Pyeongchang 2018 Das sind Deutschlands Eishockey-Helden
Vor Olympia hatte sie niemand auf der Rechnung, nun wundern sich selbst internationale Experten. Bundestrainer Marco Sturm formte aus seinen DEL-Spielern ein echtes Team. Die Spieler im Kurzporträt. Wir stellen die Spieler vor.
TOR
Danny aus den Birken: Zu Turnierbeginn galt der gebürtige Düsseldorfer als Unsicherheitsfaktor, wurde aber immer souveräner. Inzwischen wird der Münchner Meisterkeeper sogar von NHL-Experten bestaunt.
Timo Pielmeier: Der Ingolstädter kam nie über eine Reservistenrolle hinaus, spielte nur, wenn andere absagten oder die NHL-Goalies noch nicht eingeflogen waren. Beim 0:1 gegen Schweden in der Vorrunde mit seiner besten Leistung im DEB-Trikot. Setzte sich danach aber klaglos wieder auf die Bank für Sturms Nummer eins aus den Birken.
Dennis Endras: Der "Eis-Titan" der Heim-WM 2010, Held beim sensationellen Halbfinaleinzug in Köln. Der Mannheimer kam in den letzten Jahren in der Nationalmannschaft kaum noch zum Zug. "Egal, wer von uns spielt - wir unterstützen uns gegenseitig", versprach Endras und hielt Wort.
VERTEIDIGUNG
Christian Ehrhoff: Der langjährige NHL-Profi ist der Kopf der Mannschaft. Einst teuerster Verteidiger in der besten Liga der Welt, zeigt in Pyeongchang, dass er noch nichts verlernt hat. Ruhiger Aufbau, starke Pässe, der härteste Schlagschuss.
Daryl Boyle: Deutsch-Kanadier, als Partner von Ehrhoff sehr zuverlässig und zweikampfstark. Im Münchner Boulevard der "Zugspitz-Romantiker", weil er seiner Freundin auf dem höchsten Berg Deutschlands einen Heiratsantrag machte.
Yannic Seidenberg: Der Münchner ist gelernter Stürmer, schulte erst vor kurzem auf Verteidiger um. Beim 2:1 in der Verlängerung im Play-off gegen die Schweiz kam der Angreifer in ihm durch. Olympia begann für ihn schon mit einem Highlight: Auf dem Hinflug saß er neben Ski-Queen Lindsey Vonn.
Moritz Müller: Der Kölner hat seine Stärken in der Defensive, auch in Unterzahl oft im Einsatz. Sorgte zusammen mit seinem Klubkollegen Felix Schütz mit einem Nacktfoto in der Sport Bild vor dem ersten Bully in Südkorea für Aufsehen.
Björn Krupp: Dass der Sohn des Stanley-Cup-Siegers Uwe Krupp zum Olympia-Kader gehört, überraschte viele. Der 1,91 m große Verteidiger räumt vor dem eigenen Tor ab, in Unterzahl die erste Wahl von Marco Sturm. Weniger Talent als sein Vater, aber ein perfekter Teamspieler, der seine Rolle zu 100 Prozent erfüllt. Zuverlässig.
Frank Hördler: Der Berliner, siebenmal deutscher Meister mit den Eisbären, ist die Ruhe selbst. Den 33-Jährigen kann nichts erschüttern. Spielstarker Verteidiger mit teils genialen Pässen.
Jonas Müller: Der 22-Jährige von den Eisbären Berlin ist der Jüngste im Team. Großes Talent, hatte zunächst Anlaufprobleme auf der großen Olympia-Bühne. Mittlerweile wichtiger Bestandteil der Mannschaft.
Sinan Akdag: Der Pechvogel. Beim 2:1 gegen Norwegen bekam der Mannheimer einen Check gegen den Kopf, ging K.O. und musste am Mittwoch abreisen - als seine Teamkollegen beim 4:3 gegen Schweden Geschichte schrieben.
ANGRIFF
Patrick Reimer: Der DEL-Rekordtorjäger schoss das DEB-Team nach 90 Sekunden in der Verlängerung gegen Weltmeister Schweden ins Glück. Erfüllte sich im hohen Alter von 35 Jahren noch den Traum von Olympia. Nach zwei Spielen Verletzungspause rechtzeitig wieder fit.
