"I, Tonya" Eisiges Harding-Kerrigan-Drama kommt ins Kino

Pyeongchang · Bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer lockte die Damen-Kür mit Tonya Harding und Nancy Kerrigan in den USA mehr als 100 Millionen Menschen vor den Fernseher. Mittlerweile hat sich Hollywood der unglaublichen Geschichte dieses Eisdramas angenommen.

 Das "Eisenstangen-Attentat" gegen ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan im Januar 1994 verhalf Tonya Harding zu mehr Publicity, als ihr lieb sein konnte.

Das "Eisenstangen-Attentat" gegen ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan im Januar 1994 verhalf Tonya Harding zu mehr Publicity, als ihr lieb sein konnte.

Foto: AP

Was am Freitag ein "kleiner Krieg" zwischen den Moskauer Freundinnen Alina Sagitowa und Jewgenija Medwedjewa ist, war vor 24 Jahren Big News, Realityshow und Schmierenkomödie zugleich: Mehr als 100 Millionen Amerikaner saßen vor dem Fernseher, das eisige Duell um Olympia-Gold im Eiskunstlauf zwischen Tonya Harding und Nancy Kerrigan war der Aufreger der Winterspiele in Lillehammer und sprengte alle TV-Rekorde.

Knapp ein Vierteljahrhundert später kommt die unglaubliche Geschichte des vom Harding-Umfeld geplanten Eisenstangen-Attentats auf Kerrigan nun auf die Leinwand. "I, Tonya" heißt der Spielfilm des australischen Regisseurs Craig Gillespie, der am 22. März auch in den deutschen Kinos anläuft.

Katarina Witt, die beim olympischen Kür-Duell zwischen "Eishexe" Harding und "Cinderella" Kerrigan sportliche Rivalin der beiden US-Läuferinnen war, hat den Streifen schon vorab gesehen und war begeistert. "Ich habe mich sofort in diese Zeit zurückversetzt gefühlt. Auch die Ausstattung war super-authentisch", sagte die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin.

Worum geht es in dem Zwei-Stunden-Epos? Der damalige Harding-Ehemann Jeff Gillooly heuerte einen Schläger an, der Kerrigan vor den US-Meisterschaften mit einer Eisenstange schwer am Knie verletzen sollte, um ihren Olympiastart zu verhindern. Doch der Mann wurde kurze Zeit später gefasst, Kerrigan rechtzeitig zu Olympia sechs Wochen später wieder fit.

Margot Robbie spielt die prollige Harding aus der amerikanischen Unterschicht so bravourös, dass die australische Schauspielerin bei der Oscar-Verleihung am 4. März auf eine Auszeichnung als beste weibliche Hauptdarstellerin hoffen darf.

Über 20 Jahre lang hatte Harding jegliche Mitwisserschaft weit von sich gewiesen, im Januar räumte sie im Rahmen einer zweistündigen ABC-Dokumentation doch ein, eingeweiht gewesen zu sei: "Ich wusste, dass da etwas lief."

Den ersehnten Olympiasieg verpassten seinerzeit im übrigen beide Läuferinnen. Harding hielt dem nervlichen Druck nicht stand und wurde Achte, Kerrigan wurde von Oksana Bajul aus der Ukraine knapp geschlagen.

Mit dem Film möchte sie absolut nichts zu tun haben. "Ich bin vollauf damit beschäftigt, mein Leben zu leben", sagte die mittlerweile 48 Jahre alte Kerrigan, Mutter von drei Kindern, dem "Boston Globe". Ein Jahr nach dem Olympia-Drama heiratete sie ihren Manager Jerry Salomon.

Die ein Jahr jüngere Harding führte und führt ein weit unsteteres Leben. Sie heiratete ein zweites Mal, verkaufte ein Video ihrer Hochzeitsnacht an ein Erotik-Magazin. Sie boxte, catchte und war Managerin eines Wrestling-Teams.

Aus ihrer dritten Ehe ging ihr mittlerweile sieben Jahre alte Sohn Gordon hervor. Bei der US-Promotour für den Film zeigte sie sich an der Seite von Robbie auf den Roten Teppichen. Ein flüchtiges Glück, Harding soll wieder in den Wäldern rund um Portland leben, irgendwo in Oregon.

(se)
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