Pyeongchang 2018 Die Exoten der Olympischen Winterspiele 2018
30 Jahre nach dem berühmten Auftritts des jamaikanischen Vierers erstmals ein Frauenteam von der Karibikinsel.
Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian (Mitte) und Anschieberin Carrie Russell (rechts) werden von Sandra Kiriasis trainiert, ihres Zeichens dreimalige Weltmeisterin aus Sachsen.
Auch Nigeria geht in diesem Jahr mit einem Frauen-Bob-Team an den Start. Akuoma Omeoga, Seun Adigun und Ngozi Onwumere sammelten Geld per Crowdfunding, gründeten einen Bobverband und haben es mit ihrer ursprünglichen Schnapsidee bis nach Pyeongchang geschafft.
Premiere bei Winterspielen feiern diesmal auch Malaysia, Singapur, Nigeria und Eritrea. Shannon-Ogbnai Abeda, ein 21 Jahre alter Skirennfahrer, wird erstmals auf der größten Bühne seines Sports für Eritrea starten und ist immer noch überwältigt von den Reaktionen aus seinem Bekanntenkreis. "Sie schauen zu mir auf, ich hätte mir nie vorstellen können, in so einer Position zu sein", sagt Abeda, der in Kanada als Sohn von Flüchtlingen aus Eritrea aufwuchs.
Shiva Keshavan ist für viele Journalisten der Exot schlechthin, doch der Asienmeister nimmt in Pyeongchang bereits zum sechsten Mal an den Olympischen Winterspielen teil.
Keshavan nahm bereits 1998 im japanischen Nagano erstmals an Winterspielen teil. Der 37-Jährige ist auch noch Präsident des nationalen Rennrodel-Verbandes seines Heimatlandes.
Fatih Arda Ipcioglu sorgte schon bei seinem Auftritt bei der Vierschanzentournee für Aufsehen.
Bei Olympia 2018 ist er einer von insgesamt acht türkischen Sportlern. Bei der Eröffnungsfeier durfte er die Fahne seines Landes tragen.
Im Skeleton geht Akwasi Frimpong für sein Geburtsland Ghana an den Start.
Als illegaler Einwanderer lebte er 13 Jahre in den Niederlanden, ehe er einen holländischen Pass bekam. Nun will der Weltranglisten-99. als erster Afrikaner eine Medaille bei Winterspielen gewinnen. "Es ist mein Weg, Grenzen zu durchbrechen und zu zeigen, dass Afrikaner und Schwarze diesen Sport auch beherrschen", sagt Frimpong.
Die Schweiz ist das exakte Gegenteil eines exotischen Wintersportlandes. Tim Hug ist jedoch der einizige Nordische Kombinierer seines Landes auf internationalem Niveau. Er finanziert seinen Sport allerdings mehr oder weniger selbst.
Der malaysische Eiskunstläufer Julian Yee konnte in seiner Heimat nur am frühen Morgen oder späten Abend in den Einkaufszentren rund um Kuala Lumpur trainieren - manche hatten eine kleine Eisfläche: "Es war wie der Versuch, eine A 380 auf einer Miniatur-Landebahn aufzusetzen."
Im Ski alpin gilt schon der britische Slalom-Spezialist Dave Ryding als Exot.
Allerdings wird während Olympia wohl öfter Sabrina Simader im Fernsehen zu sehen sein: Die 19 Jahre alte, in Österreich aufgewachsene Speed-Fahrerin ist die erste Frau Kenias bei Winterspielen.
Der 18-jährige Albin Tahiri ist der erste Athlet, der bei Olympischen Winterspielen für den Kosovo an den Start geht. Der Skirennfahrer ist eigentlich Slowene, sein Vater aber stammt aus dem Kosovo. "Als Kosovo seine Unabhängigkeit erklärte, wollte ich helfen, indem ich das Land als Athlet vertrete", sagt Tahiri.
Pita Taufatofua war bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro noch im Taekwondo angetreten und machte mit seinem Auftritt mit eingeöltem Oberkörper von sich reden.
Klaus Jungbluth Rodriguez geht für Ecuador im Langlauf an den Start. Der 38-Jährige war Gewichtheber, bis ihn eine Knieverletzung stoppte und er als Student in Norwegen Ski-Langlauf für sich entdeckte.
Beim Einlauf blieb er sich trotz eisiger Temperaturen diesmal treu, die Disziplin ist diesmal eine andere. Rund ein Jahr, nachdem er zum ersten Mal auf Ski stand, geht Taufatofua als Langläufer an den Start.
Bereits Erfahrung mit der olympischen Exotenrolle hat Yohan Goutt Goncalves, der schon 2014 als Ski-Rennfahrer Osttimor zum Debüt bei Winterspielen verhalf. "Diesen Traum hatte ich, seit ich acht war. Ich wollte zu Olympia, und ich wusste, es sollte für Osttimor sein, weil es wichtig ist zu zeigen, dass es dieses Land gibt", sagt der 23-Jährige. Die Liebe zur Heimat seiner Mutter, die einst vor dem Krieg aus Osttimor geflüchtet war, geht über den Sport hinaus. Nach der Alpin-WM 2015 nahm sich Goutt Goncalves eine Auszeit von 18 Monaten, um in humanitären Projekten in Osttimor mitzuhelfen. Jetzt ist er wieder da - und Pyeongchang um eine außergewöhnliche Geschichte reicher.