Nach einem Jahr auf Ski "Coconut-Fighter" Taufatofua startet in Pyeongchang

Pyeongchang · Pita Taufatofua wurde bei Olympia in Rio als geölter Fahnenträger aus Tonga weltberühmt. In Südkorea startet der Abenteurer nach einer wahren Odyssee im Skilanglauf.

Olympia 2016: Fahnenträger von Tonga eröffnet "Ölympia"
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Tongas Fahnenträger läuft eingeölt ins Stadion

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Foto: afp

Mit freiem Oberkörper, Baströckchen und geölter Brust wie in Rio wird Pita Taufatofua diesmal nicht einlaufen. "Ich werde sehr, sehr dicke Kleidung tragen. Ich will bei meinem Rennen schließlich noch lebendig sein", sagt der Abenteurer aus Tonga vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele dem SID. Vor zwei Jahren in Brasilien war der "Coconut-Fighter" als spärlich bekleidetet Fahnenträger aus dem Südpazifik weltberühmt geworden. Im eiskalten Pyeongchang ist er wieder dabei - als Skilangläufer.

"Nach Rio brauchte ich eine neue Herausforderung. Und Langlauf ist ziemlich schwierig", sagt Taufatofua. Als er am 13. Januar 2017 in Pfullendorf erstmals auf Ski stand, hatte er drei Fragen. "Hält der Helm Kokosnüsse aus?", wollte er mit einem Augenzwinkern wissen, "kann ich mit den Stöcken auch Tiere jagen?" und schließlich: "Wie bremse ich eigentlich?". Taufatofua lernte schnell: Wenige Wochen später nahm er an der WM in Lahti teil und landete im Sprint auf Rang 153 - von 156 Startern.

In Pfullendorf lernte er auch seinen deutschen Trainer Thomas Jacob kennen, bei dem er wohnte und dem er nachts heimlich die Schokolade aus dem Kühlschrank stibitzte. Gemeinsam ging das ungewöhnliche Duo das Projekt Olympia an. "Ich habe Thomas von Anfang an gesagt: Ich habe kein Geld. Aber ich verspreche dir, dass du bei Olympischen Spielen einlaufen wirst", sagt Taufatofua.

Der Weg dorthin glich allerdings einer Odyssee. Mitte Januar verpasste er die Qualifikations-Rennen im kroatischen Ravna Gora, weil er auf dem Flughafen in Istanbul strandete. "Dann habe ich von diesem letzten Rennen am Polarkreis gehört", erzählt der 34-Jährige. Nach zwei Tagen Schneesturm schlug er sich nach Isafjordur im äußersten Nordwesten Islands durch - und setzte ganz auf Gottes Hilfe.

Das Ziel in Pyeongchang: nur nicht Letzter werden

"Am letzten Tag, am Ende der Welt, habe ich vor dem Rennen ein Gebet gesprochen. Und dann ist ein Wunder geschehen", sagt Taufatofua. Der Außenseiter wurde über zehn Kilometer Sechster (von acht Startern) und holte die letzten noch fehlenden FIS-Punkte. "Tonga fährt zu Olympia, Baby!", brüllte er anschließend. Die 1800 Dollar für das Übergepäck, die er am Donnerstag am Flughafen München vor der Reise nach Südkorea zahlen musste, waren im Vergleich zu all den Strapazen ein Klacks.

In Pyeongchang will der Exot zumindest nicht Letzter werden. Seinen einzigen Taekwondo-Kampf in Rio hatte er schließlich verloren. Seine Chancen über 15 Kilometer sind gering, aber was kümmert das schon einen Mann, der einst als Sozialarbeiter obdachlosen Kindern half und es bis zu Olympischen Sommer- und Winterspielen geschafft hat?

"Ich habe kein magisches Talent, keine besondere Technik. Aber wenn ich eines habe, dann Glaube. Ich glaube an den großen Mann da oben", sagt Taufatofua: "Ich bin in den vergangenen Wochen Berge hinunter gepurzelt und oft von der Strecke abgekommen. Aber wenn man Ziele hat und dafür kämpft, dann schafft man alles."

(sid)
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