"In Finnland tun wir das alle!" Olympia-Teilnehmer stricken für das Präsidenten-Baby

Pyeongchang · Finnland verfällt bei den Olympischen Spielen in alte Strickmuster. Die Hälfte aller finnischen Athleten ist wieder mit Wolle und Nadel aktiv: für ein besonderes Geschenk.

 Snowboard-Trainer Antti Koskinen strickt bei einer PK.

Snowboard-Trainer Antti Koskinen strickt bei einer PK.

Foto: rtr, EG/

Der Liebling aller Finnen hat einen neuen Spielkameraden. Lennu, der so unglaublich grinsende Hund des Staatspräsidenten Sauli Niinistö, die Sensation des Internets von Jyväskylä bis Turku, kann nun endlich um ein Royal Baby herumtollen. Die Ankunft des präsidialen Stammhalters am 2. Februar zieht Kreise bis zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang - im finnischen Team ist das Strickfieber ausgebrochen.

"Wir stricken eine Decke für das Präsidenten-Baby", berichtet Antti Koskinen. Der Trainer der Snowboarder fiel auf, als er während des Wettbewerbs an der Halfpipe Stricknadel (puikot) und Wolle (villalanka) herausholte: "Wir alle stricken ein kleines Quadrat, und am Ende fügen wir alles zusammen."

Nur bei einem Skispringer zieht diese Masche nicht: Eetu Nousiainen arbeitet lieber an einem Schal. Nicht, weil er keine Kinder mag, sondern, weil es da ja noch einen anderen gibt. "Vielleicht wird er für den Hund des Präsidenten", sagt er lachend. Für Lennu. Zudem sei Handarbeit äußerst beruhigend, und: "In Finnland tun wir das alle! Jeder kann stricken."

Präsident in Finnland sehr beliebt

Die Finnen pflegen ein besonderes Verhältnis zu ihrem Präsidenten. Sauli Niinistö hat wahrlich schreckliche Tage erlebt: Seine erste Frau starb bei einem Autounfall, er selbst rettete sein Leben 2004 im Tsunami - er kletterte mit seinem Sohn auf einen Telegrafenmast. Umso mehr entzückt, dass Sauli Väinämö Niinistö mit 69 noch einmal Vater geworden ist, einen Tag nach der Wiederwahl. Seine Frau Jenny Haukio ist erst 40 - das Paar hat einen Stammplatz in den bunten Blättern.

Also heißt es: zwei links, zwei links rechts, eine fallenlassen. "Ich mache das alle vier Jahre", sagt Snowboard-Trainer Koskinen. Den als verschlossen geltenden Finnen hilft das Stricken irgendwie auch menschlich: "Ich erspare mir dadurch den dämlichen Smalltalk." 102 Finnen sind am Start in Südkorea - etwa die Hälfte mache mit, sagt er. Sein Tipp: Acht Millimeter Nadelstärke, Garn in Farbe der Eisseen.

In Sotschi 2014 wurde daraus ein gigantischer Schal, der in Rio de Janeiro 2016 noch verlängert wurde. Gold an der Wolle also geht definitiv an Suomi - mit der übrigen Ausbeute hingegen hapert es arg: Obwohl Koskinen seinen Athleten mit seinem ungewöhnlichen Hobby die "nötige Leichtigkeit" mit auf den Weg geben will, wartet die Wintersportnation in Korea auf ihren ersten Olympiasieg.

Auch Eetu Nousiainen hat ihn nicht geliefert. Dafür öffnen sich ihm neue Horizonte: Seine Oma sei nun wahnsinnig stolz, noch mehr als vorher. "Sie hat mir gesagt, ich müsse zu Hause unbedingt in ihren Strick-Kreis kommen." Die Antwort: "Ääähhhm..., nein. Lass mal, Omi."

(sid)
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