Sensations-Gold im Super-G Snowboard-Weltmeisterin Ledecka düpiert Ski-Spezialisten

Pyeongchang · Snowboard-Weltmeisterin Ester Ledecka sorgt für eine der größten Sensationen in der Geschichte olympischer Winterspiele: Die Tschechin stellt die Ski-Welt auf den Kopf und wird Olympiasiegerin im Super-G.

Ester Ledecka: Ski-Olympiasiegerin und Snowboard-Weltmeisterin
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Das ist Ester Ledecka

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Als ihr die vielleicht größte Sensation in der Geschichte der Olympischen Winterspiele gelungen war, da stand Ester Ledecka im Zielraum am Fuße des Mount Gariwang und begriff erst einmal gar nichts. Um sie herum schrien das Publikum und die Konkurrentinnen auf - Fassungslosigkeit machte sich breit. Und Ledecka, Startnummer 26, stierte auf die Anzeigetafel, sekundenlang: Die Snowboard-Weltmeisterin, ja, die Snowboard-Weltmeisterin hatte gerade Gold im Super-G der alpinen Ski-Rennläuferinnen gewonnen. Nebenbei das erste bei Winterspielen für Tschechien.

Die Ski-Welt steht seit Samstag kopf. "Ich war sehr überrascht. Ich dachte, die Zeit ist falsch, die werden sie in einigen Sekunden korrigieren", sagte Ledecka nach ihrer Sensationsfahrt noch immer völlig baff bei Eurosport. Dann ergänzte sie: "Es war mein Traum, darauf habe ich hingearbeitet. Aber das habe ich nicht erwartet." 0,01 Sekunden, eine Hundertstel, lag die Sensationssiegerin vor der bereits als zweimalige Olympiasiegerin gefeierten Anna Veith (Österreich), 0,11 Sekunden vor Tina Weirather (Liechtenstein/0,11).

Eigentlich hätte Ledecka erst am kommenden Donnerstag Olympiasiegerin werden sollen. Bei den Snowboarderinnen, im Parallel-Riesenslalom. Sie ist die Weltmeisterin in dieser Disziplin und praktisch unbesiegbar. Dass die 22 Jahre alte Pragerin auch bei den Alpinen startet, ist freilich nicht neu.

Im Weltcup fuhr Ledecka erstmals im Februar 2016 in Garmisch-Partenkirchen mit, nahm bei der WM 2017 in St. Moritz teil, immer mit dem Ziel, bei Olympia in Pyeongchang in beiden Sportarten zu starten. Ihre beste Weltcup-Platzierung war ein siebter Rang bei der Abfahrt im November in Lake Louise. Im Olympia-Riesenslalom (der Alpinen) am Donnerstag hatte sie Rang 22 belegt.

Diesen Sieg hatte niemand kommen sehen. Anna Veith, geborene Fenninger, war sogar schon von IOC-Präsident Thomas Bach im Zielraum beglückwünscht worden, es wäre eine märchenhafte Geschichte gewesen, nachdem die Österreicherin nach einer schweren Knieverletzung im Oktober 2015 beinahe ihre Karriere hätte beenden müssen. Und dann das: "Ein verrücktes Rennen. Ich hätte jede Medaille genommen. So, mit der einen Hundertstel, ist es von den Emotionen etwas anders. Ich freue mich über Silber", sagte Veith.

Lindsey Vonn (USA/0,38) blieb als Sechste ohne Medaille, ebenso Viktoria Rebensburg (Kreuth/0,51) als Zehnte. Kira Weidle (Starnberg) stürzte. Rebensburg war zwei Tage nach ihrem enttäuschenden vierten Platz im Riesenslalom mit ihrer Leistung zufrieden, auch wenn sie eine bessere Platzierung durch einen unnötigen Patzer vergab. "Ich bin froh, dass ich einen guten Lauf runtergelegt hab. Ich bin gut dabei. Ich hab es auf den Punkt geschafft, alles umzusetzen, bis auf den Linksschwung da unten", sagte sie.

Die als Medaillenanwärterin gehandelte Vonn dagegen war bedient nach ihrem ersten Versuch, acht Jahre nach Vancouver ihr zweites Gold bei Olympischen Spielen zu gewinnen. Kurz vor dem Ziel wäre die Amerikanerin, als "Testpilotin" mit Startnummer eins unterwegs, fast aus dem Kurs geflogen. "Heute war alles möglich, aber ich habe einen kleinen Fehler gemacht und viel Zeit verloren. Ich habe trotzdem gekämpft. Ich bin sicher frustriert, aber nicht traurig. Ich habe noch Möglichkeiten."

Auch Ledecka hat noch Möglichkeiten: Die nächste am kommenden Mittwoch. In der Abfahrt. Der Ski-Rennläuferinnen.

(areh/sid/dpa)
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