Nach Bronze 1976 DEB-Team vor größtem Triumph seit 42 Jahren

Pyeongchang/Düsseldorf · Im Jahr 1976 gewann die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft Bronze bei den olympischen Winterspielen. 2018 kann das DEB-Team diesen Erfolg übertreffen. Walter Köberle, 1976 Stürmer, zieht seinen Hut.

Olympia 2018: Das sind Deutschlands Eishockey-Helden
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Den bis dahin größten Triumph im deutschen Eishockey hat zunächst gar keiner mitbekommen. Die Spieler sitzen noch erschöpft in der Kabine und haben mit allem abgeschlossen. Vor allem mit dem Gewinn einer Medaille. In der Finalrunde des olympischen Turniers in Innsbruck 1976 gewinnt die Auswahl der Bundesrepublik das letzte Spiel 4:1 gegen die USA. Doch die Finnen, wie die US-Amerikaner punktgleich mit den Deutschen auf dem dritten Rang, haben ihre Begegnung ebenfalls für sich entschieden (7:1 gegen Polen). Im Hintergrund wird eifrig gerechnet. Am Ende machen vier Hundertstel den Unterschied aus. Die Mannschaft von Bundestrainer Xaver Unsinn hat den besseren Torquotienten und gewinnt so Bronze bei den Winterspielen. Es sollte die einzige Medaille für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) bei Olympia bleiben. "Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Erfolg wiederholt werden könnte", sagt Walter Köberle. Kurze Pause. Dann fängt er an zu lachen. "Ich habe aber auch überhaupt keine Ahnung von Eishockey."

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Köberle, 69, gehörte als knochenharter Stürmer zu jenen Spielern, die vor 42 Jahren in Österreich Geschichte geschrieben haben. In Pyeongchang hat indes wieder eine deutsche Auswahl die Chance, olympisches Edelmetall zu gewinnen. Im Halbfinale des Turniers warten nun die haushoch favorisierten Kanadier. "So oder so gehen die Jungs nicht leer aus, denn sie haben schon so unglaublich viel Respekt gewonnen", sagt Köberle, der seit 47 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für die Düsseldorfer EG arbeitet. "Man kann vor dieser Mannschaft einfach nur den Hut ziehen, weil es eben eine Truppe ist, die füreinander auf dem Eis alles gibt."

Deutschland ist als krasser Außenseiter zu den Winterspielen gefahren. Schon der Erfolg gegen die Schweiz zum Auftakt der K.o.-Phase war nicht selbstverständlich. Im Viertelfinale der Sieg gegen Schweden - damit konnte man nicht ernsthaft rechnen. Tre Kronor musste zwar wie alle Teams auf die Arbeitskräfte aus der nordamerikanischen Profiliga NHL verzichten, doch der Kader ist immer noch gespickt gewesen mit Top-Personal unter anderem aus der russischen Profiliga KHL. "Deutschland holt aus seinen Möglichkeiten alles raus", sagt der gebürtige Kaufbeurer Köberle.

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"Kanada ist besser besetzt als wir, aber wir haben das größere Herz", sagt Bundestrainer Marco Sturm. "Das sind Träume, aber Träume können auch wahr werden. Das war nur der erste Schritt. Wir wollen mehr." Und auch die Spieler haben verinnerlicht, dass sie sich in einer komfortablen Situation befinden. "Wir haben Großes erreicht, aber es ist noch viel mehr drin", bekundet der Ex-Düsseldorfer Patrick Reimer, der mit seinem Treffer in der Verlängerung gegen Schweden das Weiterkommen ermöglicht hatte. Köberle: "Ich habe dem Reimi erstmal eine WhatsApp-Nachricht geschickt, was für ein toller Bursche er ist. Er und die anderen Jungs haben es nun in der Hand - die Zeit ist reif für neue Helden."

Köberle hofft, dass durch den Erfolg schon jetzt ein Umdenken stattgefunden hat. "Es wäre doch toll, wenn auch ARD und ZDF erkennen, dass es Eishockey auch außerhalb der Winterspiele gibt. Ohne öffentliche Wahrnehmung im Alltag wird es nicht einfacher, mit der Nationalmannschaft Erfolge zu feiern."

(gic)
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