Dominik Kahun: Der Münchner Mittelstürmer ist der talentierteste Spieler im deutschen Team. Mit großartiger Übersicht und klugen Pässen erinnert der 22-Jährige ein wenig an NHL-Jungstar Leon Draisaitl, mit dem er einst zusammen die Nachwuchsliga DNL aufmischte. Kehrte nach der Juniorenzeit in Kanada zurück, hofft aber noch auf eine NHL-Karriere.
Patrick Hager: Neben Kahun der wohl beste deutsche Mittelstürmer in der DEL. Technisch stark, mit einem guten Schuss. Beim 2:1 gegen Norwegen wurde der Münchner zum Matchwinner: Beendete erst nach 111 Minuten die deutsche Torflaute und verwandelte dann den entscheidenden Penalty.
Marcel Goc: Der langjährige NHL-Profi ist als Kapitän ungeheuer wichtig für die Mannschaft. Kein Stürmer fürs Spektakel, sondern einer für die Kleinigkeiten. Sorgt im Internet als "Tassengoc" für Furore, weil er nach langem Zögern bei Instagram einstieg - und eine Tasse als Profilbild postete.
David Wolf: Mit 191 Zentimetern und 99 Kilo der Brecher in der DEB-Auswahl. Seine Präsenz vor dem Tor ist enorm wichtig. Der Mannheimer hat sich aber auch läuferisch und technisch deutlich weiterentwickelt.
Brooks Macek: Der Deutschkanadier ist mit 26 Treffern in der DEL in der laufenden Saison der erfolgreichste Torjäger. Erzielte das erste deutsche Tor in Pyeongchang und traf auch gegen Kanada. Spitzname "Sniper". In Kanada geboren, sein Vater ist Deutscher.
Felix Schütz: Der Weltenbummler ist nach Stationen in Kanada, den USA, Russland, Lettland und Schweden in die Heimat zurückgekehrt. In der DEL einer der Topscorer, bei Olympia aber bisher noch ohne Schussglück.
Marcel Noebels: Der Krefelder versuchte als Juniorenspieler ebenfalls sein Glück in Nordamerika, schaffte es bis in die AHL, die zweithöchste Profiklasse, der Traum von der NHL platzte allerdings. Nach Kreuzbandriss langsam wieder auf dem Weg zu alter Stärke. Erzielte gegen Schweden das 2:0.
Marcus Kink: Der 33-Jährige, zunächst nur als 13. Stürmer eingesetzt, hat sich im Verlauf des Turniers deutlich gesteigert. Gegen Schweden mit der Vorlage zum wichtigen 2:0. Harter Arbeiter. Sohn von Ex-Nationalspieler George Kink.
Matthias Plachta: Auch der Mannheimer ging nach Nordamerika, um sich den Traum von der NHL zu erfüllen. Doch nach einem Jahr in der AHL kehrte er zu den Adlern zurück. Glänzte beim Penaltyschießen gegen Norwegen mit einem trickreichen Treffer. Auch sein Vater war Eishockey-Profi. Plachta hat einen auch international gefürchteten Handgelenksschuss.
Frank Mauer: Der Münchner saß zum Turnierstart auf der Tribüne, rückte dann ins Team. Bekam von Spiel zu Spiel mehr Eiszeit. War am 2:1-Siegtor gegen die Schweiz ebenso beteiligt wie an Kahuns 3:1 gegen Schweden. Hatte gegen Kanada seine Sternstunde mit einem Traumtor in NHL-Manier.
Yasin Ehliz: Schneller, torgefährlicher Stürmer der Nürnberg Ice Tigers. Startete denkbar schlecht in das Turnier, verursachte beim 2:5 gegen Finnland mit zwei Strafzeiten zwei Gegentore. Seitdem aufsteigende Tendenz.
Gerrit Fauser: Der Wolfsburger erlebte einen Fehlstart bei Olympia. Die Tasche mit seiner Eishockey-Ausrüstung fehlte auf dem Gepäckband, als die Mannschaft in Seoul landete. Musste bei den ersten beiden Trainingseinheiten pausieren. Überzeugt auf dem Eis als zweikampfstarker Defensivstürmer.
Leonhard Pföderl (r.): Der Nürnberger ersetzte seinen verletzten Klubkollegen Reimer in zwei Spielen. Mit Erfolg: Gegen die Schweiz erzielte er das 1:0. Gehört wie Ehliz und Kahun zur jüngeren Generation, die in den nächsten Jahren das Gerüst bilden sollen.