Historischer Dreifach-Erfolg Kombinierer liefern ihr Meisterstück ab

Pyeongchang · Gold, Silber, Bronze: Die deutschen "Dominierer" Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel feiern in Pyeongchang einen historischen Dreifachtriumph.

Olympia 2018: Deutsche Kombinierer holen Gold, Silber und Bronze
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Kombinierer holen Gold, Silber und Bronze

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Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel standen auch nach einer gefühlten Ewigkeit noch Arm in Arm im Zielraum. Immer wieder schauten die "eiligen drei Könige" der Kombination die Bilder ihres Sprints in die Geschichtsbücher auf der großen Leinwand an: Gold, Silber und Bronze in der olympischen Entscheidung von Pyeongchang - der Moment konnte unmöglich schöner sein. "Das ist ein unglaublicher Tag. Wir sind total geflasht", sagte Olympiasieger Rydzek.

Die "Dominierer" haben in Südkorea ihr Meisterstück abgeliefert. Sechs Tage nach Frenzels Erfolg auf der kleinen holte Rekordweltmeister Rydzek auf der großen Schanze sein erstes Olympia-Gold. Nach einem Rennen wie aus dem Bilderbuch war der Allgäuer im Sprint einen Hauch besser als Rießle und Frenzel - der Rest der Kombinations-Welt hatte nichts zu melden.

"Auf den letzten Metern habe ich nicht mehr nachgedacht, sondern alles an Herz und Power reingelegt - schließlich war ich mit zwei unglaublich starken Jungs auf der Zielgeraden", sagte Rydzek. Der Höhepunkt der deutschen Kombinations-Historie mündete in einer schwarz-rot-goldenen Jubelorgie, Bundestrainer Hermann Weinbuch und Assistent Ronny Ackermann tanzten völlig losgelöst durch den Schnee.

Weit nach Mitternacht wurde das Trio frenetisch im Deutschen Haus gefeiert, wo noch einmal die Bilder des grandiosen Schlussspurts über die Bildschirme flimmerten. "Es geht einfach nicht besser", sagte Frenzel vor der fast schon obligatorischen Sektdusche.

"Alle drei auf dem Stockerl - Wahnsinn. Ich habe ein paar Tränen verdrückt", sagte Meistermacher Weinbuch, für den es auch nach 22 Jahren im Amt eine neue Erfolgsdimension war. Was er seinen drei Musterschülern, die nach dem Springen auf den Plätzen vier bis sechs quasi gleichauf lagen, mit ins Rennen gegeben habe? "Macht es unter euch aus. Aber es wäre schön, wenn ihr alle drei oben auf dem Stockerl steht."

Und so machten sie es auch. "Wir haben es geschafft, weil sich niemand zu schade war, dem anderen zu helfen. Das macht uns so schnell keiner nach", sagte Rießle. Der Schwarzwälder wusste, wovon er sprach: 2014 war er in einem legendär-verkorksten Olympia-Rennen in Sotschi Dritter geworden, als er und Rydzek sich im Zielsprint über den Haufen liefen und deutsches Gold verschenkten. In Pyeongchang funktionierte der deutsche D-Zug perfekt, erst als der letzte Kontrahent abgeschüttelt war, hieß es: Feuer frei!

Olympia-Fahnenträger Frenzel, für den dritte Plätze normalerweise schon in die Kategorie Misserfolg fallen, freute sich über Bronze wie über Gold: "Das ist für mich der zweite Wettbewerb und die zweite Medaille. Nach dem Saisonverlauf ist das grandios, ich bin total zufrieden."

In der sensationellen Saison 2016/17 hatten die "Dominierer" sieben Dreifachsiege gefeiert, belegten im ersten WM-Rennen von Lahti sogar Platz eins bis vier. Dies klappte nun nicht ganz - Vinzenz Geiger wurde Siebter. Nach einem wackligen Winter war der Triumph von Südkorea aber der wichtigste und schönste. Und in der abschließenden Olympia-Staffel am Donnerstag (16.30 und 19.20 Uhr OZ/8.30 und 11.20 Uhr MEZ) ist das deutsche Quartett haushoher Favorit.

"Wir waren in dieser Saison ja schon weg", sagte Weinbuch, "aber wir haben an uns geglaubt. Die Mannschaft ist wieder zusammengewachsen. Dadurch ist etwas Großes entstanden." Etwas historisch Großes: Der Coup war der erste Dreifacherfolg in der Kombination überhaupt von der Großschanze. Drei deutsche Kombinierer, hatten bereits 1976 in Innsbruck gemeinsam auf dem Treppchen gestanden, als Ulrich Wehling (DDR) vor Urban Hettich (BRD) und Konrad Winkler (DDR) von der Normalschanze siegte.

Vor allem für Rydzek war seine erste Olympia-Einzelmedaille eine Befreiung. 2010 hatte er 18-jährig Staffel-Bronze geholt, vier Jahre später Silber mit dem Team. Nun ist Deutschlands Sportler des Jahres endgültig ein ganz Großer - und das hätte seine Freundin Lissi beinahe verpasst. "Sie musste wegen eines Seminars heimreisen und hat das Rennen noch am Flughafen in Seoul am Fernseher gesehen", erzählte er lachend: "Sie ist tausend Tode gestorben."

(sid)
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