Sabotage-Vorwürfe Rolle rückwärts bei Oelsner

Whistler (RPO). Thomas Oelsner hat seine Sabotage-Vorwürfe relativiert, doch in der "Schokoladen-Affäre" bei den Paralympics in Vancouver bleiben viele Fragen offen. "Von Sabotage zu reden, war sicherlich falsch. Da bin ich leider etwas über das Ziel hinausgeschossen", sagte der Thüringer.

Paralympics 2010: die Eröffnungsfeier
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Warum das Visier am Gewehr des fünfmaligen Paralympics-Siegers beim Verfolgungsrennen der Biathleten mit Schokolade verschmiert war, bleibt allerdings offen. "Wirklich erklären kann man das nicht", sagte der 39-jährige im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst. "Das ist schon alles eine seltsame Geschichte." Allerdings musste er, auch auf Drängen der Verbandsspitze, erkennen: Sollte seine Waffe wirklich manipuliert gewesen sein, wird er dies weder herausfinden noch beweisen können.

"Es liegt in der Natur der Sache, dass dies Schlagzeilen sind, die man nicht haben möchte. Es liegt am Athleten, das aufzuklären", hatte DSB-Präsident Friedhelm Julius Beucher zuvor dem SID gesagt. Auch der deutsche Chef de Mission Karl Quade hatte kein Verständnis für Oelsners Anschuldigungen: "Ich kann mir das nicht erklären. Aber das sind alles mündige Athleten, jeder muss selbst verantworten, was er sagt."

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte zudem klar gemacht, in der Angelegenheit keine Ermittlungen aufzunehmen. "Uns liegt kein Protest der deutschen Mannschaft vor. Deshalb gibt es für uns keinen Anlass, tätig zu werden", sagte IPC-Sprecherin Steffi Klein.

"Helfer hätte Waffe säubern müssen"

Den Einspruch habe er durchaus einlegen wollen, sagte Oelsner nun. "Ein Helfer hat meine Waffe säubern müssen. Diese Zeit wollte ich gutgeschrieben bekommen", sagte er: "Der Technische Delegierte hat uns aber zu verstehen gegeben, dass dieser Einspruch keine Chance hätte." Dem DBS hatte er seinen Verdacht darauf nicht mehr geäußert. Entsprechend überrascht war Quade, als er am Montag mit Fragen nach dem angeblichen Kriminalstück konfrontiert wurde.

Eigentlich sei er sich mit seiner Crew einig gewesen, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Als er nach den Vorfällen beim Rennen befragt wurde, sei es aber mit ihm durchgegangen: "Da war ich ein bisschen blauäugig."

Am Wochenende habe ihm niemand eine bestimmte Sprachregelung vorgegeben, versicherte er: "Auch das habe ich falsch ausgedrückt. Es hat mich niemand gebrieft, etwas zu vertuschen." Am Montag hatte er noch erklärt, er "solle nur sagen, dass da Dreck im Gewehr war. Aber dann bin ich die Schlampe, die ihr Gewehr nicht in Ordnung hält, und das lasse ich nicht auf mir sitzen."

Eine besondere Dynamik hatte die Diskussion bekommen, weil Oelsner nicht zum ersten Mal Manipulations-Vorwürfe äußerte. 2002 in Salt Lake City war er als erster des Dopings überführter Athlet in die Geschichte der Winter-Paralympics eingegangen und hatte danach gesagt: "Es könnte Sabotage sein." Der DBS hatte ihm damals geglaubt und die internationale Zwei-Jahres-Sperre für nationale Wettkämpfe nach einem halben Jahr ausgesetzt.

"Mit der Geschichte von damals hatte das nichts zu tun", sagte Oelsner: "Aber dadurch, dass ich es gesagt habe, haben es manche in den falschen Hals bekommen. Das ist natürlich blöd gelaufen." Was wirklich am Schießstand von Whistler passierte, wird man wohl nie herausfinden ...

(SID/chk)
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