Die Exoten in Pyeongchang Wie Staubsauger den Olympia-Traum finanzierten

Pyeongchang · Ob Tonga, Nigeria oder Osttimor - bei den Winterspielen in Pyeongchang sind wieder einige Exoten am Start. Ermöglicht haben die Sportler ihre Teilnahme in Südkorea auf die kuriosesten Weisen. Außergewöhnliche Geschichten von olympischen Träumen.

Pyeongchang 2018: Die Exoten der Olympischen Winterspiele
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Die Exoten der Olympischen Winterspiele 2018

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Foto: dpa, sja tba

Die eingeölte Heldenbrust von Rio wird Pita Taufatofua in Pyeongchang gut verpacken. "Ich will ja bei meinem Rennen noch am Leben sein", scherzte der 34 Jahre alte Schwerathlet aus Tonga, der sich vor zwei Jahren bei Sommer-Olympia noch im Taekwondo versuchte und nun bei den Winterspielen im Ski-Langlauf startet. Von Rio blieb vor allem Taufatofuas Auftritt mit blankem Oberkörper bei der Eröffnungsfeier im Gedächtnis, auch in Pyeongchang ist der 100-Kilo-Mann wieder einer der vielen liebenswerten Exoten.

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Foto: ap, JL

Ein Traum geht auch für Akwasi Frimpong in Erfüllung. Als Sprinter verpasste er die Sommerspiele in London 2012, im Bobteam seiner Wahlheimat Niederlande war er 2014 in Sotschi nur Reservist. Nun geht der 31-Jährige als Skeleton-Pilot für sein Geburtsland Ghana in Pyeongchang an den Start. "Das zeigt den Menschen, dass es okay ist, sich das Träumen zu trauen", sagt Frimpong.

Als illegaler Einwanderer lebte er 13 Jahre in den Niederlanden, ehe er einen holländischen Pass bekam. Seine Olympia-Teilnahme finanzierte Frimpong zuletzt als Staubsauger-Vertreter. Nun will der Weltranglisten-99. als erster Afrikaner eine Medaille bei Winterspielen gewinnen. "Es ist mein Weg, Grenzen zu durchbrechen und zu zeigen, dass Afrikaner und Schwarze diesen Sport auch beherrschen", sagt Frimpong.

Am olympischen Eiskanal könnte der Ghanaer in den kommenden Tagen auch zwei ziemlich exotischen Bob-Teams über den Weg laufen. Nigerias Frauen-Duo brachte über eine Crowdfunding-Kampagne 75.000 Dollar zusammen, inzwischen ist das Team um die frühere Hürdensprinterin Seun Adigun ein echter Hit bei Fans und Sponsoren.

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Foto: ap, JDA

Erst recht an die "Cool Runnings" erinnern Jazmine Fenlator-Victorian und Carrie Russell, die 30 Jahre nach Jamaikas legendärem Männer-Bob die Farben der Karibik-Insel wieder zurück in die Olympia-Eisrinne bringen - auch mithilfe der deutschen Trainerin Sandra Kiriasis.

Bereits Erfahrung mit der olympischen Exotenrolle hat Yohan Goutt Goncalves, der schon 2014 als Ski-Rennfahrer Osttimor zum Debüt bei Winterspielen verhalf. "Diesen Traum hatte ich, seit ich acht war.
Ich wollte zu Olympia, und ich wusste, es sollte für Osttimor sein, weil es wichtig ist zu zeigen, dass es dieses Land gibt", sagt der 23-Jährige.

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Foto: rtr, DAM

Die Liebe zur Heimat seiner Mutter, die einst vor dem Krieg aus Osttimor geflüchtet war, geht über den Sport hinaus. Nach der Alpin-WM 2015 nahm sich Goutt Goncalves eine Auszeit von 18 Monaten, um in humanitären Projekten in Osttimor mitzuhelfen. Jetzt ist er wieder da - und Pyeongchang um eine außergewöhnliche Geschichte reicher.

(se)
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