler, "Denise hat in der ganzen Weltcup-Saison bislang eine starke Form bewiesen. Dass ihr jetzt die Körner ausgehen, ist total menschlich. Sie hatte sich vorgenommen, dass es diesmal auf der Zielgeraden anders läuft als vorher. Von daher ist es jetzt hart für sie." Herrmann scheiterte in Sotschi schon zum dritten Mal im Zielsprint. Im Einzel-Halbfinale war sie auf Platz vier abgerutscht und ausgeschieden, in der Staffel verpasste sie als Schlussläuferin Gold und Silber. Nun fehlten 1,15 Sekunden zur zweiten olympischen Sprint-Medaille eines deutschen Frauen-Duos nach Gold durch die heutige Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad in Vancouver 2010. "Wir müssen sie jetzt aufbauen", sagte Böhler.

Die zwölfmalige Weltmeisterin Björgen schrieb mit dem Sieg dagegen weiter an ihrer sagenhaften Erfolgsstory. Nach ihrem fünften Gold liegen in der olympischen Geschichte nur noch die Russinnen Ljubow Jegorowa (Langlauf) und Lidija Skoblikowa (Eisschnelllauf) mit je sechs Olympiasiegen vor dem Kraftpaket aus Trondheim.

(RP)
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