Politisches Zeichen vor Olympia Schwester von Kim Jong Un in Südkorea gelandet

Pyeongchang · Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un schickt im Zuge seines Annäherungskurses eine Olympia-Delegation nach Südkorea. Ein Mitglieder der Herrscher-Familie kann sich dabei besonders großer Aufmerksamkeit sicher sein.

Olympia 2018: Schwester von Kim Jong Un trifft in Pyeongchang ein
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Schwester von Kim Jong Un trifft in Pyeongchang ein

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Foto: rtr, TH/BSP

Im Zuge seines plötzlichen Annäherungskurses an Südkorea hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seine einflussreiche Schwester zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang entsandt.

Eine Chartermaschine mit Kim Yo Jong und anderen Mitgliedern einer hochrangigen Delegation an Bord landete am Freitag auf dem Internationalen Flughafen Incheon. Zum ersten Mal reiste damit ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie in den Süden der koreanischen Halbinsel.

Die vom protokollarischen Staatsoberhaupt Kim Yong Nam angeführte Delegation wollte den ausführlichen Berichten südkoreanischer Medien zufolge an der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele am Abend (Ortszeit) im Osten des Landes teilnehmen. Bei der Begrüßung durch Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon lächelte die 30-jährige Kim Yo Jong an der Seite des 90-jährigen Kim Yong Nam.

Nordkoreas Team wird mit Musikkapelle empfangen
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Der Besuch gilt als Zeichen dafür, dass Kim Jong Un die seit Anfang des Jahres betriebene Annäherung fortsetzen will. Nordkorea hat zu den Spielen auch eigene Athleten geschickt.

Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Kim seiner jungen Schwester verschiedene Posten verschafft, um damit die Stellung der Familie innerhalb des Führungssystems zu stärken. Seit die Schwester ins Zentralkomitee der herrschenden Arbeiterpartei aufgestiegen war, gab es Spekulationen, dass sie ihrem Bruder bei den Regierungsgeschäften stärker zur Hand gehen könnte.

Dauerhafte Entspannung angestrebt

Südkoreanische Medien spekulierten, dass Kim durch die Delegation auch eine Botschaft an den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In übermitteln wolle. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf diplomatische Quellen, Kim könnte womöglich den südkoreanischen Staatschef nach Pjöngjang einladen. Moon hatte erklärt, die Olympia-Zusammenarbeit nutzen zu wollen, um eine dauerhafte Entspannung auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Kurz nach der Begrüßung durch den südkoreanischen Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon am Flughafen in der Nähe von Seoul bestieg die Delegation den Berichten zufolge einen Hochgeschwindigkeitszug in Richtung Pyeongchang.

Nord- und Südkorea - Liste der sportpolitischen Verstrickungen
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Bei einem Empfang von Moon vor Beginn der Eröffnungsfeier für die Ehrengäste werde der Präsident voraussichtlich auch Kim Yong Nam treffen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Weitere Gäste des geplanten Empfangs werden voraussichtlich US-Vizepräsident Mike Pence, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sein. Nordkorea hatte zuvor möglichen Gesprächen mit der US-Delegation am Rande der Spiele eine Absage erteilt.

Nach gegenseitigen Drohungen zwischen der nordkoreanischen Führung und US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr hatte es die schlimmsten Befürchtungen gegeben. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis auf das US-Festland tragen können. Die kommunistische Führung unterstellt Washington eine feindselige Politik. Am Donnerstag nahm Kim eine große Militärparade in Pjöngjang ab, bei der auch Langstreckenraketen gezeigt wurden.

Steinmeier rief am Freitag in Seoul dazu auf, die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts um Nordkoreas Atomprogramm nicht aufzugeben. "Haben Sie den Mut, sich diese Hoffnung zu bewahren." Steinmeier betonte, der Auftritt einer gemeinsamen Mannschaft mit Sportlern aus Nord- und Südkorea bei den Spielen dürfe nicht überschätzt werden. Noch sei nicht zu erkennen, ob dahinter der Wunsch des Regimes nach einem echten Dialog stehe.

(dpa)
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